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"Wiener Zeitung"-Chef Unterberger dienstfrei gestellt

Harte Zeiten für "wertkonservative, wirtschaftsliberale und unabhängige" Menschen.
Harte Zeiten für "wertkonservative, wirtschaftsliberale und unabhängige" Menschen. ©APA/Harald Schneider
Freitag ist überraschenderweise der letzte Arbeitstag des streitbaren Chefredakteurs. Sein Stellvertreter Zauner übernimmt seine Agenden interimistisch. ÖVP, FPÖ und BZÖ sind ob der Absetzung Unterbergers erbost.

Andreas Unterberger (60), bisher Chefredakteur der “Wiener Zeitung”, ist ab sofort dienstfrei gestellt. Das bestätigte Unterberger am Freitag auf Anfrage. Es sei ihm am Donnerstagnachmittag offiziell von seiner Geschäftsführung und der Personalabteilung mitgeteilt worden, dass er am Freitag den letzten Arbeitstag in der staatlichen Zeitung habe. Sein Stellvertreter Franz Zauner übernehme die redaktionelle Leitung, bis Reinhard Göweil ab November die Chefredaktion leitet.

Wo es Unterberger beruflich hin verschlägt, wollte er am Freitag noch nicht sagen. Sicher werde er weiter schreiben und auch “Unterbergers Tagebuch” wird es auf Wunsch vieler Leser, wie er sagt, online unter www.andreas-unterberger.at weiter geben. Dass er noch einmal in eine österreichische Tageszeitung zurückkehren werde, glaubt Unterberger nicht. In der derzeitigen Medienlandschaft sei “für Menschen wie ich, wertkonservativ, wirtschaftsliberal und unabhängig, keine Nische mehr”. Seine unerwartete Abberufung sieht er denn auch als “Schritt weg von der Meinungs- und Pressevielfalt”, was ihm “Sorgen bereitet”.

1973 bis 2004 für “Die Presse” tätig

Unterberger, geboren am 2. Jänner 1949, war von 1973 bis 2004 für “Die Presse” tätig. 1980 wurde er dort Chef vom Dienst, 1982 Ressortleiter der Außenpolitik und schließlich 1995 als Nachfolger von Michael Maier Chefredakteur. Ende 2004 musste er in dieser Funktion für Michael Fleischhacker Platz machen. Im Mai 2005 folgte er Peter Bochskanl als Chefredakteur der “Wiener Zeitung”. Ende September dieses Jahres erfuhr Unterberger aus den Medien, dass er bereits vor Ablauf seines Vertrags, der bis April 2010 gelaufen wäre, von “Kurier”-Wirtschaftsressortleiter Reinhard Göweil abgelöst werden soll. Die Abberufung durch Bundeskanzler Werner Faymann (S) sorgte für Irritationen beim Koalitionspartner ÖVP und für Empörung bei FPÖ und BZÖ.

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