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"Wir brauchen immer mehr Rosinenpicker"

„Zuwandern – aussteigen – dazugehören“ Das Buch des Hohenemser Soziologen Simon Burtscher wird heute Abend ab 19.30 im großen Saal des Dornbirner Spielboden vorgestellt. Eintritt ist frei. Den Abend moderiert Eva Grabherr.

Als Gastreferent spricht der Sozialforscher August Gächter vom Zentrum für soziale Innovation in Wien über den Zusammenhang von sozialem Aufstieg und Integrationsprozess.. Das Buch ist im Studienverlag in der Reihe „Transblick” erschienen, ISBN 978-3-7065-4632-4, Preis 19,90 Euro

ZUR PERSON

Simon Burtscher
Beruf: Soziologe
Geboren: 14. September 1976 in Hohenems
Ausbildung: Studium der Soziologie in Graz, Waterloo (Kanada) und Innsbruck
Laufbahn: Seit 2003 als Soziologe bei der Projektstelle „okay.zusammen leben”

Zuwanderung ist ein heißes Eisen. Simon Burtscher hat sie unter die Lupe genommen.

Sein Buch hat 271 Seiten. Doch wer sich von ihm Auskunft über die nächsten Jahre erwartet, geht leer aus. Vorderhand zumindest. „Niemand kann heute sagen, wie sich die dritte Generation der Zuwanderer entwickeln wird.” Das weiß Autor Simon Burtscher natürlich. Statt im Kaffeesud zu lesen hat er penibel nachgezeichnet, wie sich Zuwanderer in Vorarlberg etabliert haben, was förderlich war, wo die Stolpersteine lagen. Manches Muster wiederholt sich. „Die Aufsteiger hatten in ihrem Leben Schlüsselpersonen wie etwa die Klassenlehrer, die sie entdeckt und gefördert haben.” So freilich bildeten sich nicht etwa „kleine Alemannen” heraus, sondern „Mischformen von Identität”. Der Götzner Tansel Terzioglu hat sich selber als „Rosinenpicker” bezeichnet: Er ist nicht Österreicher oder Türke, er ist beides und nimmt sich von beiden Herkunftsländern das Beste.

Sie sind heute sichtbar

Es bräuchte mehr solcher Rosinenpicker, wenn man die Orientierungslosigkeit der dritten Generation der Zuwanderer bedenkt. Denn der Integrationsprozess tritt in eine entscheidende Phase. Die Zeit, da Migranten zur Arbeit gingen und schnurstracks dann wieder nach Hause, sind vorüber. Sie sind sichtbar geworden. „Die Spannung in den Leserbriefen spiegelt das wider.” Deshalb empfindet Burtscher die öffentliche Debatte, wie hart sie auch geführt wird, geradezu als „Indikator des Etablierungsprozesses der Zuwanderer in Vorarlberg”. Schon in der Schule ist sein politisches Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen erwacht. In der Hochschülerschaft hat Burtscher sich später engagiert, freilich ohne sich zu einer Fraktion zu zählen. In dem Buch, das er nun vorlegt, hat er wesentlich auch die Befindlichkeiten der Mehrheitsgesellschaft mitbedacht, die ja a la longue Macht wird abgeben müssen. Daran führt kein Weg vorbei.

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