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Wiens einzige Hexenverbrennung: Der Fall Elisabeth Plainacher im Jahre 1583

Vielerorts gibt es noch heute "traditionelle Hexenverbrennungen" mit Puppen aus Stroh.
Vielerorts gibt es noch heute "traditionelle Hexenverbrennungen" mit Puppen aus Stroh. ©dpa
Der Prozess gegen Elisabeth Plainacher  war der letzte und zugleich der aufsehenerregendste Hexenprozess in Wien. Am 27. September 1583 wurde die damals 70-Jährige in der Bundeshauptstadt verbrannt.

Elisabeth Plainacher sei das einzige Opfer der Hexenverfolgung in Wien, heißt es in dem Wikipedia-Artikel über sie. Das ist so nicht ganz richtig. Sie ist die einzige Frau, die in Wien als Hexe verbrannt wurde, aber nicht die einzige, die verfolgt und auch nicht die einzige, die getötet wurde.

Hexenverfolgung in Wien

Den Vorwurf, eine Hexe zu sein, mussten sich Frauen zu Beginn der Neuzeit sehr häufig und schon bei kleinsten Vergehen oder Verdachtsmomenten gefallen lassen. Einen regelrechten “Hexenwahn” habe es in Österreich zwischen den Jahren 1485 und 1740 gegeben, schreibt Manfred Scheuch im “Historischen Atlas Österreich” (Christian Brandstätter Verlag). Dieser Wahn war nicht nur in ländlichen Gebieten zu verzeichnen, sondern auch in Wien. Insgesamt sollen  in dieser Zeit in Österreich 5.000 Personen, hauptsächlich Frauen, den Hexenrichtern zum Opfer gefallen sein. Nicht selten wurden Anklagen der “Ketzerei” dafür verwendet, unliebsame Mitbürger aus dem Weg zu schaffen.

1598 sollten in Wien zwei “Hexenwesen” hingerichtet werden. Cazett und Sigl hießen die Frauen, die als Alraunen bezeichnet worden waren. Alraunen galten als Wesen, die mit den Samen von Gehenkten gezeugt worden waren. Die Angst vor den beiden war so groß, dass die Wiener Scharfrichter sich weigerten, die Frauen hinzurichten. Ein Kollege aus Krems musste diese Aufgabe schließlich übernehmen, die Frauen wurden enthauptet. Besondere Sicherheitsmaßnahmen wurden dabei ergriffen, das Schwert wurde anschließend “neu gefasst und zugerichtet”, wie es in den historischen Aufzeichnungen heißt.

Über Elisabeth Plainacher

Elisabeth Plainacher ist die einzige “Hexe”, die in Wien verbrannt wurde. Über ihre Familiengeschichte und Herkunft weiß man Folgendes: Plainacher wurde 1513 in Pielamund (Niederösterreich) geboren. Sehr jung hat sie ein uneheliches Kind mit einem Helfer in der Mühle ihrer Eltern bekommen. Dieses Kind starb jedoch sehr früh. Später heiratete Elsa, wie sich auch genannt wurde, einen Müller. Auch dieser starb jung und so heiratete sie ein zweites Mal. Mit ihrem zweiten Mann hatte sie zwei gemeinsame Kinder: Achatius und Margareth. Ihre Tochter Margareth heiratete den Bauern Georg Schlutterbauer, mit dem sie zunächst drei Kinder hatte. Bei der Geburt des vierten Kindes (Anna), starb Margareth. Zuvor hatte sie ihrer Mutter das Versprechen abgenommen, sich um Anna zu kümmern. Georg hielt davon relativ wenig, er geriet in Streit mit seiner Schwiegermutter. Annas Geschwister starben alle im gleichen Jahr und Georg gab Elisabeth Plainacher die Schuld dafür und beschuldigte sie, eine Hexe zu sein.

Im Alter von 70 Jahren hat Elisabeth Plainacher unter Folter “zugegeben”, ihre Enkelin verhext, an Hexensabbaten auf dem Ötscher teilgenommen, Gewitter heraufbeschworen und mit dem Teufel persönlich gebuhlt zu haben. Sie wurde am 27. September 1583 auf der Gänseweide, der heutigen Weißgerberlände im 3. Bezirk, verbrannt.

Im 22. Bezirk wurde die Elsa-Plainacher-Gasse nach ihr benannt.
(SVA)

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