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"Wir radeln nicht, sondern wir reisen"

Eines ist sicher: Wenn sie auf der Straße auftauchen, ist ihnen eine Portion Aufmerksamkeit gewiss. Nicht weil sie im flotten Coupe unterwegs sind, sondern auf dem Liegerad.

Einer der liegenden Pedalritter ist Hermann Wohlgenannt aus Dornbirn. Am Ende der Saison hat er regelmäßig so um die 11.000 Kilometer auf dem Tacho.

Exotenstatus

„Wir sind immer noch Exoten“, lächelt der begeisterte Liegeradfahrer über die verwunderten Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer, wenn er mit einem guten 40er dahinbraust. Übrigens um einiges schneller, als die meisten Sportskanonen auf Rennrädern. Die staunen nicht schlecht, wenn einer wie er entspannt und locker an ihnen vorbeizieht. „Um dieses besondere Gefühl zu erleben, fahre ich gerne jene Strecken, wo besonders viele Rennradler unterwegs sind“, ärgert der 57-Jährige die Hobby-Radler auf ihren Rennmaschinen gerne immer wieder einmal.

Anderer Blickwinkel

Hermann Wohlgenannt radelt übrigens nicht, er reist. „Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man mit dem Liegerad durch die Gegend fährt. Der Blickwinkel ist ein ganz anderer, man kann die Natur in vollen Zügen genießen.“ Warum seine Leidenschaft das Liege­rad ist? „Da musst du eben ein Fanatiker sein.“ Auf die Frage, ob das Fahren mit dem exotischen Gerät gefährlicher ist, weil man fast am Boden sitzt und deshalb weniger gut vom Autofahrer wahrgenommen wird, kann er nur auf seine Statistik verweisen: „Ich fahre schon seit vielen Jahren mit dem Liegerad durch aller Herren Länder und habe noch nie einen Unfall gehabt.“ Anders als mit dem Rennrad, das er nach einem Crash mit einem Auto an den Nagel gehängt hat.

Auf den Berg

Wenn Wohlgenannt auf Reisen geht, schnellt der Kilometerstand rasch nach oben: „So an die 300 Kilometer pro Tag sind schon zu schaffen.“ Es darf aber auch etwas weniger sein. Dass er vor wenigen Jahren quer durch Kuba gestrampelt ist, erwähnt er so ganz nebenbei auch noch. Was niemand so recht glauben kann, bestätigt der gut trainierte Liegerad-Fan aus eigener Erfahrung: Im Bergfahren kann er es mit fast jedem Rennradler aufnehmen. Und wenn es auf der Ebene dahin geht, liegt die Herzfrequenz um bis zu 20 Prozent unter jener der Konkurrenz auf dem normalen Rad, weil der Luftwiderstand wegen der tiefen Sitzposition geringer ist. In Vorarlberg sind inzwischen immerhin 660 Gesinnungsgenossen per Liegerad unterwegs, weiß Wohlgenannt. Tendenz steigend.

ZUR PERSON
Hermann Wohlgenannt

Geboren: 1951
Wohnort: Dornbirn
Familie: verheiratet, zwei Töchter
Hobby: Liegeradfahren und Mountainbiken
Beruf: Fahrradhändler, Rahmenbauer

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