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Wiener U-Bahn: Neue Türtechnik nach Unfall mit Fünfjährigem

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Die Wiener Linien wollen die Sicherheitsstandards in der U-Bahn heben: Vor allem das Einklemmen zwischen den Türen soll künftig verhindert werden.
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Zu diesem Zweck sollen alle Garnituren mit sensibleren elektronischen Türfühlerkanten ausgestattet werden, was allerdings bis 2019 dauern wird. Dafür nehmen die Verkehrsbetriebe rund 11 Mio. Euro in die Hand. Die Maßnahme folgt einem Sicherheitsgutachten, das nach einem folgenschweren Unfall in Auftrag gegeben wurde. Im vergangenen Mai war ein fünfjähriger Bub in der U3-Station Enkplatz zwischen zwei Türen eingeklemmt, mitgeschleift und schwer verletzt worden.

Mit dem Tausch wird voraussichtlich 2012 begonnen, kündigte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer am Donnerstag vor Journalisten an. Zuerst muss die neue Technik noch entwickelt und getestet werden. Die künftigen Fühlerkanten sollen bereits ab einem zehn Millimeter breiten “Gegenstand” das Schließen der Türen bzw. Anfahren des Zuges verhindern.

Einbau in die Silberpfeile bis 2016

Ersetzt werden sie schrittweise. Bis 2016 erfolgt der Einbau in die “Silberpfeile”, deren Türen zum Teil erst ab einer Breite von 55 Millimetern anschlagen. Eine solche Garnitur war auch beim U3-Unfall im Einsatz. Als “Schwäche im System” wollte Steinbauer dies nicht verstanden wissen. Es liege grundsätzlich in der Verantwortung des Fahrers, die Züge abzufertigen: “Das ist kein blindes Wegfahren aufgrund einer Technik.” Um die Fahrer noch besser zu schulen, wollen die Verkehrsbetriebe künftig auch anonymisiertes Videomaterial von Überwachungskameras einfließen lassen, um das Verhalten der Kunden zu analysieren.

Im Zusammenhang mit dem betreffenden Unfall ermittle gegenwärtig die Staatsanwaltschaft, der Fahrer sei nach wie vor außer Dienst, berichtete Steinbauer. Er wolle dem Ergebnis nicht vorgreifen, aber: “Mit einem entsprechenden Kontrollblick hätte die Sache höchstwahrscheinlich verhindert werden können.”

Mit der Nachrüstung der Türen kommen die Wiener Linien der Hauptempfehlung eines Sicherheitsgutachtens nach, das unmittelbar nach dem Unfall in Auftrag gegeben wurde. Das Ergebnis: “Im gesamten überprüften U-Bahn-Bereich liegen keine sicherheitstechnischen Systemfehler vor. Die entsprechenden behördlichen und gesetzlichen Vorgaben werden sorgfältig umgesetzt, Fahrer und Betriebsbedienstete ausführlich geschult”, hielt der Sachverständige Günther Gfatter fest. Dennoch gebe es in einigen Bereichen Optimierungsbedarf.

Ein Problem liege darin, dass das individuelle Sicherheitsbewusstsein der Passagiere abgenommen habe, betonte Gfatter. Deshalb würden Anforderungen an die Sicherheitsmerkmale steigen. Folglich werden demnächst neue Piktogramme an den U-Bahn-Türen angebracht, die auf den Spalt zwischen Bahnsteigkante und Einstieg hinweisen. Außerdem sollen die künftig angeschafften Züge mit Warnlampen ausgestattet sein, die vor dem Schließen der Türen aufleuchten. Das Hupsignal wird beibehalten, die Durchsage “Zug fährt ab” allerdings bereits ab September ersetzt – voraussichtlich durch die Aufforderung “Bitte zurückbleiben”.

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