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Wiens Unis werden internationaler

Die Wiener Universitäten werden internationaler - und das ist nicht nur die Folge des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum Hochschulzugang - Fremdenfeindlichkeit als Problem.

In einer Studie des Instituts für Stadt- und Regionalforschung der Akademie der Wissenschaften beleuchten Josef Kohlbacher und Ursula Reeger die Bedeutung von „Wien als Studienort und internationale Bildungsmetropole“. Probleme haben die ausländischen Studenten aber mit der Wiener Mentalität – vor allem das „hohe Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit“ sowie die „geringe Kontaktbereitschaft“ werden von ihnen als negativ bezeichnet.

Im Studienjahr 2003/04 studierten rund 114.000 Personen an den Wiener Universitäten. Von ihnen stammten rund 19.800 bzw. 17,4 Prozent nicht aus Österreich. Berücksichtigt man dabei den Anteil von Südtirolern bzw. Angehörigen der seit langem in Wien lebenden „zweiten Generation“ von Einwanderern aus der Türkei bzw. Ex-Jugoslawien, kommt man auf einen Anteil von rund 12,6 Prozent „echten“ ausländischen Studenten.

Musikuni mit höchstem Ausländeranteil

Am höchsten lag der Ausländeranteil Ende der 50er Jahre mit etwa 20 Prozent. Damals studierten aber noch insgesamt relativ wenige Personen. Ende der 70er Jahre sank er erstmals unter zehn Prozent, ehe 1987/88 der Tiefpunkt mit 9,1 Prozent erreicht wurde. Seitdem gibt es Jahr für Jahr einen kontinuierlichen Anstieg – diese Entwicklung dürfte sich mit den zusätzlichen deutschen Studenten nach dem EuGH-Urteil auch fortsetzen.

Beliebteste Wiener Hochschule bei den Auslands-Studenten ist – wenig überraschend – die Musikuniversität mit einem Ausländeranteil von mehr als 45 Prozent in Studienjahr 2003/04. Vor allem für Asiaten ist eine Musikausbildung in Wien das „Traumstudium“ schlechthin. Es folgen die Universität für angewandte Kunst (28,3 Prozent) und die Akademie der bildenden Künste (26,2 Prozent). Spitzenreiter bei den wissenschaftlichen Universitäten ist die Wirtschaftsuniversität (WU) mit knapp 21 Prozent ausländischen Studenten vor der Universität Wien (14,6 Prozent/noch inklusive Medizin-Uni), der Technischen Universität (14,5 Prozent) sowie der Universität für Bodenkultur und der Veterinärmedizinischen Universität (13,3 bzw. 13,2 Prozent).

Wermutstropfen: Die Attraktivität Wiens als Studienort ist lokal begrenzt. Attraktiv ist es primär für Studenten aus dem östlichen Europa, vom Balkan und aus dem Nahen Osten sowie für Studenten aus der EU – ganz im Gegensatz zu Studenten aus Afrika, Nord- und Südamerika sowie Australien.

Viele Lehrveranstaltungen sind überfüllt

Bei einer im Rahmen der Studie durchgeführten Befragung gaben die ausländischen Studenten als wichtigsten studienrelevanten Grund für die Wahl Wiens den Erwerb spezifischer fachlicher Kenntnisse an, gefolgt von der Erwartung besserer Berufsperspektiven, der besseren universitären Infrastruktur als in der Heimat und der hohen Reputation der Wiener Unis. Bei den nicht studienrelevanten Gründen waren vor allem die Lebensqualität in Wien sowie das positive Wien-Image und der Sicherheitsaspekt von Bedeutung.

Studienbezogene Probleme bereiten den ausländischen Studenten die Orientierung im österreichischen Hochschulsystem, ein Informationsdefizit über die rechtlichen Regelungen, das räumliche Zurechtfinden an der Universität sowie die Überfüllung vieler Lehrveranstaltungen. Außeruniversitär haben sie vor allem mit Fremdenfeindlichkeit, der Finanzierung des Studiums und ihrer Wohnsituation zu kämpfen.

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