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Will Ludwig Rendi-Wagner stürzen?

Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber dreht sich um die Frage "Will Ludwig Rendi-Wagner stürzen?
Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber dreht sich um die Frage "Will Ludwig Rendi-Wagner stürzen? ©APA/Herbert Pfarrhofer
Gastkommentar von Johannes Huber. Wiens SPÖ-Chef hat sich in der Kern-Nachfolge nicht durchgesetzt. Doch er hat noch nicht genug – und macht die Sache nur noch viel schlimmer.

Wenn man sich die SPÖ-internen Machtverhältnisse vor Augen führt, ist es schon bemerkenswert, dass die Wiener Genossen gleich zweimal hintereinander verloren haben bei der Kür eines Bundesparteivorsitzenden bzw. einer Bundesparteivorsitzenden. Zuerst bei Christian Kern, jetzt bei Pamela Rendi-Wagner. In beiden Fällen haben sich eher kleine, teilweise sogar winzige Landesorganisationen durchgesetzt. Wobei man unterscheiden muss: Statt Kern hätte ihr damaliger Chef, Michael Häupl, 2017 lieber Medienmanager Gerhard Zeiler gehabt; er hat jedoch zu wenig dafür getan. Und bei Randi-Wagner hat sich Michael Ludwig wiederum vor vollendete Tatsachen stellen lassen. Geschmacksache, was schwerwiegender ist. Tatsache ist, dass die Wiener Genossen nicht die Rolle gespielt haben, die ihnen aufgrund ihrer Größe im bundesweiten Vergleich zukommen würde.

Es gibt zwei Mölgichkeiten, mit einer solchen Niederlage umzugehen: A) Man akzeptiert die neue Bundesparteivorsitzende zumindest nach außen hin ganz einfach und sichert ihr größtmögliche Unterstützung zu. B) Man gibt mit jeder Silbe zu verstehen, dass man von der neuen Vorsitzenden nicht wirklich überzeugt ist und zweifelt, dass sie einen ordentlichen Job zustande bringen wird.

Naheliegend wäre Möglichkeit A). Michael Ludwig hat sich jedoch für B) entschieden. In der ORF-ZIB 2 bestätigte er am Freitagabend, dass Rendi-Wagner nicht seine Wunschkandidatin war. Wenig später warnte er, dass sie sich mit ihrem Zweitjob „alleinige Klubobfrau im Parlament“ überfordern könnte. Und im „Heute“-Interview lieferte er einen Nadelstich nach dem anderen: Sie sei „sehr sympathisch, telegen und kompetent“. Aber: Jetzt müsse sie auch auf die Leute zugehen. Sprich: Sie ist abgehoben. Im Übrigen meinte er, dass er und seinesgleichen loyal seien. Aber: „Wir wollen auch etwas.“ Sprich: Rendi-Wagner darf sich warm anziehen.

Bei solchen Parteifreunden weiß die ehemalige Gesundheitsministerin, von wo ihr die größte Gefahr droht. Nicht von blauer oder türkiser Seite, sondern aus den eigenen Reihen. Das hätte es früher nicht gegeben. Aus gutem Grund: Was Ludwig hier macht, ist, höflich formuliert, unklug. Einerseits pflegt er die Erinnerung daran, dass das nicht seine Bundesobfrau ist; dass er bei ihrer Nominierung also außer Stande war, eine maßgebliche Rolle zu spielen. Andererseits sorgt er dafür, dass dann, wenn Rendi-Wagner eines Tages scheitern sollte, er selbst als derjenige dasteht, der von allem Anfang an zu ihrem Fall beigetragen hat.

Ganz brutal gesagt, muss man sich fragen, worauf Ludwig eigentlich hinaus will: Akzeptiert er Rendi-Wagner? Oder akzeptiert er sie nicht? Akzeptiert er sie, behält er seine persönlichen Befindlichkeiten zumindest im öffentlichen Raum besser für sich. Akzeptiert er sie nicht, wäre es im Grunde genommen seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass auf dem Bundesparteitag Ende November eine andere Person zur Parteivorsitzenden, zum Parteivorsitzenden gewählt wird. Eines ist schließlich gewiss: Längerfristig kann diese Person nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Unterstützung der Wiener Genossen genießt.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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