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Wiener Nobelpreisträger-Treffen

Nicht weniger als fünf Friedensnobelpreisträger geben sich Mittwoch und Donnerstag in Wien ein Stelldichein, um im Rahmen der seit 2006 jährlich stattfindenden "Wiener NobelpreisträgerInnenseminare" über den Zusammenhang von Frieden, Menschenrechten und Entwicklungspolitik zu diskutieren.
Friedensnobelpreisträger in Wien

Der Friedensnobelpreisträger des Jahres 2005, Mohamed ElBaradei, machte gleich zu Beginn des Treffens bei einem von Bundeskanzler Werner Faymann (S) am Mittwoch gegebenen Empfang klar, dass Frieden, Menschenrechte und Demokratie untrennbar verknüpft seien. Es wäre “eine Illusion” zu glauben, dass man entweder Frieden oder Demokratie verwirklichen könne, warnte der ägyptische Diplomat mit Blick auf die Krisenherde und diktatorisch regierten Staaten der Welt.

Neben El Baradei, der sich 2005 den Friedensnobelpreis mit der von ihm geleiteten Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO/IAEA) teilte, waren der Staatspräsident Osttimors und Preisträger des Jahres 1996, Jose Ramos-Horta, der Chef der “Ärzte ohne Grenzen” (Médecins Sans Frontières), Unni Karunakara, sowie die Kommunikationschefin des UNO-Hochkommissariats für das Flüchtlingswesen (UNHCR), Melissa Fleming, beim Kanzlerempfang dabei. Der Veranstalter des Nobelpreisträgerstreffens, Helmuth Hüffel, kündigte an, dass zur Festveranstaltung am Nachmittag im Festsaal des Wiener Rathauses (Beginn 17.15 Uhr) auch die nordirische Friedensaktivistin Betty Williams erwartet wird. Die Ärzte ohne Grenzen wurden 1999, das UNHCR sogar zweimal, nämlich 1954 und 1981, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

In seinem Statement im Bundeskanzleramt näherte sich ElBaradei dem Generalthema Frieden nicht von der tagespolitischen, sondern von der philosophischen Seite. Friede sei nicht einfach die Abwesenheit von Gewalt. Frieden sei vielmehr ein Prozess, für den man sich laufend engagieren müsse. Und Friede sei die Umgebung, in der sich die Menschen entfalten könnten.

Im Vorfeld des Wien-Besuches hatte der ehemalige Generaldirektor der IAEO bewiesen, dass er auch zu zugespitzten politischen Ansagen imstande ist. So übte er scharfe Kritik an der ägyptischen Führung unter Präsident Hosni Mubarak und merkte an, dass die Ägypter so lange in einem autoritären System gelebt hätten, dass sie gar nicht mehr wüssten, was Demokratie ausmache. Seit seinem Rückzug von der Spitze der IAEO engagiert sich ElBaradei in seiner Heimat politisch und wird als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt.

Kanzler Faymann merkte an, dass der Friede nur Schritt für Schritt herbeigeführt werden könne. Er sei stolz darauf, dass die erste Frau, die 1905 die Auszeichnung erhalten habe, nämlich Bertha von Suttner, Österreicherin gewesen sei. Ein wichtiges Element zur Schaffung des Friedens sei die Bekämpfung von Armut. Österreich widme sich dieser Aufgabe, indem es daran mitarbeite, dass die Europäische Union zu einer sozialen Union werde. Dies sei eine große Herausforderung, der man sich “mit Sorgfalt” widmen müsse, sagte Faymann.

Ramos Horta, Symbolfigur des Ringens der Bevölkerung Osttimors gegen die indonesische Besetzung der ehemals portugiesischen Kolonie, wurde am Mittwoch zu Mittag von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg empfangen. Der Bundespräsident lud die Nobelpreisträger auch zu einem Mittagessen.

Das “Erste Wiener Nobelpreisträgerseminar” war im Juni 2006 dem Werk des Physikers und Wissenschaftsphilosophen Ludwig Boltzmann gewidmet. Die damalige Tagung führte den in Wien geborenen und 1939 vor den Nazis geflüchteten Chemienobelpreisträger Walter Kohn und drei Physkiknobelpreisträger, Claude Cohen-Tannoudji, Roy Glauber und Chen Ning Yang, nach Wien. Das Treffen der Nobelpreisträger und Nobelpreisträgerinnen steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Nach wirtschaftlichen und medizinischen Schwerpunkten in den Vorjahren schlägt heuer unter dem Generalthema “Friedenspolitik und Menschenrechte” die Stunde der Politik und des Friedensnobelpreises.

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