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Wiener Theaterreform entzweit ÖVP/SPÖ

Die Wiener ÖVP wird künftig die Theaterreform von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) nicht mehr unterstützen. Das hat Kultursprecher Franz Ferdinand Wolf heute, Montag, in einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

Der Vorwurf: Mailath-Pokorny betreibe „Mäzenatentum mit öffentlichen Geldern“, Subventionsentscheidungen seien nicht nachvollziehbar. Der Stadtrat zeigte sich davon unbeeindruckt.

In den vergangenen drei Jahren habe sich die ÖVP bemüht, die Reform im Konsens mit Sozialdemokraten und Grünen mitzutragen. Nun müsse man aber feststellen, dass Mailath-Pokorny sie nur halbherzig umsetze, notwendige Entscheidungen nicht fälle und wesentliche Ziele der Reform unterlaufe, so Wolf.

„Es ist jede Subvention eine politische Entscheidung des Stadtrats, die letztlich nicht nachvollziehbar ist“, kritisierte er. Einerseits werde an den klaren Regeln vorbei gefördert, andererseits würden Vereinbarungen nicht in gegebener Zeit eingehalten. Für Bernhard Dworak, ÖVP-Gemeinderat und Mitglied im Kulturausschuss ist damit klar, dass Mailath-Pokorny „nach Gutsherrenart“ agiert.

Als Beispiele nannte Wolf unter anderem Adi Hirschals Lustspielhaus, das ohne Juryempfehlung neuerlich 350.000 Euro erhalte. Weiters verwies er auf Verzögerungen bei der Förderung des Kosmos-Theaters, die Finanznöte des Ateliertheaters und die offene Zukunft des Odeons wegen der noch immer nicht vorliegenden Stiftungslösung. Für das Vindobona wiederum solle die Stadt eine Lösung zur weiteren Finanzierung des Umbaus finden, andernfalls ende die Kleinkunstbühne als „Subventionsruine“.

Dem Kulturstadtrat habe man das Ende der Zusammenarbeit brieflich mitgeteilt, so Wolf. Einen wirklichen Effekt erwarte er sich davon nicht, musste er eingestehen. Klar sei jedenfalls, dass die Theaterreform nun ein rot-grünes Projekt sei, nachdem die Grünen bereits in der Vorwoche eine VP-Initiative für einen Misstrauensantrag gegen Mailath-Pokorny nicht unterstützt hätten.

Dass die Entfremdung zwischen ÖVP und SPÖ im Wiener Kulturbereich eine beiderseitige sein dürfte, zeigte sich in einer Aussendung des Kulturstadtrats. „Mailath verzichtet auf Mitarbeit der ÖVP bei Theaterreform“, wurde darin getitelt, und zwar exakt eine Minute vor Beginn von Wolfs Pressekonferenz. Grund dafür sei die nicht vorhandenen Bereitschaft Wolfs zur konstruktiven Zusammenarbeit, „der sich nicht einmal an die von der ÖVP mitgetragenen Beschlüsse hält und – im Unterschied zu seinem Vorgänger (Andreas Salcher, Anm.) – jegliche Vision und Kompetenz vermissen lässt“, so Mailath-Pokorny.

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