Wirte setzen das Leben ihrer Gäste aufs Spiel

“Es tut mir sehr leid, ich dachte es dürfen mehr rein”, versuchte sich der junger Geschäftsführer einer Diskothek in der Innenstadt zu rechtfertigen. Das Lokal war deutlich überfüllt, die jungen Partygäste drängten sich dicht auf der Tanzfläche. “480 Personen dürfen hier maximal rein, es sind aber mindestens 680 da”, stellte der Einsatzleiter Christian Lovecky vom Dezernat für Sofortmaßnahmen der Stadt Wien fest. Das sei ein Verstoß gegen die Vorschriften und ein enormes Sicherheitsrisiko. Dafür gab es eine Anzeige.
Polizei kam ohne Ankündigung
In der Nacht auf Sonntag fand die zweite Razzia der Wiener Polizei und des Magistrats im heurigen Jahr statt. Dabei wurde vor allem überprüft, ob sich die Lokalbetreiber an die Jugendschutz- und Fassungsraumbestimmungen hielten: “Die heutige Aktion ist geheim. Wir gehen ohne Ankündigung in die Lokale hinein. Dabei muss man ständig auf alles gefasst sein” erklärte ein Behördenmitarbeiter im Vorfeld. Die Wahl der Lokale, die bei den Schwerpunktaktionen unter die Lupe genommen werden, hat System: Die Truppe rückt aus, wenn es Hinweise gibt, etwa von Anrainern oder der Polizei. Während die Stadt kontrolliert, ob Genehmigungen und Auflagen eingehalten werden, sorgt die Polizei für die Sicherheit, überprüft Identitäten und Aufenthaltsgenehmigungen.
Bei dieser Schwerpunktaktion zeigte sich deutlich, wie fahrlässig manche Lokalbetreiber mit ihren Gästen umgehen. Die Behördenmitarbeiter fanden in einer Disco etwa gestapelte Bierkartons im Notausgang vor: “Die sind brennbar, die müssen sofort weg.” Dieses Vergehen wurde angezeigt. Eine weitere Anzeige wurde im selben Lokal wegen des Verstoßes gegen das Tabakgesetz ausgestellt. Die Gäste rauchten im Nichtraucherbereich: “Auch das wird von uns kontrolliert”, so Lovecky.
Polizisten entsetzt: Wirt hatte Fluchtwege verbarrikadiert
Für eine weitere Disco setzte es ebenso Anzeigen: Auch sie war überfüllt. Zudem verstellten Tische den Notausgang: “Das ist sehr gefährlich. Wenn etwas passiert, dann gibt es hier eine Katastrophe”, zeigte sich ein Polizist schockiert über den Leichtsinn des Betreibers. Beanstandet wurde außerdem die zu laute Musik.
Die Polizei überprüfte neben den Discos auch eine Bar im “Bermudadreieck”, aufgrund Beschwerden wegen Lärmbelästigung. Die Barkeeperin war von der Kontrolle wenig begeistert. Sie hatte Angst um ihre Kundschaft: “Gott sei Dank ist heute nicht so viel los.” Die Lärmmessung ergab allerdings: Passt alles. Einzig die Aufhängung der Boxen wurde beanstandet. Um 2.00 Uhr früh endete die Schwerpunktation. “Die Betreiber haben gesehen, dass die Behörde präsent ist”, resümierte Lovecky.