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Wiener verweigerte Psychotherapie und attackierte Vater: Einweisung

Lautstarker Protest des Betroffenen: "Sie machen einen Fehler" .
Lautstarker Protest des Betroffenen: "Sie machen einen Fehler" . ©APA
Ein 26-jährige Wiener, der im März unter dem Einfluss von paranoider Schizophrenie mehrfach auf seinen Vater eingestochen hat, ist von einem Schwurgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden.

Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig. Der Betroffene protestierte dagegen lautstark: "Sie machen einen Fehler", sagte er zu Richterin Claudia Zöllner.

26-Jähriger in Anstalt eingewiesen

"Ich hab' ja gesagt, dass ich nicht schizophren bin", sagte der 26-Jährige deutlich. Laut psychiatrischem Gutachter Peter Hofmann seien mit großer Wahrscheinlichkeit Straftaten mit schweren Folgen zu befürchten, bis hin zum Tötungsdelikt, zeigte die Richterin noch einmal auf. "Nein, würd' ich nicht, ich bin nicht gefährlich. Ich bin nicht schizophren", sagte der 26-Jährige. "Sie machen einen Fehler. Sie machen eine Ungerechtigkeit."

Er wolle in keine Anstalt eingewiesen werden, er habe "nichts gemacht", meinte der Betroffene. "Ich akzeptier' das sicher nicht. Ich nehme das nicht an." Und weiter: "Kann ich wenigstens keine Medikamente nehmen in dieser Einrichtung. Wieso soll ich Medikamente nehmen, wenn ich gesund bin."

Laut Staatsanwaltschaft habe sich kurz vor der Attacke auf den Vater "etwas aufgebaut". Im Dezember 2019 wurde ein Kampfmesser bei ihm gefunden, im Jänner 2020 schlug er auf einen blinden Pensionisten in einem U-Bahn-Waggon ein und im Februar ging er auf einen Security in einem Wiener Einkaufszentrum los. Im März stach er schließlich auf seinen Vater ein. Danach meinte er gegenüber der Polizei: "Ich kann mir nicht erklären, warum mein Vater noch lebt."

Wiener verweigerte jede Therapie

Obwohl bereits mehrere Ärzten bei ihm eine paranoide Schizophrenie feststellten und er deshalb auch unter Sachwalterschaft stand, verleugnete ein Wiener jahrelang seine Krankheit und verweigerte jegliche Therapie. Im März ging er dann mit einem Messer auf seinen Vater los, weil die Eltern ihn für krank hielten. Ein Geschworenengericht hat am Dienstag über eine Einweisung entscheiden müssen.

Die Staatsanwaltschaft Wien hatte beantragt, dass der 26-Jährige aufgrund seiner Krankheit und die von ihm ausgehende Gefährlichkeit in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden sollte. Seit seinem 17. Lebensjahr veränderte sich das Wesen des jungen Mannes, der laut Staatsanwalt ein exzessiver Marihuanakonsument war. "Er machte oft komische Äußerungen, etwa vom dritten Weltkrieg und dass wir alle überwacht werden", berichtete sein Vater im Zeugenstand. Bei einem stationären Aufenthalt wurde dann paranoide Schizophrenie diagnostiziert.

Doch eine Therapie lehnte der 26-Jährige immer wieder ab. "Die Eltern haben mich dazu gezwungen", die Psychopharmaka hätten ihm "nicht gut getan". Eine Depotspritze verbesserte die Situation laut seinem Vater: "Wir sind sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren." Doch dann verweigerte der 26-Jährige wieder die Behandlung. Blutuntersuchungen bei stationären Aufenthalten zeigten, dass der Medikamentenspiegel nicht sehr hoch war. "Wahrscheinlich hat er die Tabletten wieder ausgespuckt", meinte sein Vater. Sogar nach seiner Festnahme verweigerte er die Medikamente in der Justizanstalt Josefstadt.

Für den 26-Jährigen waren die Maßnahmen "der ärgste Horror, den ich je erlebt habe in meinem Leben", sagte er der Schwurgerichtsvorsitzenden Claudia Zöllner. Auch in der Verhandlung beteuerte er immer wieder zurechnungsfähig zu sein und "genau gewusst zu haben, was ich getan hab'". Drei Wochen vor der Attacke war der junge Mann bei den Eltern ausgezogen, doch sei er von den beiden immer wieder verfolgt worden. Die neue Wohnung sei von Vater und Mutter ständig aufgebrochen worden, um zu sehen, ob er Drogen nehme.

26-Jähriger stach mehrmals auf Vater ein

Am 6. März ging er mit einem zuvor in einem Waffengeschäft erworbenem Gartenmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge zum Wohnhaus seiner Eltern in der Donaustadt. Er wollte den Vater umbringen, "als Rache, weil sie mein Leben kaputt machen, stech' ich ihn ab", berichtete der Betroffene. Er läutete an und versteckte dabei das Messer hinter seinem Rücken. Wie üblich - die Eltern wollten den oft berauschten Sohn nicht in der Wohnung haben - kam der Vater vor das Haus und wollte ihm Essen und Zigaretten überreichen.

"Wie ich für die Zigaretten in die Tasche greife, hat er mich attackiert. Ich hab' noch nicht mal gewusst womit. Dass es ein Messer war, hab' ich erst bei der Polizei erfahren." Der 56-Jährige erlitt laut Gerichtsmediziner Martin Grassberger tiefgreifende Verletzungen in Bauch und Rücken sowie einige Abwehrverletzungen. Zum Glück wurden keine vitalen Organe getroffen. Er wollte "eigentlich auch die Mutter" töten, doch das "wär vielleicht wirklich blöd gewesen", gab der 26-Jährige vor Gericht zu.

Auch der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann kam zu dem Schluss, dass der 26-Jährige unter paranoider Schizophrenie leide. Weil er jegliche Behandlung ablehne und aufgrund des multiplen Drogenmissbrauchs sei die Gefährlichkeitsprognose "denkbar ungünstig". "Er hat keine Einsicht und es gibt niemanden, auf den er hört", so Hofmann. Er leide unter einem bizarren Wahn. So habe er dem Gutachter etwa berichtet, dass als Kind in einem Vogelkäfig abgegeben worden sei und seine Eltern gar nicht seine Eltern seien. Und er hab eine schwere emotionale Störung. Darum habe er die letzte Person, mit der er noch Kontakt und die ihn versorgt hatte, attackiert. Die Krankheit sei unheilbar und bedarf einer lebenslangen Behandlung. "Wir sind von einer bedingten Maßnahme unendlich weit entfernt", sagte Hofmann, der die Einweisung empfahl. Die Expertise wurde von dem Betroffenen lautstark kommentiert mit: "Es passt schon, ich bin schizophren!"

(APA/Red)

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