AA

Wiener Polizei: Drogen-Spezialeinheit kämpft gegen Beschaffungskriminalität

Die Wiener Polizei sagt der Drogenbeschaffungskriminalität den Kampf an.
Die Wiener Polizei sagt der Drogenbeschaffungskriminalität den Kampf an. ©APA (Symbolbild)
Seit zwei Jahren kämpft die Wiener Polizei mit der Spezialeinheit EB09 gegen Beschaffungskriminalität im Drogenmilieu. Über ein Fünftel der Massendelikte wie Einbrüche in Kellerabteile und Fahrraddiebstähle hängen damit zusammen.

Massendelikte wie Einbrüche in Kellerabteile und Fahrraddiebstähle sind Straftaten, mit denen die Bevölkerung auch in einer vergleichsweise sicheren Großstadt wie Wien häufig konfrontiert ist. Gut ein Fünftel dieser Fälle soll mit Drogenbeschaffungskriminalität zusammenhängen. Eine siebenköpfige Einheit ist seit zwei Jahren im Pilotversuch Serientätern aus der “Szene” hinterher.

Ein Drogenkranker benötigt laut Chefinspektor Daniel Paal, der die EB09 Suchtmittel-Beschaffungskriminalität im Landeskriminalamt (LKA) leitet, pro Tag 40 bis 70 Euro nur für seine Sucht. Angesichts einer Arbeitslosenquote “von etwas unter 100 Prozent” unter jenen Süchtigen, mit denen die Polizei zu tun bekommt, sei offensichtlich, dass “ein Großteil dieses Geldes über Beschaffungskriminalität kommt”, sagte Polizeipräsident Gerhard Pürstl am Mittwoch vor Journalisten.

Darunter verstehen die Ermittler vor allem Einbrüche (Wohnung, Geschäft, Keller, Pkw), Straßen- und Geschäftsraub, Betrug (Rezeptfälschung, Internet- und Suchtmittelbetrug), Diebstähle (vor allem Fahrräder) sowie Hehlerei. Für 2016 vermerkt die Wiener Kriminalstatistik mehr als 142.000 Delikte gegen fremdes Vermögen. “20 bis 23 Prozent der Massendelikte sind der Suchtgiftkriminalität zuzuschreiben”, sagte Paal. Das wären jährlich in etwa 30.000 solcher Delikte, die im Zusammenhang mit der Geldbeschaffung für Drogenkäufe – vor allem Heroin, Kokain und Cannabis – begangen werden.

Wiener Polizei: Mit Spezialteam gegen Drogenbeschaffungskriminalität

Das im Frühjahr 2015 ins Leben gerufene Team agiert als Bindeglied zwischen den drei Hierarchieebenen, mit dem LKA an der Spitze, den 14 Stadtpolizeikommanden mit den Kriminalreferaten sowie den Kriminalsachbearbeitern auf den Inspektionen, führte der Leiter des LKA-Ermittlungsdienstes, Michael Mimra, aus. “Es geht um eine deliktorientierte Fallbearbeitung.” Gewöhnlich konzentriere sich der Drogenfahnder auf Suchtmitteldelikte, ein einzelner Fahrrad- oder Ladendiebstahl wird auf der Polizeiinspektion abgehandelt. Die neue Truppe soll helfen, hinter solchen Fällen mögliche Serien zu entdecken. Zugezogen wird sie generell bei Fällen mit starkem Suchtgiftbezug.

Bisher wurden 123 Serientäter ausgeforscht und 1.997 Delikte geklärt. 70 Mal wurden bereits Verurteilungen ausgesprochen, die sich auf 88 Jahre und drei Monate unbedingte Freiheitsstrafen summieren, dazu elf Jahre und vier Monate bedingte Haft sowie zwölf Jahre und zehn Monate teilbedingte Strafen. Der Löwenanteil der Delikte (54,7 Prozent) waren Einbrüche, vor allem in Kellerabteile, knapp ein Drittel Diebstähle, nur 1,5 Prozent Raubüberfälle.

Bereits spektakuläre Fälle gekärt

Eine Erfolgsgeschichte ist die Klärung einer schier unendlichen Serie von Kellereinbrüchen im Frühjahr 2016. Eine Mutter entdeckte ihr eigenes und die beiden Fahrräder ihrer Kinder, alle gestohlen, in einem Simmeringer Secondhand-Geschäft wieder. Die EB09 übernahm den Fall und wies drei bald geschnappten Tätern bisher knapp 800 Einbrüche nach. Die Beschuldigten haben allerdings sogar rund 4.000 Straftaten zugegeben. Angetrieben hatte sie die Drogensucht: Sie hätten täglich mehrere Gramm Heroin benötigt. Ein weiterer geklärter Fall betraf einen Suchtgiftkranken, der neben 121 Einbrüchen zwecks Raddiebstahls auch einen bewaffneten Trafikraub beging und dafür zwölf Jahre Haft ausfasste.

Jüngst seien in der Wiener Drogenszene, die laut LKA aus 15.000 bis 20.000 Menschen bestehe, mehr Gewaltdelikte gesetzt worden, sagte Paal abschließend. Dabei gehe es vor allem um Überfälle von Süchtigen auf Dealer bzw. untereinander.

(APA, Red.)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Polizei: Drogen-Spezialeinheit kämpft gegen Beschaffungskriminalität
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen