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Wiener Nachtschwärmer zum Rauchverbot: "Für mich ist es tragisch"

So nahmen die Wiener Nachtschwärmer das Inkrafttreten des Rauchverbots auf.
So nahmen die Wiener Nachtschwärmer das Inkrafttreten des Rauchverbots auf. ©APA/ANGELIKA KREINER
In der Nacht auf den 1. November trat das Rauchverbot in der gastrnomie in Kraft. "Es war ein Gefühl wie zu Silvester", resümiert eine Wiener Lokalbesucherin kurz nach Mitternacht.

"Ich erwarte mir von den Wienern nicht weniger als Riots, denn diese Luft ist die Wiener Luft", stellt Autor Marko Dinic hingegen fest.

Wiener Nachtschwärmer zum Rauchverbot

Das Ende der von Zigarettenrauch erfüllten Luft sorgt aber auch fast für Empörung: "Ich habe das Problem bis heute ignoriert und jetzt ärgert es mich wahnsinnig", meint so Gast Max im Cafe "Einhorn" in Mariahilf gegen 21.00 Uhr. "Es ist idiotisch, den Arbeitnehmerschutz an die Gesundheit zu hängen, denn ein Verbot von Tabakkonsum soll überall und nicht punktuell gelten", lässt er zu dem in Kraft getretenen Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz (TNRSG) wissen. Drei Stunden vor dem Verbot ist in der noch mäßig besuchten Lokalität ein Raucheranteil von rund 90 Prozent zu registrieren."Ich glaube, dass in Zukunft mehr Snacks konsumiert werden. Nikotin hemmt ja den Hunger", stellt einer der noch rauchenden Mehrheit mit dem Namen Florian fest.

"Wien du oide Heisltschick"

Rund 200 Meter weiter gegen 22.30 Uhr: "Wien du oide Heisltschik, wir werden dich vermissen!" steht auf der Auslagenscheibe des Lokals "Schmauswaberl" auf der Linken Wienzeile. Im Lokal selbst findet sich neben dem Autor Dinic ("Die guten Tage") auch Marlene Engel, Kuratorin des Hyperreality-Festivals. "Wien ist eine sehr leise Stadt, von daher bin ich gespannt, wie das funktioniert", meint sie 90 Minuten vor dem Rauch-Ende gegenüber der APA. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern, bei denen das Rauchverbot schon seit Jahren funktioniert, sei kein ausreichendes Argument, denn "Wien ist eine Stadt, in der es ab 22.00 Uhr still ist", und das sei aufgrund der Spießigkeit der Bewohner so. "In Paris gibt es seit über zehn Jahren ein Rauchverbot, aber da kommt nicht gleich die Polizei, wenn ein paar Leute laut sind", argumentiert sie. In Wien aber schon und die daraus resultierenden Anzeigen würden einige Lokalbetreiber dann letztendlich ruinieren. "Du zahlst Strafe ohne Ende, daher muss sich beim Anrainerschutz etwas ändern", meint auch Camilla, eine ehemalige Geschäftsführerin eines Gastronomiebetriebs.

"Für mich persönlich ist es tragisch"

Felix, ebenfalls "Schmauswaberl"-Gast, sieht eine persönliche und eine politische Seite im Zusammenhang mit dem Rauchverbot. "In der Gastro stehst du in einem Giftcocktail und hast nichts davon", man könne gar von "Gastrosklaven", sprechen, denn niemand mache diese Arbeit gerne, "das ist wie Erntearbeit". "Für mich persönlich ist es tragisch, denn wie soll man im Rüdigerhof Schach spielen, ohne zu rauchen?"

Der genannte Rüdigerhof, 250 Meter weiter in der Hamburgerstraße gelegen, ist dann auch die nächste Station. Es sind nur noch 15 Minuten bis Mitternacht. "Ich geh noch eine rauchen", sagt ein junger Mann fast ein wenig gelangweilt zu seiner Begleitung. Der Bildschirm im gesteckt vollen Lokal zeigt inzwischen 23.50. Am Eingang versucht eine Kellnerin das Raucherpickerl zu entfernen, Kameras filmen sie dabei - hier ist das Medieninteresse groß, schließlich begeht man das feierliche Zelebrieren des Rauchverbots gemeinsam mit dem Radiosender FM4.

Schneller Gästeschwund in Wiener Kaffeehaus

Und schon ist es soweit: "Gemma abräumen", sagt ein Kellner zu seinem Kollegen. Die Aktion sorgt für leise "Buh"-Rufe. Der Gästeschwund tritt jedenfalls schnell ein: Kurz vor 00.30 Uhr ist es im Kaffeehaus in Margareten nur noch halb so voll wie vor Mitternacht - nicht zuletzt auch, weil inzwischen außerhalb des Lokals geraucht werden muss. "Es ist grundsätzlich so, dass ich dafür bin, dass die Politik eingreifen und negative Dinge verbieten muss. Es ist schon gut, dass es verboten ist, auch wenn es traurig ist", meint eine Frau, die erste Zigarette des neuen Tages rauchend. Zurück bei der ersten Station "Einhorn", wo der nun geltende, neue Verhaltenskodex instruiert wird: "Getränke bleiben drinnen, geraucht wird draußen", lässt der Kellner die neuen Besucher wissen. Die Worte "Scheiß Gastro" sind auf seinem T-Shirt zu lesen.

(APA/Red)

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