AA

Wiener Schönheitschirurgin: "Chirurgie soll verbessern, nicht verändern"

Schönheits-OPs haben ihren negativen Beigeschmack verloren.
Schönheits-OPs haben ihren negativen Beigeschmack verloren. ©Millesi
Auf Instagram und Co. räckelt sich perfekte Körper, dass es nur so eine Freude ist. Wer nicht dem klassischen Ideal entspricht, lässt daher gerne vom Beauty-Doc nachhelfen. Doch nicht alle Operationen sind ethisch vertretbar.
Wiener Beauty-Doc Knabl im Interview

Die Kluft zwischen individueller Körperzufriedenheit und gesellschaftlich vorgegebenen Schönheitsbildern wird immer größer und führt immer mehr Menschen zum Schönheitschirurgen. Doch was sind die Grenzen der Schönheitschirurgie? Frau Dr. Dagmar Millesi, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Wien, spricht über die ethischen Standards in der plastisch-ästhetischen Chirurgie.

Dagmar Millesi spricht über Ethik in der Schönheitschirurgie. ©Millesi

Was hat sich in den letzten Jahr in der plastischen Chirurgie verändert

Millesi: "Was sich laufend verändert und verbessert ist die Technik, wie z.B. die Lasertechnologie, die non invasiven Methoden. Diese Verbesserungen ermöglichen auch, dass gewisse Eingriffe weniger schmerzvoll sind als früher. Dennoch muss man beachten, dass Veränderung nicht gleich Verbesserung ist, denn nicht alles bewährt sich."

Was sind die Klassiker in der Schönheitschirurgie?

Millesi: "Klassiker in der ästhetischen Chirurgie sind nach wie vor Facelifts, Brustverkleinerungen und -vergrößerungen oder Bauchdeckenstraffungen. Das sind Eingriffe, bei denen die Nachfrage seit Jahren konstant ist und die nach wie vor nicht ersetzt werden können."

Unter welchen Vorzeichen sind solche Eingriffe erlaubt und unter welchen Bedingungen sind sie ethisch abzulehnen?

Millesi: "Die ästhetische Chirurgie soll verbessern, wenn es etwas zu verbessern gibt. Sie soll nicht verändern. Wir sollen nicht zum Erfüllungsgehilfen der Patienten werden. Patienten mit falscher Erwartungshaltung, mit psychischen Problemen sollten nicht operiert werden. Auch Eingriffe, die fremdbestimmt sind, sollten nicht durchgeführt werden. Als plastischer Chirurg sollte man nur Eingriffe machen, mit denen man sich selbst auch identifizieren kann."

Werden durch das Internet & Soziale Medien unrealistische Schönheitsideale vorgegeben?

Millesi: "Ja, leider! Die Online-Welt und verschiedene Soziale Medien geben ein Idealbild vor, dem so nicht nachzueifern ist. Außerdem muss immer die Relation zwischen dem Aufwand und dem zu erwartendem Ergebnis passen. Durch soziale Medien wird auch oft eine falsche Erwartungshaltung geschürt, Filter & Co zeigen unnatürlich Gesichtsformen, die es so in der realen Welt nicht gibt und auch mit plastischer Chirurgie nicht erreichbar sind."

©Millesi

Warum, glauben Sie, ist die Hemmschwelle, sich einem chirurgischen Eingriff zu unterziehen, gesunken?

Millesi: "In der Vergangenheit hatten ästhetische Operationen etwas Anrüchiges an sich. Das hat sich gründlich geändert. Weil immer mehr Celebrities offen zu ihren Eingriffen stehen, weil Eingriffe "gesellschaftsfähig" werden. Heute werden kosmetische Operationen grundsätzlich toleriert, sofern sie zu einem befriedigenden Ergebnis und nicht zu einem stereotypen Äußeren führen."

Gibt es ein Alter ab dem man mit schönheitsmedizinischen Eingriffen beginnen sollte bzw. in welchem Alter ist davon noch abzuraten?

Millesi: "Vor 18 sind ästhetisch chirurgische Eingriffe verboten. Außer sie haben auf Grund eines sehr starken Leidensdruckes eine Berechtigung. Hier ist jedoch das Einverständnis der Eltern notwendig. Wann man beginnen sollte, hängt natürlich von der Art des Eingriffes Art. Bei einem Jugendlichen kann man abstehende Ohren korrigieren, aber niemand würde ein Facelift durchführen."

Wann wird ein äußeres Erscheinungsbild zu einem Makel? Wer entscheidet ob ein Makel ein psychisches oder physisches Problem ist?

Millesi: "Schon im Erstgespräch ist meist zu erkennen, ob ein psychisches Problem besteht, wenn etwa ein geringer Makel überbewertet wird (Anm.: "Thersites-Komplex"). Dann kann auch die plastische Chirurgie nicht helfen."

Wie sieht die Zukunft der Schönheitschirurgie aus Ihrer Sicht aus?

Millesi: "Es wird sich in der Art der Eingriffe nicht viel ändern. Was sich vielleicht auch in unseren Breiten ändern kann ist das Schönheitsideal an sich. In den USA gibt es nach Südamerika derzeit einen Hype um unnatürlich großen Popos. Solche Trends können natürlich auch zu uns kommen."

(red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Schönheitschirurgin: "Chirurgie soll verbessern, nicht verändern"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen