Ich kann mich ganz intensiv freuen, bin offen und wach für alles. Und natürlich wandert sie regelmäßig in der Natur. Ihr größter Geburtstagswunsch ging leider nicht in Erfüllung: Sie hat sich vom Europäischen Gerichtshof eine klare Entscheidung gegen den Bau der umstrittenen S 18 gewünscht.
Hildegard Breiner war zunächst eine brave Ehefrau, die einfach alles mitgemacht hat. Ihr 1998 verstorbener Gatte Franz-Viktor hat sich als Techniker früh sehr intensiv mit den Risken der Atomenergienutzung befasst. Und da machte Hildegard Breiner auch mit. Ihr ziviler Widerstand begann vor der Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf. Aus der Notwehr wurde eine Tradition, erzählt sie heute. Mehr als ein dutzend Mal war sie mit Franz-Viktor am Bauzaun der geplanten nuklearen Wiederaufbereitungsanlage im bayrischen Wackersdorf.
Wie im Krieg
Gemeinsam mit beherzten Vorarlbergern hat sie dort Demonstrationen aller Art erlebt, zum Teil mit Zuständen wie im Krieg, mit Wasserwerfern und Hubschrauberterror. Es hat sich gelohnt. Die WAA Wackersdorf wurde nie gebaut. Hochblüte des Kampfes gegen die Nutzung der Kernkraft waren die Jahre nach Tschernobyl. Stets trug Hildegard Breiner ein Transparent mit Immanuel Kants Spruch Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Breiner sieht sich nicht als Verhindererin, ob es nun um Lifterschließungen oder die S 18 geht. Wir sind die Trendsetter, im Gegensatz zu Politikern, die nur in Legislaturperioden denken.
Breiners Einsatz geht weit darüber hinaus: Sie ist die Mutter der Sonnenschein-Kampagne, die sie bis nach Weißrussland ausdehnte. Um den Opfern von Tschernobyl zu zeigen, dass man auch menschen- und sozialverträglich Energie erzeugen kann, sammelte sie Spenden für Sonnenstromkraftwerke, der Nachwuchs an der Universität für Umweltwissenschaften in Minsk ist lernhungrig. Ausdauer ist die Macht der Ohnmächtigen, sinniert sie und ist kein bisschen müde.
ZUR PERSON
Hildegard Breiner