Wiener Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene zog Bilanz

"Die Zahlen unterstreichen die Wichtigkeit der Stelle", so Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Insgesamt gab es schon 400 "fallbezogene Befassungen", berichtete UGB-Leiterin Katharina Stolz. "Rund 84 Prozent der Betroffenen, die zu uns kommen, sind weiblich." 24 Prozent der Fälle betrafen sexualisierte Gewalt, in acht Prozent der Fälle bestand der Verdacht auf K. O.-Tropfen. Beim überwiegenden restlichen Teil habe es sich um sogenannte häusliche Gewalt bzw. Gewalt im sozialen Nahraum gehandelt.
17 Prozent der Gewaltbetroffenen bei Wiener Untersuchungsstelle minderjährig
Die Betroffenen seien zwischen einem Jahr und 92 Jahre alt gewesen. Bei 17 Prozent der Fälle waren die Opfer minderjährig, 69 Prozent davon weiblich. Sieben Betroffene seien mehrmals wegen unterschiedlicher Vorfälle in die Untersuchungsstelle gekommen. Etwa ein Drittel der Betroffenen kommt über Vermittlung von medizinischem Personal, ein weiteres durch Ermittlungsbehörden und Opferschutzeinrichtungen, etwa ein Drittel von sich aus, sagte Stolz.
Die Untersuchungen seien zu 51 Prozent in der Untersuchungsstelle selbst durchgeführt worden. 49 Prozent fanden in Krankenanstalten statt. Bei etwa der Hälfte handle es sich um Verletzungen, die nicht in einem Spital behandelt werden müssen. Hier bestehe besonders oft die Gefahr, dass Gewaltspuren nicht so gut dokumentiert werden, dass sie Gericht standhalten könnten. In 53 Prozent der Fälle seien Anzeigen erfolgt. Wobei den Betroffenen dank der UGB viel Bedenkzeit eingeräumt werde: Beweismittel würden für mindestens zehn Jahre aufbewahrt, betonte Stolz.
Vier Regierungsmitglieder betonten Bestandsgarantie für Wiener Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene
Täter sollen nicht ohne Strafe bleiben, weil Verfahren "oft an unsachgemäßen Beweissicherungen scheitern", betonte die Frauenministerin. Die erste Bilanz des mit Bundesmitteln aus vier Ministerien geförderten Pilotprojekts des Zentrums für Gerichtsmedizin zeige schon nach wenigen Monaten, wie wichtig solche Einrichtungen seien, sagte Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ). Trotz Spardrucks stehe die Bestandssicherung außer Streit, betonten die Ressortchefinnen sowie ihre Parteikolleginnen, Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann und Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig. Es laufen zudem Gespräche, um die schon lange bestehende Gewaltschutzambulanz in Innsbruck in das mit Standorten in Graz und nunmehr Wien bestehende Bundesnetz einzubetten, sowie mit den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich über die geplante Ausweitung auf diese Regionen, fügte Sporrer an.
Zur Sprache kam weiters der von Holzleitner angestoßene neue Nationale Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen (NAP): Ergebnisse würden bis Jahresende vorgelegt. In diesem Rahmen werde auch die elektronische Überwachung von "Gefährdern" geprüft, etwa mit GPS-Armbändern für Täter und Opfer, wie sie in Spanien bereits verwendet werden, um die Effektivität von Betretungs- und Annäherungsverboten zu verbessern, berichtete die Justizministerin.
"Die auf Initiative der Grünen eingeführten Gewaltambulanzen in Wien und Graz sind ein Erfolgsprojekt im Gewaltschutz", reagierte die Grüne Frauensprecherin Meri Disoski. Jetzt brauche es "dringend Mittel für den Ausbau und diese sind im Budget nicht sichtbar", sagte Alma Zadić, stv. Klubobfrau und Justizsprecherin der Grünen. "Auch die Gewaltambulanz und ihre Mitarbeitenden in Wien brauchen eine langfristige Absicherung."
(APA/Red)