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Wiener Verein soll Verbindungen zur Hamas haben

Der Wiener Verein Dar al Janub zeigt seit Jahren Verbindungen zur Hamas.
Der Wiener Verein Dar al Janub zeigt seit Jahren Verbindungen zur Hamas. ©APA/TOBIAS STEINMAURER (Symbolbild)
Der Wiener Verein Dar al Janub verbreitet online Propaganda der Hamas und es wurde festgestellt, dass Mitglieder in der Vergangenheit Verbindungen zu verschiedenen terroristischen Gruppen hatten, wie ein Bericht der Dokumentationsstelle politischer Islam aufzeigt.

Der Verein "Dar al Janub" (arabisch für "Haus des Südens"), auch bekannt als "Verein für antirassistische und Friedenspolitische Initiative", engagiert sich in der Unterstützung von Entwicklungsprojekten, der Organisation von islamischen Festessen sowie antirassistischen Interventionen. Des Weiteren setzt er sich dafür ein, koloniale Verbrechen anzusprechen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt jedoch, dass sich hinter dem legitimen Anliegen des Vereins ein "dichotomes Weltbild, das alles Gute dem 'globalen Süden' und alles Negative dem 'Westen' zuschreibt". Dabei gehe der Verein Bündnisse mit "linksextremen und antisemitischen Gruppen ein" und unterstützt verschiedene als terroristisch eingestufte Organisationen.

Sprecher von Wiener Verein postete gemeinsames Foto mit Hamas-Führungsfigur

"Gesellschaftliches Engagement sowie Meinungsfreiheit werden von Aktivistinnen und Aktivsten des Vereins zur Abwertung anderer Menschen missbraucht und ein Nährboden für Radikalisierung geschaffen", so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle gegenüber der APA. Im Jahr 2021 veröffentlichte der Sprecher von Dar al Janub ein Foto auf Facebook, auf dem er zusammen mit Ismail Haniyya zu sehen ist, der eine führende Position in der Hamas innehat. "Man muss weit reisen, um Politiker zu treffen, die ihr Wort halten." Mitte der 2000er Jahre wurden sowohl Mitglieder der Hamas in Österreich zu Veranstaltungen von Dar al Janub eingeladen, als auch Vertreter des Wiener Vereins hatten ein Treffen mit Osama Hamdan im Libanon.

Wiener Verein zeigte Sympathien mit islamistischen Gruppierungen

Vor etwa 20 Jahren wurde Dar al Janub gegründet. Seitdem hat der Verein Demonstrationen organisiert und politische Ereignisse in und außerhalb Österreichs in schriftlichen Stellungnahmen kommentiert. In den Anfangsjahren waren der Sprecher und der aktuelle Obmann der Bewegung auch an einer Zeitschrift beteiligt, die von "Sedunia" veröffentlicht wurde. Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes handelt es sich dabei um die Vorläuferorganisation von Dar al Janub. In der Zeitschrift "Perspektive Süd" wurden sowohl ein Interview mit Abdel-Aziz Al-Ranitisi, einem Mitbegründer der Hamas, als auch ein Porträt über den Mitbegründer und geistigen Führer der Hamas, Scheikh Ahmed Yasin, abgedruckt.

Der Verein hat in der Vergangenheit Sympathien für verschiedene islamistische Gruppen gezeigt und Bilder geteilt, auf denen gefallene islamistische Kämpfer als Märtyrer bezeichnet wurden. Am 9. Oktober, zwei Tage nach dem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem israelische Zivilisten entführt und vergewaltigt wurden, bezeichnete der Verein die Hamas und ihre Verbündeten als "Palestinian resistance forces", die einen "process of liberatian" begonnen hätten. Darüber hinaus wird behauptet, dass Israel Pogrome im Westjordanland verübt und gefordert, dass "die Siedler zurück nach Europa und die USA" werden.

"Antisemitische Splittergruppe" Vorgänger von Wiener Verein

Der DPI-Bericht zeigt, dass Dar al Janub bisher als Entwicklungshilfe-Partner auftrat und dafür eine Spende von 100.000 Dollar vom OPEC Fund for International Development erhielt. Laut eigenen Angaben hat der Verein auch kontroverse Organisationen unterstützt, wie beispielsweise die Palästinensische Humanitäre Vereinigung (PHV). Gemäß Informationen des israelischen Inlandsgeheimdienstes handelt es sich bei der PHV um einen Bestandteil eines Finanzierungsnetzwerks der Hamas.

Die Dokumentationsstelle hat auch Nicole Schöndorfer ins Visier genommen, eine Aktivistin, die durch feministische Podcasts bekannt geworden ist und regelmäßig bei Veranstaltungen von Dar al Janub spricht. Schöndorfer, die auf Social Media mehrere Tausend Anhänger hat, teilt dort Beiträge, in denen an gefallene Kämpfer der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Staates erinnert wird. Sie hat auch mindestens einen Beitrag geteilt, in dem zur Tötung von "occupier" - also Besatzern - aufgerufen wurde.

Die Organisation kann allgemein dem politisch "linken" Spektrum zugeordnet werden, aber das Verhältnis zwischen Dar al Janub und großen Teilen der österreichischen Linken ist angespannt. Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) entstand Dar al Janub aus der Gruppierung "Sedunia", die als "antisemitische Splittergruppe" beschrieben wird. In der Vergangenheit wurden der Verein bzw. seine Vorgängerorganisation wiederholt wegen antisemitischer Blogbeiträge kritisiert. Im Jahr 2003 kam es zu einem Angriff auf eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht, die von linken und jüdischen Studierenden organisiert worden war.

"Wiener Verein" mit Überschneidungen zu antisemitischer BDS-Bewegung

Der Verein zeigt Überschneidungen mit der als antisemitisch eingestuften BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions). In der Vergangenheit hat der Verein auch Bündnisse mit linken Gruppierungen wie der Kommunistischen Jugend geschlossen. Das Beispiel der Gruppierung Dar al Janub zeigt deutlich, wie Extremismen miteinander verschmelzen können, sagt Fellhofer. Die Offenheit von Dar al Janub gegenüber antisemitischen Ressentiments oder das eigene Bedienen dieser Ressentiments führte schließlich dazu, dass einige Hochschulgruppen aus dem linken Spektrum Abstand zu dem Verein nahmen. Laut den sozialistischen, grünen und kommunistischen Fraktionen der Hochschülerschaft kam es bei Demonstrationen, die von Dar al Janub mitveranstaltet wurden, zu zahlreichen antisemitischen Vorfällen, wie der Relativierung der Shoah und Morddrohungen gegen jüdische Menschen. Es soll auch faschistische Symbolik auf den Kundgebungen zu sehen gewesen sein.

FPÖ Wien kritisiert Innenminister Karner und SPÖ

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp reagierte in einer Aussendung empört und warf Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) Untätigkeit in Bezug auf den Verein vor. Nepp forderte ein sofortiges Verbot. Weil der Verein seinen Sitz in einem Wiener Gemeindebau habe, warf Nepp auch gleich der regierenden Wiener SPÖ vor, islamistische Organisationen zu tolerieren und teilweise sogar zu fördern. Auch die Wiener ÖVP-Integrationssprecherin Caroline Hungerländer warf den Roten wegen der Adresse des Vereins Untätigkeit vor, forderte eine Prüfung und kündigte eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft an.

(APA/Red)

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