Wiener Neustadt: Sohn von bosnischem Protestanführer beigesetzt

Der im März 2018 unter ungeklärten Umständen in Banja Luka ums Leben gekommene 21-jährige David Dragicevic wurde am Freitag in Wiener Neustadt im Beisein von Eltern Suzana R. und Davor Dragicevic sowie zahlreichen bosnischen Bürgern in Österreich beigesetzt.

Der Bestattung wohnte auch der internationale Bosnien-Beauftragte Valentin Inzko bei. Die Wahrheit und die Gerechtigkeit würden immer den Weg finden, er sei überzeugt, dass es auch dieses Mal so sein werde, sagte der Hohe Bosnien-Beauftragte laut einer Aussendung seines Büros in Sarajevo.

Eltern stellten Antrag auf Exhumierung der Leiche

Die Eltern von David hatten Mitte Februar bei den zuständigen Behörden in Banja Luka einen Antrag auf Exhumierung der Leiche ihres Sohnes gestellt, um sie nach Österreich zu überführen. Sie wollten nicht, dass ihr Kind in einem “Mafiastaat” bestattet sei, in dem Mörder gedeckt und Menschen wegen ihrer Meinung verfolgt würden, erklärte damals die Mutter von David. Am Dienstag wurde dann die Exhumierung auch vorgenommen.

David Dragicevic war am 24. März 2018 tot in einem Flussbett in Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska, aufgefunden worden. Seine Eltern waren von Anfang an davon überzeugt, dass der Sicherheitsapparat des serbischen Landesteils von Bosnien-Herzegowina für den Tod ihres Kindes verantwortlich sei.

“Gerechtigkeit für David”: Monatelange Protestbewegung für Verstorbenen

Auf ihre Initiative hin kam es zu einer monatelangen Protestbewegung. Unter dem Titel “Gerechtigkeit für David” forderten sie bei täglichen Protesten in Banja Luka Aufklärung über den Tod ihres Sohnes. Die Regierung in Banja Luka wies die Vorwürfe, dass staatliche Stellen mit dem Tod zu tun hätten, stets zurück. Ende Dezember wurden die täglichen Demonstrationen untersagt und ein Haftbefehl für den Vater Davor Dragicevic erlassen, weil er Drohungen gegen zwei serbische Politiker geäußert haben soll. Dragicevic tauchte daraufhin unter.

Die heutige erneute Bestattung des Sohnes war auch ein erstes Auftauchen von Davor Dragicevic in der Öffentlichkeit. Er habe nicht vor, nach Banja Luka zurückzukehren. Auch wolle er zuerst in Wien bleiben, wo unterdessen auch eine Bewegung “Gerechtigkeit für David” gebildet worden sei. In Bosnien sei für das Ringen um die Gerechtigkeit für seinen Sohn ein Anwalt zuständig, erläuterte Davor Dragicevic gegenüber Vertretern bosnischer Medien.

Etwa 250 Menschen, die sich vor der Bestattung vor dem Friedhof mit Fotografien von David in der Hand versammelten, schlossen sich der Forderung nach Gerechtigkeit an, berichtete die Tageszeitung “Oslobodjenje”.

(APA/Red)