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WK: Supermärkte sollten nur Grundversorgung abdecken

Nur Lebensmittel und notwendige Produkte sollten die Supermärkte anbieten.
Nur Lebensmittel und notwendige Produkte sollten die Supermärkte anbieten. ©APA/AFP/ALEX HALADA
Laut der Wirtschaftskammer NÖ sollen Supermärkte wegen Wettbewerbsverzerrung nur Produkte zur Grundversorgung anbieten. Spiel- oder Sportwarenhändler seien besonders betroffen.

Die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), Sonja Zwazl, fordert am Donnerstag in einer Aussendung die Supermarktketten zu mehr Fairness auf. Neben einem Lob für den Lebensmittelhandel appelliert sie an große Ketten, im Sinne der Fairness im Wettbewerb nur jene Produkte anzubieten, die in den Bereich der Grundversorgung fallen.

Wettbewerb wird verzerrt

"Wenn zum Beispiel Sport- oder Spielwarenhändler oder Anbieter von Saisonartikeln ihre Geschäfte schließen müssen, dann aber diese Produkte in Supermärkten angeboten werden, dann verzerrt das den Wettbewerb und benachteiligt jene, die geschlossen halten müssen. Das darf nicht sein", erklärte Zwazl. Beim Einkauf derzeit gehe es um die Grundversorgung. "Die umfassenden Einkaufserlebnisse verlagern wir besser auf die Zeit nach der Krise - oder erledigen sie jetzt online bei unseren niederösterreichischen Unternehmen, siehe etwa die neue Plattform regionaleinkaufen."

Sie rief auch zum Zusammenhalt der Gesellschaft auf. "Im Sinne dieses Zusammenhalts appelliere ich, auch unsere regionalen Nahversorger wie Bäcker oder Fleischer zu nutzen und ich appelliere an unsere Supermarktketten, sich bei ihrem Angebot selbst zu beschränken."

Fachhandel auf Barrikaden, Ruf nach Gesetz

Während die Fachhändler ihre Geschäfte auf behördliche Anordnung schließen mussten, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, erweiterten einzelne Lebensmittelketten zur Zeit sogar ihr Sortiment im Non-Food - etwa um Gartenmöbel oder Räder. Das hat der Wirtschaftsbund in mehreren Bundesländern am Donnerstag massiv kritisiert, zugleich aber die Leistungen der Lebensmittelversorger gewürdigt.

Unmissverständlich formulierte das die Wirtschaftskammer Steiermark: Deren Präsident Josef Herk appellierte an die Lebensmittelketten zu freiwilligem Verkaufsverzicht im Non-Food-Bereich. Alternativ fordere man eine temporäre gesetzliche Beschränkung.

Tirols ÖVP-Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl erinnerte daran, dass das Gesundheitsministerium klargestellt habe, dass nur der Verkauf von Produkten erlaubt sei, die der Grundversorgung dienten. "Keine Frage: Die großen Lebensmittelketten sind essenziell zur Sicherstellung der Grundversorgung in Österreich. Wenn aber jetzt unsere Floristen, Fahrrad- oder Elektrohändler mitansehen müssen, wie die geöffneten Lebensmittelketten ihr Sortiment um Blumen, Fahrräder oder Elektronikgeräte erweitern, dann stößt das vielen zurecht sauer auf, berichtete Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser. Beide wollen rechtliche Schritte nicht ausschließen.

"Für euch ist das nur 'Zubrot'"

Der Wirtschaftsbund Niederösterreich forderte am Donnerstag namentlich Spar, Rewe, Metro, Hofer und Lidl auf, den Verkauf nicht lebensnotwendiger Non-Food-Artikeln einzustellen. "Für euch ist das nur 'Zubrot', für andere Händler die existenzielle Grundlage", hieß es in dem Appell. Informationen des Landes-Wirtschaftsbunds zufolge sind gütliche Einigungsversuche bisher gescheitert.

Einzelne Supermärkte praktizierten bereits die freiwillige Einschränkung auf den Verkauf von Lebensmittel. Das sollte für die ganze Branche gelten, finden die Wirtschaftsbündler. Sollte diese Freiwilligkeit oder eine schrittweise Öffnung für den Verkauf solcher Produktgruppen auch in derzeit geschlossenen Handelsbetrieben nicht möglich sein, werden wir uns für temporäre gesetzliche Beschränkung im Sinne eines fairen Wettbewerbs einsetzen", lautet die Forderung aus der Steiermark.

"Spar" hält Non-food-Diskussion für "gefährlich"

Im Streit im Einzelhandel rund um die Schließung aller Geschäfte, die nicht für die Grundbedürfnisse geöffnet haben, und den Verkauf von Non-food-Produkten im Lebensmittelhandel, hat sich am Freitag die Supermarktkette Spar kritisch zu Wort gemeldet. Die Kritik der heimischen Unternehmen sei zu kurz gedacht und sogar gefährlich.

Spar versorge Österreich trotz extremer Bedingungen, erhalte Arbeitsplätze und zahle Steuern, titelte der Konzern in einer Aussendung. "Die aktuelle, von Nonfood-Händlern angestoßene Diskussion rund um das Thema Verkauf von Non-Food-Produkten im Lebensmittelhandel, hält Spar für zu kurz gedacht, ja sogar für gefährlich. Dürfte der Lebensmittelhandel nun auch das bei ihm übliche Nonfood-Sortiment nicht mehr verkaufen, hätte das massive negative Folgen. So würden beispielsweise noch viele weitere heimische Arbeitsplätze verloren gehen, vor allem auch bei den österreichischen Vorlieferanten.

Mitarbeiter sehr gefordert

Zudem seien die Mitarbeiter schon jetzt wegen all der Maßnahmen wegen der Coranoavirus-Pandemie mit Mund-Nasen-Masken, Gummihandschuhen, andauernden Desinfektionen, Plexiglasabtrennungen, Abstandsregeln, leeren Regalen nach Hamsterkäufen und verständlicherweise angespannten Kunden sehr gefordert.

"Kämen nun Absperrungen in den Märkten, weil ein Teil des gewohnten Sortiments nicht mehr verkauft werden dürfte, würde das sofort zu panikartigen Reaktionen bei Kunden führen", hieß es in der Aussendung weiter. Zudem befürchtet man teilweise Ignoranz durch die Kunden bzw. Diskussionen mit selbigen darüber, was nun gekauft werden darf und was nicht.

"Kein Schulheft? Kein Spielzeug für Kinder, die zu Hause betreut werden? Kein Föhn, weil der alte kaputtging? Kein kleiner Bund Tulpen, um die Wohnung, die nicht verlassen werden darf, freundlich zu gestalten? "Diese Diskussionen mit aufgebrachten Kunden würden die Mitarbeiter nun endgültig an den Rand der Kapazitäten bringen", fürchtet Egon Karabacek, Zentralbetriebsratsobmann der Spar.

Nonfood-Produkte von heimischen Betrieben

Viele der Nonfood-Produkte, vor allem im Pflanzenbereich, kämen bei Spar aus heimischen Betrieben. Weiters würde eine zusätzliche Abwanderung zum Online-Riesen Amazon die Folge sein. "Amazon hat bereits jetzt in vielen Bereichen einen enormen Marktanteil. Im Spielwarenbereich sind es etwa 50 Prozent. Sind die Kunden erst einmal dort, kommen sie nicht wieder. Die Konkurrenten und die allergrößte Gefahr, so Spar, sind hier also nicht österreichische Handelsunternehmen, sondern die internationalen perfekt organisierten Online-Händler.

Als heimisches Unternehmen zahle Spar Steuern in Österreich und schultere derzeit zusätzliche finanzielle Mehraufwände. "Die Millionen von Masken, die wir auf eigene Kosten hektisch am Weltmarkt beschaffen, die Desinfektionsmittel, die Handschuhe, Schilder, Zusatzpersonal, das alles kostet Millionen Euro", erklärt der Vorstandsvorsitzende Gerhard Drexel.

Er äußert Verständnis im Hinblick auf die heimische Konkurrenz. "Ich kann die Sorgen der anderen Händler verstehen, wir sind auch Händler und wissen, was diese Situation bedeutet. Aber ein Verkaufsverbot bei uns würde niemandem nützen, bei sachlicher Betrachtung auch nicht den anderen Händlern, es würde nur den Wirtschaftsstandort Österreich weiter schwächen", glaubt Drexel.

(APA/red)

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