Wohnen in Österreich: Was darf fehlen, damit es leistbar bleibt?
Die Mehrheit der Österreicher wäre bereit, auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten, wenn dadurch die Wohnkosten sinken. Das zeigt eine aktuelle Integral-Umfrage im Auftrag der IMMOBILIEN-RENDITE AG. Doch bei Sicherheit, Lage und Komfort zieht die Bevölkerung klare Grenzen.
Lage, Ruhe, Sicherheit – das ist unverzichtbar
Eine gute Wohnlage bleibt für 53 Prozent der Befragten unverhandelbar. Noch wichtiger ist Ruhe: Fast zwei Drittel würden eine Wohnung an einer stark befahrenen Straße oder neben Bahngleisen ablehnen. Auch Nähe zu Arbeit, Nahversorgung, medizinischer Infrastruktur und Öffis wird nur ungern geopfert. Männer zeigen sich hierbei etwas flexibler als Frauen.
Beim Thema Sicherheit ist die Haltung eindeutig. 40 Prozent bestehen auf strengen Brandschutz, 41 Prozent auf effektiven Schallschutz – besonders in Salzburg. Bei der Wärmedämmung sind die Ansprüche besonders hoch: Nur 6 Prozent würden schlechtere Isolierung in Kauf nehmen.
Komfort ist gefragt
Komfort-Features wie Aufzug oder Parkplatz sind weiterhin stark nachgefragt – allerdings mit Unterschieden zwischen Stadt und Land. In Wien würden 53 Prozent auf einen Stellplatz verzichten, in den Bundesländern nur 17 Prozent. Jüngere sind deutlich eher bereit, auf den Lift zu verzichten, wenn der Preis stimmt.
Interessant ist auch die steigende Akzeptanz für Erdgeschoßwohnungen. Während bundesweit 43 Prozent damit leben könnten, steigt der Anteil in Tirol und Oberösterreich auf 63 Prozent.
Regionale und geschlechtsspezifische Unterschiede
In Wien zeigt sich laut Umfrage die geringste Kompromissbereitschaft – mit Ausnahme des Themas Parkplatz. Ganz anders in Tirol und der Steiermark: Hier würde rund ein Drittel sogar befristete Mietverträge akzeptieren, sofern sie die Wohnkosten senken. In Kärnten und Wien ist die Ablehnung solcher Modelle besonders hoch.
Auch bei Balkon, Garten und Terrasse zeigt sich ein klares Bild: Männer wären hier deutlich eher bereit, auf private Freiflächen zu verzichten als Frauen – 38 zu 22 Prozent.
Von Wallbox bis Steckdose: Was als "verzichtbar" gilt
Moderne Energiestandards und bauliche Extras sind für viele zweitrangig. Drei Viertel der Befragten würden auf eine E-Auto-Wallbox verzichten, zwei Drittel auf eine Photovoltaik-Anlage. Auch Fahrradabstellplätze sind für 58 Prozent verzichtbar. Die verpflichtende Anzahl an Steckdosen sehen fast 50 Prozent kritisch – hier greife man lieber zur Steckerleiste.
Auch barrierefreie Badezimmer werden zunehmend hinterfragt: Besonders junge Menschen würden laut Umfrage auf diese verzichten, wenn es die Baukosten senkt.
Behördenverfahren: Föderale Unterschiede beim Geduldsfaden
Ein weiteres Hindernis bei der Schaffung leistbaren Wohnraums sind aus Sicht vieler Befragter die langwierigen Genehmigungsverfahren. Überraschend: Jüngere sind hier deutlich toleranter. Nur 20 Prozent würden Verfahrensschritte gegen günstigeren Wohnraum eintauschen – bei den älteren Befragten sind es 33 Prozent.
In Kärnten zeigt sich die größte Zustimmung zu umfassenden Behördenprüfungen. In der Steiermark und Tirol hingegen wären über ein Drittel bereit, auf zusätzliche Verfahrensschritte zu verzichten, wenn dies schnelleren Wohnbau ermöglicht.
(Red)