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Wiener Weihbischof Helmut Krätzl ist tot

Helmut Krätzl - hier auf einem Bild im Jahr 2017 - ist gestorben.
Helmut Krätzl - hier auf einem Bild im Jahr 2017 - ist gestorben. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Helmut Krätzl, emeritierter Weihbischof der Erzdiözese Wien, ist am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben.

"Ich bin ihm für sein vielfältiges und loyales Wirken in unserer Erzdiözese, an deren Leben er bis zuletzt interessiert und aufmerksam teilnahm, von Herzen dankbar", erklärte Kardinal Christoph Schönborn via Twitter.

Helmut Krätzl gestorben

Krätzl habe sein Leben "ganz der Verkündigung der frohen Botschaft" gewidmet, so Schönborn: "Er liebte die Kirche und litt auch mit ihr."

Eine "Säule der österreichischen Ökumene" nannte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka den verstorbenen Weihbischof Krätzl. Mit ihm verliere die Evangelische Kirche einen "profilierten und liebevollen Gesprächspartner".

Würdigungen für Wiener Weihbischof

Würdigungen kamen auch von der Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, Christine Rod. Krätzl sei Zeit seines Lebens mit den heimischen Ordensgemeinschaften eng verbunden gewesen. Auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, würdigte laut Kathpress den Wiener Weihbischof. Die Katholische Aktion verdanke Krätzl "unglaublich viel an Wertschätzung und tiefgehender Orientierung".

Dank kam auch von den österreichischen Kirchenreformbewegungen. Krätzl war einer der Großen der österreichischen Kirche, seine Stimme bleibe unvergessen.

Krätzl zuletzt im Krankenhaus

Der 91-Jährige war zuletzt aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung. Krätzl wurde 1977 zum Bischof geweiht. Er stand im 69. Jahr seines priesterlichen sowie im 46. Jahr seines bischöflichen Dienstes.

Krätzl als verbindende Persönlichkeit

Krätzl war eine der verbindenden Persönlichkeiten - nicht nur in der römisch-katholischen Kirche, sondern auch in der Ökumene und im interreligiösen Dialog. Der gebürtige Wiener galt als Brückenbauer und war mit Humor und Erzähllaune gesegnet. Seine für katholische Verhältnisse liberale Seite entdeckte er nicht erst am Ende seines Lebens. So schlug er etwa früh vor, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

Krätzl kam in Wien zur Welt

Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien geboren, studierte nach seiner Matura 1949 an der Universität Wien Theologie und wurde 1954 in Wien von Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht. Sein geistliches Wirken begann Krätzl als Kaplan in Baden bei Wien. 1956 wurde er zum Zeremoniär des damals neuernannten Erzbischofs von Wien, Franz König, berufen. 1959 promovierte er an der Universität Wien zum Doktor der Theologie. An der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom erwarb er 1964 sein zweites Doktorat in Kirchenrecht. Im selben Jahr trat Krätzl sein Amt als Pfarrer in Laa an der Thaya an, das er bis 1969 innehatte.

Krätzl zum Ordinariatskanzler bestellt

Kardinal König bestellte Krätzl 1969 zum Ordinariatskanzler der Erzdiözese Wien. 1977 wurde er von Papst Paul VI. zum Weihbischof für die Erzdiözese Wien ernannt und gemeinsam mit Florian Kuntner im Wiener Stephansdom geweiht. Von 1981 bis 1985 übte er die Funktion des Generalvikars der Erzdiözese Wien aus. Nach dem Rücktritt Königs als Erzbischof von Wien wurde er 1985 vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator der Erzdiözese gewählt, eine Funktion, die er bis zum Amtsantritt Hans Hermann Groers im Jahr 1986 innehatte. Groer ernannte Krätzl 1987 zum Bischofsvikar für die Bereiche Erwachsenenbildung und Priesterfortbildung. In der Österreichischen Bischofskonferenz hatte Krätzl, dessen Wahlspruch "In der Kraft Gottes" lautet, insbesondere die Ressorts "Schule" und "Kirche und Gesellschaft" inne.

Krätzl jahrelang "Schulbischof"

Zwanzig Jahre hindurch war Krätzl in der Österreichischen Bischofskonferenz "Schulbischof", und damit zuständig für den Religionsunterricht im Allgemeinen, für die Privatschulen und für die Schulpolitik. Im Rahmen der Österreichischen Bischofskonferenz war er für die Erwachsenenbildung, das Katholische Bibelwerk und das Seminar für Kirchliche Berufe zuständig. Das Referat "Ökumene" teilte er sich mit Kardinal Christoph Schönborn. Papst Benedikt XVI. nahm am 6. März 2008 das Rücktrittsgesuch von Weihbischof Krätzl an. Sein Nachfolger wurde Stephan Turnovszky.

Krätzl plädierte für Öffnung

Krätzl zählte zu den angesehensten Repräsentanten der katholischen Kirche in Österreich. Sein Einsatz für die Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils, für ökumenische Verständigung und für den Dienst der Kirche an der Gesellschaft von heute findet weit über den kirchlichen Bereich hinaus Beachtung. Auch äußerte er sich immer wieder zu umstrittenen Themen innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Anlässlich seines diamantenen Priesterweihejubiläums sprach er sich 2014 für eine Öffnung der katholischen Kirche bei den Themen Zölibat und Interkommunion mit evangelischen Christen aus. Die Bischöfe sollten gemäß der Aufforderung von Papst Franziskus "mutige Vorschläge machen".

Krätzl lebte zurückgezogen in Wien

In den letzten Jahren haben zunehmende gesundheitliche Beschwerden die Möglichkeiten des öffentlichen Wirkens des 91-jährigen Weihbischofs beeinträchtigt. Er lebte zurückgezogen in Wien, nahm jedoch, soweit es ging, noch am kirchlichen Leben teil. So konnte Krätzl am 9. Jänner noch den Gedenkgottesdienst der Bischofskonferenz für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. im Stephansdom im Rollstuhl sitzend mitfeiern.

(APA/Red)

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