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Wolfgang Hermann auf Spurensuche

Barbara Sohm freute sich, den in Dornbirn aufgewachsenen Schriftsteller Wolfgang Hermann im Rapunzel zu begrüßen.
Barbara Sohm freute sich, den in Dornbirn aufgewachsenen Schriftsteller Wolfgang Hermann im Rapunzel zu begrüßen. ©Laurence Feider
Der Vorarlberger Autor las in der Buchhandlung Rapunzel aus „Bildnis meiner Mutter“.
Lesung Wolfgang Hermann

Dornbirn. Für den in Bregenz geborenen und in Dornbirn aufgewachsenen Wolfgang Hermann war der Besuch in der Buchhandlung Rapunzel gewissermaßen eine Reise zurück in seine Jugend. „Ich erinnere mich, dass ich hier mal in den Ferien als Briefträger gejobbt habe – die Bahnhofstraße war damals die schlimmste Straße in Dornbirn. Menschen wie Barbara Sohm mit ihrer schönen Buchhandlung haben dafür gesorgt, dass das heute nicht mehr so ist“, so der Schriftsteller, den es von Dornbirn aus in die ganze Welt verschlagen hat.

Ein Kind ihrer Zeit

Für sein neuestes Buch „Bildnis meiner Mutter“ ist Wolfgang Hermann noch weiter in der Zeit zurückgegangen – die Erzählung beginnt an einem Weihnachtsabend Mitte der 1920er Jahre, als Wolfgang Hermanns Mutter Anneliese etwa drei Jahre alt war. Wolfgang Hermann versucht in seinem Buch ein Porträt seiner Mutter abseits ihrer Mutterrolle zu zeichnen – als Grundlage dienen eigene Erinnerungen und Bilder aber auch die mit der Schreibmaschine verfassten Aufzeichnungen seiner Mutter. „Als Kind denkt man, seine Mutter zu kennen. Später kommt man drauf, dass man von einer geheimnisvollen Person mit vielen Facetten großgezogen wurde“, so der Autor.

Sehr persönliches Buch

Das Buch gliedert sich in zweite Teile – den ersten, längeren Teil hat Wolfgang Hermann bereits 1994 zu Lebzeiten seiner Mutter geschrieben. „Mir wurde aber schnell klar, dass ich den Text nicht würde veröffentlichen können, da meine Mutter sicher tausend Einwände gehabt hätte“, erzählt Wolfgang Hermann. So wanderte der Text für fast 30 Jahre in die Schublade – erst nach dem Tod der Mutter hat sich der Autor wieder intensiv mit ihrer Lebensgeschichte auseinandergesetzt. Besonders beschäftigt hat ihn die Frage, wieso sie ihr Leben nicht so leben konnte, wie sie es sich erträumt hatte. „Vielleicht hat man zu Lebzeiten nicht genug Distanz und versteht die Menschen besser, wenn sie verstorben sind“, meint Wolfgang Hermann. Am Ende stellt er fest, dass seine Mutter ihren Frieden mit ihrem Leben gemacht hatte, das sie nicht so hatte leben können, wie sie es sich gewünscht hatte: „So ist irgendwie doch noch alles gut geworden.“

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