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Wienfluss: Aus "Rinnsal" wurde reißender Strom

Der Name "Wienfluss" gilt gemeinhin als leicht übertrieben: Was da als schmales Rinnsal durch eine große Betonrinne in der Bundeshauptstadt fließt, würde niemand von sich aus als Fluss bezeichnen. Außer jetzt!

Trotz Dauerregens blickten sie bei den Fußgängerübergängen der U4-Stationen in die Tiefe: Unter ihnen schoss ein reißender Strom dahin – ein Schauspiel, dass nur alle “heiligen Zeiten” stattfindet.

Zehn Zentimeter beträgt der durchschnittliche Pegelstand des Wienflusses. Egal, ob am Stadtrand in Auhof oder bei seiner Mündung in den Donaukanal – mehr als ein schüchternes Bächlein ist da nicht zu erkennen. “Wir haben derzeit bei der Kennedybrücke 1,35 Meter und bei der Nevillebrücke 1,83 Meter”, sagte ein Sprecher der Hochwasserzentrale der Magistratsabteilung 45 zur APA.

Ein Überlaufen des von 1895 bis 1899 errichteten steinernen Flussbettes sei aber noch lange nicht in Sicht. “Derzeit ist es ein 30-jähriges Hochwasser – die Retentionsbecken in Auhof werden erst bei einem 100-jährigen Hochwasser geöffnet”, so der Sprecher. Als erstes von den Fluten betroffen wäre die U4-Brücke zwischen den Stationen Schwedenplatz und Landstraße (Wien-Mitte).

Bei anhaltend starkem Regen steigt der Pegel der “Wien” relativ rasch an, weil die lehmigen Wienerwaldböden lediglich mit einer dünnen Humusschicht überzogen sind und somit nur wenig Wasser speichern können. Zahlreiche Zuflüsse speisen den Wienfluss, der bedeutendste ist der Mauerbach.

Der Wienfluss ist von seiner Quelle am Pfalzberg bei Pressbaum (“Kaiserbründl”) bis zur Vereinigung mit dem Donaukanal 34 Kilometer lang. Vor seiner Regulierung Ende des 19. Jahrhunderts siedelten an seinen Ufern zahlreiche Mühlen, von denen einige noch heute in Gassennamen (Heumühle, Bärenmühle, Schleifmühle, Mollardmühle) verewigt sind. Der Grund für die Verbauung des Wienflusses war übrigens ein verheerendes Hochwasser im Jahr 1862.

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