AA

Wiener Unis für internationale Studenten weniger attraktiv

Internationale Studenten: Wiener Unis droht Attraktivitätsverlust
Internationale Studenten: Wiener Unis droht Attraktivitätsverlust ©APA (Sujet)
In Wien ist jeder vierte Student Ausländer -  dennoch droht dem Studienort Wien laut einer am Dienstag präsentierten Studie ein deutlicher Attraktivitätsverlust.

Denn im Vergleich zu anderen Städten setze Wien zu wenig Maßnahmen, um internationale Talente nach Wien zu holen und auch hier zu halten, kritisierte der Uni-Beauftragte der Stadt Wien, Alexander Van der Bellen (Grüne) am Dienstag.

Die Studie, die vom Zentrum für Wirtschafts- und Innovationsforschung der Joanneum Research Forschungsgesellschaft durchgeführt wurde, sah sich neben Wien auch die Städte Zürich, Amsterdam, München und Kopenhagen an. Während sich die Schweiz erfolgreich vor allem auf den Ruf ihrer in allen Hochschul-Rankings immer weit vorne platzierten Unis verlasse, würden alle anderen Länder gezielt Maßnahmen setzen, um internationale Studenten an ihre Unis zu locken.

Internationale Studenten immer begehrter

“Deutschland investiert nicht nur in Stipendien für hoch talentierte Studenten aus anderen Ländern, sondern ist beispielsweise auch mit Büros in Zielländern wie etwa Indien oder China vertreten”, berichtete Studienautor Andreas Niederl. Die Eignungsprüfung erfolge zentral, dann können sich Studenten an allen deutschen Hochschulen bewerben. Auch bei der Wohnungssuche werden ausländische Talente unterstützt, oft wurden Mindeststandards bei Willkommens- und Betreuungskultur etabliert. Um eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten, sei nicht nur die Beschäftigungsdauer während des Studiums, sondern auch die Frist für die Jobsuche nach Studienende auf 18 Monate ausgeweitet worden.

Denn internationale Studenten sind immer begehrter: Unis würden sich nicht nur einen Aufschwung für Forschung und Hochschulsystem, sondern auch hoch qualifizierte Arbeitskräfte und positive wirtschaftliche Effekte erwarten, erklärte Niederl. Während Deutschland, die Niederlande und Dänemark sehr ambitionierte Ziele verfolgen würden, um die Attraktivität für High-Potentials aus anderen Ländern zu steigern, ortete die Studie in Wien Nachholbedarf. “Es war keine Strategie feststellbar, wie wir mit der zunehmenden Internationalisierung umgehen – es wäre sinnvoll, sich dieses Themas bewusst anzunehmen”, so der Studienautor.

Wien bildet seine Studenten aus

“In Wien ist man zwar – im Gegensatz etwa zur Schweiz – bereit, die Ausbildungskosten internationaler Studierender zu finanzieren, macht dann aber Schwierigkeiten, wenn die Betreffenden im Land bleiben wollen”, wunderte sich Van der Bellen. Das sei eine “irrsinnige Strategie”. Vor allem die derzeitigen Regelungen der Rot-Weiß-Rot-Karte stoßen dem Uni-Beauftragten “übel auf”: Denn ein Bachelor werde nicht als Abschluss anerkannt und auch Absolventen von Master- oder PhD-Studien müssen innerhalb von sechs Monaten einen gut bezahlten Job finden. “Hier werden überflüssige und kontraproduktive Hürden aufgebaut”, meinte Van der Bellen in Richtung Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ).

Er appellierte nicht nur an die Ausweitung der Zeit der Jobsuche auf die in Deutschland inzwischen üblichen 18 Monate, sondern kritisierte auch die generelle Vernachlässigung des asiatischen Raums. Denn derzeit kommen die meisten internationalen Studenten in Österreich aus Deutschland und Südosteuropa. Und zwar – statt wie in anderen Ländern für postgraduale oder zumindest Masterstudien – oft auch schon für den Bachelor.

Problem der Wiener Unis

“Ist es sinnvoll, den asiatischen Raum schleifen zu lassen? Man sollte sich bemühen, von dort die besten Köpfe nach Europa zu holen”, plädierte der Uni-Beauftragte. Und vor allem auch hier zu halten: “Im Fußball hat sich diese Diskussion längst erledigt: Wenn der FC Barcelona nur noch aus Katalanen bestehen würde, wären sie zwar sicher eine gute Mannschaft, aber keinesfalls mehr Weltspitze”, so der Uni-Beauftragte.

Derzeit gebe es jedoch nicht einmal Experten in den österreichischen Botschaften, die Studienwillige beraten könnten. Auch eine Eignungsprüfung an Ort und Stelle – wie in Deutschland praktiziert – halte er für sinnvoll. “Ich würde mir auch wünschen, dass auch die Stadt mehr für diesen Sektor tut – beispielsweise mit Stipendien, wo der Bund dann nicht gleich kompensatorisch kürzen kann”, meinte Van der Bellen. Allerdings sei es klar, dass die Stadt Wien die hochschulpolitischen Defizite des Bundes nicht ausgleichen könne. Die Unterfinanzierung der Unis bleibe weiterhin Problem – die versprochene Aufstockung des Budgets auf zwei Prozent des BIP hält er in der derzeitigen Situation für “völlig ausgeschlossen”.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Unis für internationale Studenten weniger attraktiv
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen