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Wohnen: „Angst vor dem Fremden“

1,1 Mio. Menschen mit Migranten-Hintergrund in Österreich - Wien und Vorarlberg mit höchster Zuwanderungsdichte - Akzeptanzgefälle zwischen Stadt und Land.

Seit dem 23. Jänner diesen Jahres müssen Österreichs Gemeindebauten auch für Nicht-EU-Ausländer geöffnet werden. Im künftigen Zusammenleben von Zuwanderern und „sozial schwachen“ Österreichern wird gehöriges Konflikt-Potenzial gesehen. Der Migrationsforscher Rainer Münz vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) plädierte kürzlich bei einem „Standard“-Symposium zur Zukunft großstädtischen Zusammenwohnens, für eine „intelligente Wohnpolitik“. Sie könnte „zukünftige oder bereits erkannte Brennpunkte entschärfen“.

Integration “auf halbem Weg steckengeblieben”

Die Ursachen hingegen – rigide Beschränkung des Arbeits- und Wohnungsmarktes sowie Einbürgerungshürden – seien nur politisch lösbar. Caritas-Präsident Franz Küberl sieht „die auf halbem Weg stecken gebliebene Integration“ von Zuwanderern in Österreich unter anderem in der jüngsten politischen Vergangenheit begründet, im Selbstverständnis Österreichs als Nicht-Einwanderungsland.

„Wohnen ist die zweite Haut des Menschen“, so der Caritas-Präsident und ein Grundbedürfnis, das durch die Schaffung von Wohnungszugang abgedeckt sein muss. Diese gelte in selbem Ausmaß für Zuwanderer wie für Einheimische. Aber selbst bereits „Eingebürgerte bekommen vielerorts noch immer keinen Wohnraum, weil sie weiter als Ausländer gelten“, wobei es ein spürbares Gefälle der Akzeptanz von Stadt und Land gebe. Küberl sieht bei der Bereitstellung von Wohnraum in vielen heimischen Gemeinden noch Nachholbedarf.

“Subtile Methoden der Ausgrenzung”


Die „Angst vor dem Fremden“ bestimme das Spannungsverhältnis von Einwohnern und Zuwanderern, und das nicht erst seit den brennenden Vorstädten von Paris, so der Soziologe und Raumplaner Jens Dangschat. Um sich dieses Gefühl vom Leib zu halten, bediene sich die Gesellschaft „subtiler Methoden der Ausgrenzung“, wie einem beschränkten Zugang zum Wohnungs- oder Arbeitsmarkt.

Küberl ortet diese „greifbaren Ängste vor allem in Gegenden, wo eine geringe Ausländerquote vorherrscht“. Plätze der Begegnung könnten hier einen Anknüpfungspunkt für Kommunikation bilden und damit einen Umgang mit anderen Kulturen schaffen. Schließlich sei auch für Zuwanderer das „Erfassen von ungeschriebenen Regeln“ eine Notwendigkeit.

1,1 Millionen nicht in Österreich geboren

3,5 Millionen Haushalte zählt Österreich bei insgesamt 8,2 Millionen Einwohnern. Davon haben etwa 1,1 Millionen Menschen ihren Geburtsort im Ausland. Von diesen besitzen 60 Prozent weiter eine ausländische Staatsbürgerschaft, 40 Prozent sind mittlerweile eingebürgert, so Rainer Münz. Was bedeute, dass umgerechnet 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung einen Migranten-Hintergrund aufweise.

Die Zuwanderung in Österreich konzentriere sich primär auf urbane Räume, wo es günstigen Wohnraum gebe. Besonders viele Migranten gebe es in Wien und im Vorarlberger Rheinland, wo es zu einer „Verdichtung“ in bestimmten Wohnvierteln komme.

Der Migrationsforscher ergänzte, dass auch landschaftlich attraktive Gegenden wie Kitzbühel einen hohen Ausländeranteil aufweisen, so dass bereits eine Verdrängung der einheimischen Bewohner stattfinde.

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