Wird Prigoschin jetzt von Putin finanziell ruiniert?

Offiziell verboten ist die Wagner-Gruppe trotz der Rebellion nicht. Putin sagte aber vor wenigen Tagen, dass die Finanzen von Prigoschins Catering-Firma überprüft würden. Russische Medien berichteten außerdem, dass eine Trollfabrik, die Prigoschin angeblich zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in anderen Ländern, einschließlich der USA, genutzt habe, aufgelöst worden sei.
Aus für Progoschins Patriot Media
Nach Angaben des Direktors eines von Prigoschins Tochterunternehmen soll Patriot Media jetzt geschlossen werden. "Ich gebe unsere Entscheidung bekannt, zu schließen und den Informationsraum des Landes zu verlassen", sagte der Chef von RIA FAN, Jewgeni Subarew, in einem am späten Samstagabend verbreiteten Video. Einen Grund nannte er nicht.
Er äußerte sich eine Woche nach der von Prigoschin befohlenen kurzen Meuterei der Wagner-Söldner. Prigoschin hat nicht nur diese Privatarmee gegründet. Zu seinem Firmenkonglomerat gehört auch der Medienkonzern Patriot Media, dessen bekanntestes Medium die Nachrichtenseite RIA FAN ist. Die gescheiterte Söldner-Rebellion stellt nun das Schicksal von Prigoschins gesamtem Firmennetz infrage.
Prigoschins Medien gesperrt
Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat Nachrichtenportale der Medien-Holding von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin auf eine schwarze Liste gesetzt und ihre Webseiten in Russland blockiert. Am Samstag waren die Nachrichtenagentur Ria Fan und vier Online-Portale von Prigoschins Patriot Media Group in Roskomnadsors Register gesperrter Medien zu finden. Nach unbestätigten russischen Medienberichten vom Freitag soll Prigoschin selbst die Schließung der Patriot Media Group angeordnet haben. Er selbst äußerte sich dazu nicht.
Prigoschin-Medien pro Putin
Patriot Media hat lange eine stark nationalistische redaktionelle Haltung eingenommen und den russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstützt. Auch über die Wagner-Söldner und Prigoschin selbst lieferte Patriot Media eine positive Berichterstattung.
Subarew lobte die Leistung von Patriot Media und sagte, das Unternehmen habe sowohl Prigoschin als auch Putin gegen Angriffe der Opposition verteidigt, auch gegen die des inhaftierten Putin-Kritikers Alexej Nawalny. Patriot Media habe gegen Nawalny und andere Vertreter der Opposition gearbeitet, "die wirklich versucht haben, unser Land zu zerstören".
Prigoschin aus ukrainischer Sicht
Prigoschins bewegter Werdegang
Prigoschin hat die Wagner-Gruppe 2014 gegründet. Der reiche Geschäftsmann, der das letzte Jahrzehnt der Sowjetunion wegen Raubes und Betrugs im Gefängnis saß, verfügt über Militär- und Bergbauverträge in Afrika. Seine Söldner sind unter anderem in Mali, Syrien und Libyen aktiv. Prigoschin besitzt zudem ein riesiges Catering-Unternehmen, das jahrelang staatliche Einrichtungen versorgt hat, sowie sogenannte Trollfabriken, mit denen per Internet versucht wird, politische Meinungen und Entscheidungsprozesse zu beeinflussen.
Die Trollfabriken
In der Patriot Media Group bündelte Prigoschin ab 2019 seine Medien- und Internetaktivitäten. Teil der Gruppe wurde auch die Agentur für Internetforschung, eine sogenannte Trollfabrik, mit der Russland Einfluss auf die US-Wahlen genommen haben soll. Patriot-Direktor Jewgeni Subarew zufolge war die Troll-Fabrik schon lange vorher, ab 2009, unter direkter Kontrolle Prigoschins tätig. Der Wagner-Chef räumte im vergangenen Jahr eine Einflussnahme auf die Wahl 2016 ein.
Prigoschin in Belarus
Prigoschin ist auf Basis einer Vereinbarung mit der russischen Führung im Anschluss an die Meuterei nach Belarus ins Exil gegangen. Seine Kämpfer wurden vor die Wahl gestellt, ihm zu folgen, in die russischen Streitkräfte integriert zu werden oder sich ins Privatleben zurückzuziehen.
(APA)