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Wirtschaftsnobelpreis geht an zwei Amerikaner

Die Erforschung der psychologischen Effekte in der Ökonomie galt zwar seit Jahren als weit fortgeschritten. Diese Arbeiten lieferten jedoch ein besseres Verständnis dafür.

Wirtschaftsforscher würdigen in ersten Reaktionen die beiden amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträger 2002, Daniel Kahneman und Vernon L. Smith. Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien, sieht die Erforschung der psychologischen Effekte in der Ökonomie zwar bereits seit Jahren als weit fortgeschritten. Die Arbeiten der beiden Preisträger lieferten jedoch ein noch besseres Verständnis dafür, warum Menschen nicht so reagierten wie es die traditionelle Ökonomie von ihnen unter der Prämisse der Nutzenmaximierung erwarten würde, wie Felderer am Mittwochabend gegenüber der APA feststellte.

Durch diese Experimente sei ersichtlich, dass sich der Mensch nicht nur rational verhalte, sondern auch andere Wertvorstellungen und „subtile Vorgänge“ im Entscheidungsverhalten eine Rolle spielten, sagte Felderer.

Gert Wagner, Forschungsdirektor für Sozialpolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) lobte Kahnemans Erkenntnisse als „extrem wichtig und hochaktuell“. Kahneman habe belegt, dass Menschen schlecht mit Risiken umgehen können, die nur eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeiten hätten.

Als Beispiel nannte er die diesjährige Jahrhundertflut in Deutschland: „Das Risiko (eines Hochwassers) ist eigentlich sehr gering, hat aber fatale Folgen“. Darüber werde ein paar Wochen ständig geredet, aber danach nicht so viel unternommen, wie eigentlich notwendig wäre.

Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich, hob vor allem Kahnemans Theorie der Verlust-Aversion hervor. „Das Leid, das man empfindet, wenn man beispielsweise 10.000 Euro verliert, ist etwa doppelt so hoch wie das Glück, das man empfindet, wenn man 10.000 Euro bekommt“, erklärte Fehr. Dieses Phänomen sei auch eine wichtige Erklärung für die Starre des Arbeitsmarktes. „Deshalb gibt es zum Beispiel kaum Lohnkürzungen, weil die jeder als sehr schmerzhaft empfindet.“

Für Wagner ist eine der Hauptthesen Smiths, dass Menschen weniger eigennützig sind als es die Ökonomen in ihren Modellen gewöhnlich unterstellen. „Das ist zum Beispiel eine Erklärung dafür, dass unser Gesundheitssystem noch nicht zusammengebrochen ist“. Ältere Menschen spürten etwa eine Verantwortung gegenüber den jüngeren Generationen. Deshalb würden die Gesundheitskosten wahrscheinlich nicht so explodieren, wie manche prognostizierten.

Für Fehr hat vor allem Smith aufgezeigt, dass man Menschen in kontrollierten Bedingungen beobachten und daraus wichtige Lehren für die Theorie ziehen könne. „Die einfachsten Experimente laufen etwa so ab, dass sich ein Käufer und ein Verkäufer in einem Versuch auf einen Preis einigen müssen. Daraus kann man dann wichtige Erkenntnisse für die Preisfindung ableiten.“

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