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Wiener Psychiatrie-Kommission für Patienten schädlich

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Die Psychiatrie-Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderats hat am Donnerstag ein schlechtes Expertenzeugnis ausgestellt bekommen. Für die Betroffenen könnten ihre Auswirkungen "eher schädlich" sein, warnte Siegfried Kasper, Vorstand der Allgemeinpsychiatrie an der Wiener Universitätsklinik.

Er ortete ein “Stigmaproblem” der Psychiatrie und warnte vor Verunsicherung der Kranken.

“Für psychiatrische Patienten ist dieses ganze Umfeld der Kommission eher schädlich als hilfreich”, sagte er. Auf Nachfrage von Grünen und FPÖ präzisierte er, dass er die Berichterstattung der Medien über die Kommission als extrem negativ erlebt habe.

“Da war eine reißerische Stimmung in der Presse, da ist mir ganz unheimlich geworden”, sagte er: “Die Kommission sollte sich bewusst sein, dass sie so etwas ausgelöst hat.” Es sei aber nicht seine Aufgabe, zu sagen, dass es keine Untersuchungskommission geben sollte.

Kasper betonte, dass die Psychiatrie in Österreich und Wien im internationalen Vergleich einen sehr guten Standard aufweise, “der sich zum Beispiel gegenüber Deutschland nicht verstecken muss”. Bei der Personalausstattung stehe man nicht schlecht da. Auch die Zusammenarbeit mit den Wiener Psychosozialen Diensten (PSD) hob er lobend hervor.

Nicht ganz so rosig schilderte Kinder- und Jugendpsychiater Ernst Berger die Situation für seinen Fachbereich. Es gebe Versäumnisse in ganz Österreich, etwa den Facharztmangel, von denen auch Wien nicht verschont bleibe. Berger war von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (S) zusammen mit Kinderpsychiater Max Friedrich mit der Erstellung eines Berichts zur Versorgung in Wien beauftragt worden. Von den darin gemachten Empfehlungen sei manches umgesetzt worden, betonte er: “Das ist nicht nichts.”

In den Jahren 2005 bis 2007 habe es in der Bundeshauptstadt “eine gewisse Stagnation der Entwicklung” der Kinder- und Jugendpsychiatrie gegeben. Dies sei wohl am Umbau des Krankenanstaltenverbundes (KAV) und dem Wechsel von Elisabeth Pittermann zu Renate Brauner (beide S) im Gesundheitsressort gelegen, so Berger. Es sei ihm bewusst, dass sein Fachgebiet nicht immer “der Nabel der Welt” sein könne.

Für die Kommissionsmitglieder war die Sitzung die letzte vor einer fast einmonatigen Sommerpause. Die nächsten Termine sind für den 17. und 31. Juli, den 22. August und den 4. September angesetzt. Zeugenaussagen der geladenen Politiker sind erst für den Spätherbst zu erwarten.

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