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Winnie Mandela wir 70

Winni Mandela wird 70 Jahre alt. Für die einen ist und bleibt sie die Mutter der Nation, die anderen sähen sie am liebsten im Gefängnis.

Fast niemanden in Südafrika lässt die Erwähnung ihres Namens emotionslos. Als Frau von Nelson Mandela engagierte sie sich jahrzehntelang im Kampf gegen die Apartheid, wurde verfolgt und weltweit bewundert, doch zuletzt überwogen die negativen Schlagzeilen. Am Sonntag wird Winnie Madikizela-Mandela 70 Jahre alt.

Geboren wurde Nomzamo Winnifred Madikizela am 26. September 1934 – anderen Quellen zufolge erst 1936 – in Bizana in der damaligen Transkei. Ihr politisches Bewusstsein erwachte in den 50er Jahren, während sie als erste schwarze Sozialarbeiterin im Baragwanath-Krankenhaus in Johannesburg mit Not und Elend konfrontiert wurde. In dieser Zeit lernte sie den jungen Anwalt Nelson Mandela kennen. Die beiden heirateten 1958 und bekamen zwei Töchter. Doch ihre gemeinsame Zeit währte nur kurz: 1962 wurde Nelson Mandela verhaftet und 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Während ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Winnie Mandela selbst wiederholt festgenommen und inhaftiert. Um sie zu isolieren, verbannte das Regime die junge Frau 1977 von Soweto nach Brandfort, einer Gemeinde im heutigen Free State, in der eine Sprache gesprochen wurde, der sie selbst nicht mächtig war. Dort stand sie praktisch unter Hausarrest.
Welchen Einfluss die charismatische Winnie Mandela dennoch auf die Menschen in dem verwahrlosten Township hatte, beschreibt Desmond Tutu in seinem Buch „Keine Zukunft ohne Versöhnung“: „Sie pflanzte einen Rasen und einen Gemüsegarten, und bald darauf sprossen überall in Brandforts kleinen Gartenparzellen Gemüsepflanzen.“

Trotz aller Schikanen war das Apartheid-System nicht in der Lage, Winnie Mandela zu Grunde zu richten. Das, so glauben einige, habe sie Jahre später beinahe selbst geschafft. Ende der 80er Jahre geriet ihr Mandela United Football Club in den Verruf, dessen jugendlichen Mitglieder seien nicht nur ihre Leibwächter, sondern eine Schlägertruppe, die vermeintliche Verräter foltere und töte.
Winnie Mandela wurde verdächtigt, solche Straftaten gebilligt und sogar angeordnet zu haben. Im Zusammenhang mit dem Tod des 14-jährigen Aktivisten Stompie Seipei wurde sie 1991 zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt, die die Berufungsinstanz zu einer Bewährungsstrafe herabsetzte.

Nelson Mandela trennte sich von seiner Frau. Bei seiner Amtseinführung als Präsident stand 1994 nicht Winnie, sondern eine der Töchter an seiner Seite. Dennoch gelang ihr ein politisches Comeback. Im ersten Kabinett nach dem Ende der Apartheid war sie stellvertretende Kulturministerin. Wegen Korruptionsvorwürfen wurde sie 1995 entlassen, bei der nächsten Wahl stellte sie der regierende ANC jedoch wieder auf.
Indes rissen die Vorwürfe gegen sie nicht ab, zuletzt wegen Kreditbetrugs. Eine 2003 verhängte fünfjährige Haftstrafe allerdings wurde im Juli auf eine kürzere Bewährungsstrafe reduziert – für Kritiker und Anhänger gleichermaßen ein Indiz, dass Winnie Madikizela-Mandela die Kunst des Überlebens nach wie vor perfekt beherrscht.

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