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Wohin steuert jetzt die "Kronen Zeitung"

Nach dem Ableben von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand (89) gilt das Augenmerk der Medienbranche nun der Zukunft der "Kronen Zeitung" und dem inhaltlichen Kurs des Blattes. Der 50 Prozent-Anteil Dichands an der "Krone" geht jedenfalls auf seine Familie über. Als Haupterbin gilt dabei Dichands Frau Helga Dichand (73).

Neben Helga gibt es die Kinder Michael (48), Johanna (46) und Christoph (45). Christoph fungiert bereits seit mehreren Jahren als “Krone”-Chefredakteur und ist mit “Heute”-Geschäftsführerin Eva Dichand (38) verheiratet, der bei der weiteren Entwicklung der “Krone” nach Hans Dichand eine wichtige Rolle zukommen könnte. Der älteste Sohn Michael war Biobauer, beschäftigt sich mit erneuerbaren Energien und lebt hauptsächlich in den USA. Schwester Johanna hat vom Vater den Kunstsinn geerbt, arbeitete als Galeristin und ist Gesellschafterin und Aufsichtsrätin im Dorotheum.

Der verstorbene Hans Dichand hatte schon seit längerem versucht, seinen Hälfteanteil an der “Kronen Zeitung” in eine Stiftung zu überführen, um das Familienvermögen so zusammenzuhalten. Gescheitert waren diese Bemühungen stets daran, dass die deutsche WAZ in diesem Fall ihr Vorkaufsrecht ziehen hätte können. Dichand setzte seine Hoffnungen für die “Krone”-Zukunft ganz auf seinen Sohn Christoph Dichand, den er bereits 2001 öffentlich als seinen Nachfolger positionierte. Ab 1. Februar 2003 übernahm der promovierte Jurist den Posten des Chefredakteurs in der “Krone”. Das Medienhandwerk hatte Christoph, der 1993 in Innsbruck zum Thema “Der Persönlichkeitsschutz im Mediengesetz” dissertierte, zuvor als Chefredakteur der Sonntagsbeilage “Krone bunt” erlernt. In New York studierte er in den 90er Jahren bei den amerikanischen Boulevardzeitungen “New York Post” und “Daily News” außerdem die Cover-Gestaltung.

Wie sein Vater blieb auch Christoph Dichand stets im Hintergrund, auch wenn er sich in den vergangenen Jahren – mit betont bescheidenem Auftreten – bei diversen Medienterminen gemeinsam mit Ehefrau Eva blicken ließ. Diese bildet als Herausgeberin der Gratiszeitung “Heute” mittlerweile einen eigenen Machtfaktor im Dichand-Clan. Gemeinsam mit der “Krone” erreichte das Gratisblatt 2009 etwa 60 Prozent aller Wiener, eine Größe, über die auch die Politik nicht ohne weiteres hinwegblicken kann.

Eva Dichand wird in der Branche finanzielles und verlegerisches Geschick attestiert und auch vom Schwiegervater wurde ihr Wirken als “Heute”-Herausgeberin stets wohlwollend betrachtet. Sie galt deshalb immer wieder als Kandidatin für höhere “Krone”-Weihen. Zuletzt wurde sie Anfang dieser Woche auf eine mögliche Zukunft bei dem Reichweitenriesen angesprochen. Eva Dichand blieb dabei aber vage: “Ich glaube nicht, dass es das Problem der ‘Kronen Zeitung’ ist, einen guten Manager zu finden.”

Wesentlich rascher könnte es mit einer “Krone”-Neuausrichtung unterdessen in der Redaktion selbst gehen. Branchenkenner glauben bereits in der jüngsten Berichterstattung rund um Arigona Zogaj einen inhaltlichen Kurswechsel zu erkennen. Heftige Kritik an der Feigheit der Spitzenpolitik und ordentliche Bandagen für die Innenministerin durch “Krone”-Innenpolitikchef Claus Pandi und “Krone”-Postler Michael Jeannee während des bereits krankheitsbedingten Dichand-Vakuums wertet der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell etwa als erstes Zeichen der Bewegung.

“Ein Kurswechsel ist möglicherweise bereits in Gang”, so Hausjell, der ein Buch zum Thema “Kronen Zeitung” plant. “Man wird sehen, ob sich jetzt jene Kräfte durchsetzen, die schon seit einiger Zeit eine inhaltliche Reform der ‘Krone’ durchsetzen wollen. Es gibt in der Redaktion viele humanistische gebildete und kluge Köpfe, die die ‘Krone’ zu einem anderen Massenblatt machen und auf einen Boulevard mit sozialer Verantwortung bringen wollen”, so Hausjell. Ersten kolportierten redaktionsinternen Widerstand gab es etwa bereits rund um die anfängliche “Krone”-Unterstützung für die FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz im jüngsten Bundespräsidentschaftswahlkampf.

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