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Wiener Spitäler sollen aus Fehlern lernen

In den Wiener Gemeindespitälern soll offener mit Fehlern umgegangen werden, um sie in Zukunft leichter vermeiden zu können. Seit kurzem wird deshalb auf "Riskmanagement" gesetzt:

Durch standardisierte Fehlerberichtssysteme sollen Sicherheitsprobleme erkannt werden. Vorbild ist die Luftfahrt, so Wilhelm Marhold, Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), am Montagabend vor Journalisten.

Der Umgang solle offen, transparent und ehrlich sein, betonte er: “Wenn Fehler auftreten, wird nicht dichtgemacht, vertuscht, gemauert oder mit Floskeln gearbeitet.” Als Beispiel nannte KAV-Spitäler-Chefin Susanne Herbek den Fall eines Mädchens, das im Vorjahr am falschen Knie operiert wurde. Als Reaktion wurde eine Richtlinie erstellt, die zur Vermeidung von Verwechslungen vorsieht, dass die zu operierende Körperstelle mit einem Stift markiert werden muss.

Das Fehlerberichtssystem (CIRS – Critical Incident Reporting System) sieht abteilungsinterne und anonyme Meldungen vor. Eigens ausgebildete Mitarbeiter müssen dann Lösungen suchen. Zusätzlich sind “Audits” (Anhörungen) durch externe Riskmanager vorgesehen. Das System gibt es bereits in mehreren Spitälern und Pflegeheimen, heuer sollen sechs dazukommen.

Zusätzlich wird per Intranet eine abteilungsübergreifende Erfahrungsdrehscheibe angeboten. Zu den dadurch bereits entdeckten Fehlern gehören leicht verwechselbare Medikamentenverpackungen oder irreführend eingefärbte Geräteschläuche. Insgesamt wurden bereits 23 Sicherheitslücken geschlossen.

AKH-Chef Reinhard Krepler will sein Spital, das größte Österreichs, bis Dezember 2008 ISO-zertifizieren lassen. Für dieses Qualitätssiegel soll auch die Sicherheit verbessert werden – etwa durch Simulationen kritischer Situationen, Informationsaustausch samt “Briefings” und “Debriefings” (Einsatzbesprechungen), wie sie aus amerikanischen Arztserien bekannt sind, sowie durch Beschwerdemanagement.

Neben der Sicherheit stehen für den KAV auch die Kosten im Mittelpunkt. Marhold konnte in diesem Zusammenhang stolz auf gesunkene Medikamentenausgaben im Jahr 2007 verweisen. Sie gingen um 1,7 Mio. Euro (1,5 Prozent) auf nunmehr 111 Mio. Euro zurück – trotz immer höherer Aufwendungen für Krebsmedikamente. Die Senkung habe man unter anderem durch neue Standards in der Antibiotikagabe vor Operationen erreicht, hieß es.

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