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Wohntrends andersrum

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Schwule Männer haben gesteigerte Anforderungen an ihre Wohnsituation und geben insbesondere für Einrichtung und Design deutlich mehr Geld aus. Die Trends, die sich aus einer aktuellen Studie ergeben, wurden am Mittwoch in Wien präsentiert.

Raum für persönliche Entfaltung

In einem Punkt sind sich schwule und heterosexuelle Männer einig: Das eigene Zuhause ist vor allem ein Ort der Privatsphäre, Geborgenheit und Entspannung. Für knapp 50 Prozent der schwulen Männer ist es jedoch auch ein Raum für die persönliche Entfaltung und immerhin 17,3 Prozent bezeichnen die eigenen vier Wände auch als Prestigeobjekt. Dementsprechend zeichnet sich auch die Zufriedenheit mit der derzeitigen Wohnsituation ab, mit der 73,8 Prozent der Homosexuellen und nur 67,9 Prozent der Heterosexuellen durchwegs zufrieden sind. Besonders auffällig ist dabei, dass 87,5 Prozent der über 40-jährigen schwulen Männer mit ihrer Wohnsituation überdurchschnittlich zufrieden sind.

Wunschimmobilie ist Hauptmietwohnung in den oberen Geschossen

Die meisten schwulen Männer leben derzeit in den Bezirken Margareten, Mariahilf und Favoriten und bewohnen Hauptmietwohnungen (56,5 Prozent) oder Eigentumswohnungen (18,5 Prozent), wobei sie Altbauten bevorzugen. Auf die Frage, in welchem Bezirk sie gerne leben würden, führen bei den schwulen Männern Mariahilf, die Innere Stadt, Neubau und Döbling, während es heterosexuelle Männer eher in die Donaustadt, nach Hietzing, Liesing oder überhaupt an den Stadtrand zieht. Sehr unterschiedlich ist auch der Wunsch nach der künftigen Traumimmobilie: Während beim heterosexuellen Mann noch immer das Eigentumshaus mit 55,5 Prozent vor der Eigentums- und Hauptmietwohnung führt, wünscht sieht der schwule Mann seine Zukunft in erster Linie in der Eigentumswohnung (57,3 Prozent). Diese sollte dann idealerweise in einem höheren Geschoss oder am besten gleich im Dachgeschoss gelegen sein. Das wünschen sich zumindest 58,1 Prozent der schwulen Männer im Vergleich zu nur 42,3 Prozent der heterosexuellen Männer, für die die Höhenlage offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Immerhin bewohnen schon jetzt knapp 12 Prozent der schwulen Männer eine Wohnung im Dachgeschoss. Der Wechsel in die nächste Immobilie wird bei schwulen Männern auf jeden Fall schneller vonstattengehen, zumal diese durchschnittlich kürzer in einer Immobilie verweilen. Bei der Suche nach einer neuen Immobilie lassen sich schwule Männer deutlich stärker als heterosexuelle Männer vom Internet inspirieren, wobei die Empfehlung von Freunden und Bekannten in beiden Befragungsgruppen den wichtigsten Faktor ausmacht.

Einig ist man sich jedoch wieder, was die Größe der Wunschimmobilie betrifft: Diese soll auf jeden Fall deutlich größer als die derzeitige Wohnfläche sein. Heterosexuelle Männer leben durchschnittlich auf 81,5 Quadratmetern und wünschen sich rund 120 Quadratmeter. Schwule Männer geben sich etwas bescheidener und leben derzeit auf 70 Quadratmetern und möchten sich um 30 auf 100 Quadratmeter vergrößern. Auffällig ist, dass schwule Männer weniger Zimmer benötigen und demnach eher Wohnungen mit offenem Schnitt bevorzugen. 66,1 Prozent der schwulen Männer kommen mit zwei bis drei Zimmern aus, während 35,2 Prozent der heterosexuellen Männer vier bis fünf Zimmer benötigt. Dies begründet sich mitunter in der durchschnittlichen

Haushaltsgröße: 95,2 Prozent der schwulen Männer leben in einem Ein- bis Zweipersonenhaushalt, während 81,6 Prozent der heterosexuellen Männer in einem Zwei- bis Vierpersonenhaushalt leben. Deutlich größer scheint auch der Wunsch nach frischer Luft bei heterosexuellen Männern zu sein: 26,6 Prozent verfügen über einen Balkon, 22,3 Prozent über eine Terrasse und je 18,4 Prozent über einen kleinen Garten oder eine Loggia. Im Vergleich: Nur 16,5 Prozent der homosexuellen Männer haben einen Balkon und nur 15,3 Prozent eine Terrasse.

Mehr Geld für die eigenen vier Wände.

Monatlich gibt der schwule Mann inklusive sämtlicher Wohnnebenkosten und Steuern rund 600 Euro aus und damit um 50 Euro mehr als der heterosexuelle Mann, der nur 550 Euro für das Wohnen aufwendet. Trotz der geringeren Ausgaben empfinden 36,4 Prozent der heterosexuellen und nur 20,9 Prozent der homosexuellen Männer die Wohnkosten als hohe finanzielle Belastung. Für rund

34,3 Prozent der homosexuellen Männer stellen die Wohnkosten hingegen eine nur kleine bis gar keine Belastung dar. Dies ist in Anbetracht des höheren Einkommens, das schwulen Männern zur Verfügung steht, jedoch nicht verwunderlich. Sehr unterschiedlich gestaltet sich auch die Investitionsbereitschaft in Eigentumsimmobilien: 38,8 Prozent der schwulen Männer würden in eine Eigentumswohnung investieren und nur 21,9 Prozent in ein Eigentumshaus, in das allerdings 36,7 Prozent der heterosexuellen Männer investieren würden. Dieser Trend setzt sich auch bei den Investitionen in Möbel und Einrichtungsgegenstände fort, in die der schwule Mann jährlich durchschnittlich 1.845 Euro und der heterosexuelle Mann 1.055 Euro investiert. Die höheren Investitionen des schwulen Mannes begründen sich mitunter dadurch, dass dieser deutlich öfter in Designerläden oder Maßanfertigungen vom Tischler kauft als der heterosexuelle Mann. Das Gros der Einrichtungsgegenstände kommt jedoch in beiden Befragungsgruppen aus dem

Möbel- und Einrichtungshaus. Beim Einrichtungsstil bevorzugen schwule Männer dunkle Farben in Kombination mit klaren Formen und modernen Elementen, die auch bei heterosexuellen Männern führend sind. Ebenso werden rustikale Elemente im Landhausstil geschätzt. Das gutbürgerliche Wohnzimmer und ein übertrieben ländlicher Einrichtungsstil haben sowohl bei heterosexuellen als auch bei schwulen Männern ausgedient.

Helligkeit und gute Infrastruktur sind gefragt

Homosexuelle Männer legen bei der Wahl der Immobilie besonderen Wert auf helle Zimmer (75,8 Prozent) und große offene Räume (49,2 Prozent) und einen eigenen Internetanschluss im Haus (74,6 Prozent). Heterosexuelle wünschen sich neben dem Internet (71,5 Prozent) vor allem einen Lift (37,9 Prozent) und eine Garage im Haus (39,1 Prozent). Als sehr wichtig erweist sich bei der Wohnentscheidung auch die Lage. Diese soll für schwule Männer vor allem zentrumsnahe (32,7 Prozent) und ruhig (50,4 Prozent) sein. Ein weiteres wesentliches Kriterium ist eine nahe gelegene U-Bahn-Station, die sich 58,9 Prozent der schwulen Männer wünschen und die für heterosexuelle Männer (43,4

Prozent) eine deutlich geringere Bedeutung hat. Diese wünschen sich mit 39,5 Prozent jedoch überproportional deutlich eine Grünlage oder einen nahe gelegenen Wald sowie günstige Anbindungen an den Individualverkehr. Während heterosexuelle sich vor allem Kinderbetreuungs- und Ausbildungseinrichtungen in der Nähe ihres Wohnortes wünschen, legen schwule Männer mehr Wert auf gastronomische Aspekte und wünschen sich Restaurants mit verschiedenen internationalen Küchen (23 Prozent), typische Wiener Lokale und Kaffeehäuser

(14,1 Prozent), stylische Cafés (12,9 Prozent) und kulturelle Einrichtungen wie Opern- und Theaterhäuser (12,5 Prozent) in ihrer Nähe. Weniger Bewertung messen schwule Männer dem Kontakt mit der Nachbarschaft zu, der für nur zehn Prozent der schwulen und immerhin 16 Prozent der heterosexuellen Männer wichtig erscheint.

Video zur Studie “Schwule Wohntrends”:

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