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"Wir haben das Keilen um die Mädchen unterschätzt"

©FC Lustenau
Nach dem Aus der Spielgemeinschaft mit dem FC Dornbirn und dem Rückzug aus der 2. Bundesliga steht der FC Lustenau 1907 vor einem Neuanfang im Frauenfußball. Gerüchte über ein endgültiges Aus stimmen nicht – im Gegenteil.

Seit über 10 Jahren engagiert sich der Klub aus der Holzstraße für den Mädchen- und Frauenfußball, eine Geschichte mit Höhen und Tiefen.

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Eine Dekade für den Frauenfußball

Seit über einem Jahrzehnt war der FC Lustenau 1907 im Mädchen- und Frauenfußball ein stabiler Eckpfeiler. Mit der Spielgemeinschaft mit dem FC Dornbirn wurde 2021 der Grundstein für eine der ambitioniertesten Frauenmannschaften im Land gelegt. Zwei Spielerinnen schafften in dieser Zeit sogar den Sprung in die Bundesliga.

©Philipp Steurer

2024 erfolgte die nächste Entwicklungsstufe: Mit der Gründung einer Landesligamannschaft – hervorgegangen aus der eigenen U16 – sowie dem „Future Team“, das österreichweit im Einsatz war, wurden zwei weitere Plattformen für die individuelle Förderung junger Spielerinnen an der Lustenauer Holzstraße etabliert.

Mit dem Ende der Spielgemeinschaft zum Sommer 2025 zieht sich der FC Lustenau 1907 aus der 2. Frauen-Bundesliga zurück. Das hatte für Gerüchte gesorgt, der Club würde sich komplett aus dem Frauenfußball zurückziehen.

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Das dementiert Thomas Sperger, sportlicher Leiter für Frauen- und Mädchenfußball der Blau-Weißen, klar: „Es handelt sich keineswegs um einen Rückzug aus dem Frauenfußball – im Gegenteil, wir wollen in einem Jahr wieder neu durchstarten.“ Aber in der kommenden Saison wird man den Fokus an der Holzstraße voll und ganz auf die Nachwuchsarbeit und die Mädchenmannschaften legen, erklärt Sperger.

Alle Spielerinnen abgeworben

Was war passiert? Der Verein hatte sich, mit Blick auf begrenzte infrastrukturelle Möglichkeiten, bewusst dazu entschieden, in der Saison 2025/26 nur mehr in der Vorarlbergliga anzutreten. Statt weiterhin auf Bundesebene aktiv zu sein, wollte man sich lokal und nachhaltig wieder neu aufbauen.

Doch was als Neustart mit Zukunftsperspektive geplant war, wurde von anderen Klubs als Gelegenheit genutzt, Spielerinnen abzuwerben „Wir haben das Keilen um die Mädchen unterschätzt. Am Ende wurde uns das ganze Team abgeworben – da standen wir plötzlich ohne Mannschaft da“, beschreibt Sperger die Situation.

Höchst als neue Heimat

Ein Teil der Spielerinnen wird nun wohl im Rahmen einer Kooperation zwischen dem FC Lustenau und dem FC Höchst im Rheindelta unterkommen. Der FC Höchst geht im Herbst erstmals mit einer Frauenmannschaft in der Landesliga an den Start.

Michael Mathis, Frauenbeauftragter und Nachwuchsleiter beim FC Höchst, sieht die Entwicklung positiv: „Wir freuen uns sehr, dass wir nach drei Jahren erfolgreicher Mädchenarbeit nun den nächsten Schritt gehen. Natürlich ist das eine Herausforderung – aber es ist auch ein wichtiges Zeichen für den Frauenfußball in der Region.“

Der FC Höchst steckt seit vielen Jahren viel Arbeit in den Mädchennachwuchs. ©FC Höchst

Man sei in engem Kontakt mit dem FC Lustenau, betont Mathis. „Wir wollen den Spielerinnen eine sportliche Perspektive geben. Zwei sind bereits zum Probetraining angemeldet, wir freuen uns auf jede, die zu uns kommen will.“

(VOL.AT)

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