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„Wir brauchen neue Power im Verband – aber das Amt will ich nicht behalten“

©Klaus Hartinger/VOL.AT
Es ist das Ende einer Ära: Fast 20 Jahre lang leitete Horst Lumper die Geschicke des Vorarlberger Fußballverbands – bis er im März 2025 überraschend seinen Rücktritt verkündete. Am Donnerstagabend wurde sein Nachfolger gewählt.

Der Langener Alfons Kirchmann wurde am Donnerstagabend bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung des Vorarlberger Fußballverbands zum interimistischen Präsidenten gewählt.

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Im Gespräch mit VOL.AT verrät der 60-Jährige, was in den kommenden Monaten auf ihn zukommt, wie er zum designierten ÖFB-Präsidenten Josef Pröll steht und wie es um die Zukunft der Vorarlberger Fußballakademie bestellt ist.

Alfons Kirchmann (rechts) mit VFV-Vizepräsident Joachim Xander. ©Privat

VOL.AT: Horst Lumper kündigte im März überraschend seinen Rücktritt als Präsident des Vorarlberger Fußballverbands an. Bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend wurden Sie zum interimistischen Präsidenten gewählt. Wie läuft die Übergabe von Horst Lumper zu Ihnen nun ab?

Kirchmann: Es ist klar geregelt, dass Horst Lumper bis zur ÖFB-Hauptversammlung am 18. Mai in Bregenz Präsident bleibt. Wir haben die außerordentliche Jahreshauptversammlung bewusst davor angesetzt, damit wir nicht wieder hinterherhinken. Direkt im Anschluss an die Hauptversammlung werden wir eine Präsidiumssitzung abhalten, bei der er das Amt dann an mich übergibt. Bislang war ich als Vizepräsident für den Spielbetrieb verantwortlich.

Horst Lumper war fast 20 Jahre lang VFV-Präsident. ©Philipp Steurer

VOL.AT: Welche Themen möchten Sie als VFV-Präsident als Erstes angehen?

Kirchmann: Der dringendste Punkt ist sicher die Akademie, für die die Finanzierung nur bis Sommer 2026 gesichert ist. Hier möchte ich gemeinsam mit dem Land und den drei Bundesliga-Klubs eine Lösung für die Jahre danach finden. Ich strebe einen Fünfjahresplan an, der vollständig durchfinanziert ist und nicht davon abhängt, ob ein Verein auf- oder absteigt. Wenn wir schon eine Akademie haben, dann müssen wir auch stolz darauf sein.

Ein weiterer großer Punkt ist die Suche nach einem Präsidenten oder einer Präsidentin. Ich habe das Amt nun interimistisch übernommen, aber die Suche geht weiter. Ich habe nicht vor, das Amt langfristig auszuüben – mein Ziel ist es, wieder als Vizepräsident für den Spielbetrieb tätig zu sein.

VOL.AT: Sie sind also weiterhin auf der Suche nach einem neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin. Was sollte der Nachfolger oder die Nachfolgerin mitbringen?

Kirchmann: Es sollte kein direkter Vereinsfunktionär sein, weil man sonst vorbelastet ist. Aber die Person sollte natürlich Fußballkompetenz mitbringen. Gute Kontakte in die Politik wären ebenfalls von Vorteil. Grundsätzlich wäre es dem gesamten Präsidium recht, wenn wir das Amt an die nächste Generation übergeben könnten – einfach, um neue Power und frischen Elan hineinzubringen.

Wichtig ist vor allem die Begeisterung für das Ehrenamt. Man darf nicht vergessen: Die Arbeit als VFV-Präsident ist ehrenamtlich.

VOL.AT: Was sehen Sie als Hauptaufgabe des VFV-Präsidenten?

Kirchmann: Die Hauptaufgabe ist sicher, unseren Verband beim ÖFB in Wien gut zu vertreten. Zudem gehört es sicher auch zu den wichtigsten Aufgaben, die Verbindungen in die Wirtschaft und die Politik auszubauen.

Alfons Kirchmann ist Ehrenobmann bei RW Langen.

VOL.AT: Sehen Sie Änderungsbedarf im Verband?

Kirchmann:

Ja, wir müssen schauen, dass wir im gesamten Betrieb effizienter werden und den VFV finanziell zukunftssicher aufstellen. Ständig kommen neue Anforderungen vom ÖFB, und wir müssen die Mittel dafür aufbringen. Ein Beispiel sind die hauptberuflichen Trainer in der Akademie oder die steigenden Anforderungen an Nachwuchstrainer in den Vereinen.

Das macht es den Vereinen schwer. Viele finden keine Nachwuchstrainer mehr, weil diese keine Lust auf wochenlange Trainerkurse haben. Nicht falsch verstehen – ich bin klar für eine gute Trainerausbildung. Aber wir müssen die gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigen. Die Zeiten, in denen man seine Freizeit selbstverständlich ins Ehrenamt gesteckt hat, sind vorbei. Wichtig ist, dass die Schere zwischen den Anforderungen der Verbände und der Umsetzbarkeit für die Vereine nicht zu weit auseinandergeht.

VOL.AT: Kommen wir nochmals auf die ÖFB-Hauptversammlung am 18. Mai in Bregenz zu sprechen. Da soll Josef Pröll zum neuen ÖFB-Präsidenten gewählt werden. Kennen Sie ihn und was halten Sie von ihm als neuer ÖFB-Präsident?

Kirchmann: Ich kenne ihn nicht persönlich, sein Name ist mir aber natürlich bekannt. Er bringt sicher viele Voraussetzungen mit, die ein ÖFB-Präsident mitbringen sollte. Er hat politische Erfahrung und war von 2018 bis 2021 zweiter Vizepräsident bei Austria Wien – kennt also auch den Fußballbetrieb. Ich traue ihm absolut zu, den Job gut zu machen.

Seine schwierigste Aufgabe wird es sein, den neun Landespräsidenten den Egoismus zu nehmen und sie wieder zum gemeinsamen Denken zu bringen. Ich hoffe, dass es ihm gelingt, das Gremium so zu führen, dass wieder Ruhe einkehrt und ein echtes „Wir“-Gefühl entsteht.

VOL.AT: Horst Lumper ist aufgrund von Streitigkeiten innerhalb des ÖFB-Präsidiums zurückgetreten. Sind diese Konflikte mit einem neuen Präsidenten vom Tisch?

Kirchmann: Ich hoffe, dass es Josef Pröll gelingt, die Streitereien beiseite zu legen und das Präsidium wieder auf das Wesentliche auszurichten. Diese internen Auseinandersetzungen – etwa bei der Regionalliga-Reform – müssen bei der Hauptversammlung in Bregenz aus der Welt geschafft werden. Solche Konflikte werfen ein schlechtes Licht auf den ÖFB und dürfen so nicht weitergehen.

(VOL.AT)

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