"Wir kriegen das volle Fett ab!" – Security-Chefin packt aus: So chaotisch geht’s am Güterbahnhof Wolfurt wirklich zu

Wenn morgens wieder alles steht, wenn sich Lkw an Lkw reiht, die Nerven am Kreisverkehr Dornbirn-Nord blank liegen und Pendler verzweifelt auf die Uhr schauen – dann ist das kein Einzelfall. Es ist Alltag.
Für Daniela Huter ist es sogar Beruf. Seit vier Jahren steht die Lustenauerin als Einsatzleiterin beim ÖWD-Security-Dienst mitten im Zentrum des Chaos am Güterbahnhof Wolfurt. Und sie sagt Sätze, die sitzen:
- "Mir tun die Mitarbeiter der BayWa leid. Mir tun alle leid, die zur Arbeit müssen."
Was Daniela Huter in sechs Minuten schildert, ist mehr als nur ein Verkehrsproblem. Es ist ein strukturelles Versagen – und ein täglicher Kampf gegen zu viele Lastwagen, zu wenig Platz und zu wenig Gehör.
Dienstag ist Kriegstag
"Am Dienstag ist hier Ausnahmezustand", sagt Huter. "Da arbeiten wir oft von 6 bis 17 Uhr durch. Vor Feiertagen ist es noch schlimmer." Sowohl der Zoll als auch die Security-Mitarbeitenden schieben regelmäßig Überstunden. Die Speditionen seien häufig unterbesetzt, die Lkw stauen sich in Massen.
- "30 bis 40 Fahrer stehen dann bei einer einzigen Firma an – das heißt: 30 bis 40 Lkw im Zollhof. Und der ist voll."
Kein Wunder, dass sich die Schlangen bis zum Kreisverkehr zurückziehen.

Beleidigungen und Extremwetter
Daniela Huter und ihr fünfköpfiges Team arbeiten bei jedem Wetter draußen – ob bei Wind, Regen, Schnee oder Hitze.
- "Beleidigungen von Lkw-Fahrern gehören leider zum Alltag. Lob gibt’s selten – aber wenn, dann freuen wir uns doppelt."
Ihr Arbeitstag beginnt mit Aufräumen: Schon ab 17 Uhr des Vortages rollen viele Fahrer in den Zollhof ein – obwohl das Übernachten dort eigentlich nicht erlaubt ist.
- "Wir dulden es, weil wir keine Wahl haben. Aber morgens müssen wir erst einmal aufräumen – 12 bis 20 Falschparker stehen uns sonst im Weg."

©Paulitsch/VOL.AT
Leidtragende auf allen Seiten
Wer den Stau rund um den Güterbahnhof nur als lästig empfindet, kennt nicht die ganze Wahrheit.
- "Mir tun die Mitarbeiter der BayWa leid. Ich habe gehört, einige denken sogar ans Kündigen, weil sie jeden Tag 30 bis 45 Minuten zu spät zur Arbeit kommen."
Auch sie selbst und ihr Team bleiben nicht verschont: "Wir kriegen das volle Fett ab. Und wir können eigentlich nichts dafür."

Ihr Appell: Schranken!
Daniela Huters Lösungsvorschlag ist simpel – und längst überfällig:
- "Zwei Schranken. Eine bei der Einfahrt, eine automatische bei der Ausfahrt. Das würde uns so viel Zeit sparen. Ich könnte schneller arbeiten, den Zollhof effizienter nutzen, Lkw gezielt ein- und auslassen."
Am eindrücklichsten war wohl ihre Antwort auf die Frage, ob sie ihren Job mag: "Ich liebe meinen Job. Ich liebe mein Team. Aber irgendwann reicht’s." Eine Aussage, die deutlich macht: Wer hier arbeitet, kämpft – für Ordnung, für Sicherheit, für einen Verkehr, der nicht komplett kollabieren soll. Doch selbst die größte Leidenschaft hat ihre Grenzen, wenn niemand zuhört.
(VOL.AT)