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Wissenschafter hoffen auf Campylobacter-Impfung bei Geflügel

Bei Geflügel (Geflügelprodukten) gibt es vor allem zwei Keimbelastungen, die Probleme bereiten: Salmonellen und Bakterien vom Typ Campylobacter.
Bei Geflügel (Geflügelprodukten) gibt es vor allem zwei Keimbelastungen, die Probleme bereiten: Salmonellen und Bakterien vom Typ Campylobacter. ©Bilderbox
Die durch Hühnerfleisch bzw. kontaminierte Eier ausgelösten Salmonelleninfektionen konnten in Österreich und der EU in den vergangenen Jahren zunehmend zurückgedrängt werden. Doch ein anderer Darmkeim, Campylobacter jejuni, macht anhaltend Probleme.
Ein Quälgeist namens Campylobakter
Antibiotikaresistente Keime bei Hühnern

US-Wissenschafter haben am vergangenen Wochenende auf der Frühjahrstagung der Gesellschaft für allgemeine Mikrobiologie in Dublin von hoffnungsvollen Ansätzen bei der Entwicklung einer Campylobacter-Impfung in der Veterinärmedizin berichtet.Wissenschafter der Washington State University in den USA untersuchen bei ihren Arbeiten für eine Vakzine die Antikörper von Hennen gegen Campylobacter-Keime, die sie an die Küken weitergeben. “Diese Antikörper schützen die Jungtiere vor der Kolonisation mit Campylobacter in den ersten Wochen ihres Lebens”, berichtete Forschungsleiter Michael Konkel.

Der Experte weiter: “Unsere Wissenschaftergruppe hat jetzt jene Moleküle identifiziert, die von den Antikörpern angegriffen werden. Das stellt den Startpunkt für eine Vakzine dar. Wir haben bereits zeigen können, dass die Küken bei Injektion dieser Moleküle (Antigene, Anm.), die man auf der Oberfläche von Campylobacter jejuni findet, Antikörper gegen die Keime produzieren. (…) Unser Ziel ist es, schon binnen sechs Monaten einen Impfstoff für Junghühner zu testen, der die Kolonisation mit Campylobacter verhindert.”

Absolute Sicherheit nicht möglich

Solche Infektionen und die dadurch hervorgerufenen Magen-Darm-Erkrankungen sind ein riesiges Problem. In Großbritannien ist Campylobactger die führende Ursache für durch Nahrungsmitteln hervorgerufene Erkrankungen mit einem Anteil von rund 30 Prozent. Man schätzt, dass allein im Jahr 2009 in England und Wales rund 371.000 Menschen infiziert wurden und erkrankten. Es gab rund 17.500 Spitalsaufnahmen und 88 belegte Todesfälle durch diese Infektionen.

Absolute Sicherheit wird es auf diesem Gebiet nie geben. Außer man bestrahlt Geflügel nach der Schlachtung der Tiere radioaktiv oder man chloriert das Fleisch, wie es in den USA geschieht. In Europa will man beides nicht. Also bemüht man sich, die Gefährdung durch entsprechende Maßnahmen von der Aufzucht bis zur Produktion der Lebensmittel möglichst zu reduzieren. Bei Geflügel (Geflügelprodukten), aber auch teilweise bei Fleisch von anderen Tieren, gibt es vor allem zwei Keimbelastungen, die Probleme bereiten: Salmonellen und Bakterien vom Typ Campylobacter. Beide verursachen Durchfallerkrankungen.

Rückgang bei Salmonellen

Burkhard Springer vom Zentrum für lebensmittelassoziierte Infektionen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Graz, erklärte im Jänner dieses Jahres: “Bei den Salmonellen-Infektionen (beim Menschen, Anm.) sehen wir pro Jahr in Österreich einen Rückgang um zehn bis 20 Prozent. Derzeit sind es pro Jahr rund 2.000. Bei Campylobacter ist die Situation schwieriger.” Im Jahr 2010 wurden in Österreich beispielsweise 5.237 Campylobacter-Erkrankungen gemeldet.

Gegen Salmonellen gibt es für Tiere in eine Impfung, gegen Campylobacter hingegen noch nicht. Campylobacter ist zusätzlich auch noch ein Keim, der bei Geflügel natürlich im Darm vorkommt. Da wären eben Bestrahlung oder das Besprühen mit Chlorlösung die einzige absolut sicher funktionierende Lösung. Allerdings, bei Geflügel- oder sonstigem Fleisch vorkommenden Bakterien, die krankheitserregend sein können, sind durch ausreichendes Erhitzen beim Kochen (70 Grad reichen da schon binnen weniger als einer Minute) leicht abzutöten.

Eine gewisse Verantwortung trifft auch jeden Konsumenten. Das beginnt bei simpler Küchenhygiene und endet bei der ausreichend kühlen Aufbewahrung von fertigen Speisen für eventuell späteren Gebrauch.

(APA)

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