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Wiener Menschenrechtler: Europa "mit Migrationspolitik völlig überfordert"

Der Wiener Menschenrechtsexperte Manfred Nowak warnt vor dem Klimawandel.
Der Wiener Menschenrechtsexperte Manfred Nowak warnt vor dem Klimawandel. ©APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Der Wiener Menschenrechtsprofessor Manfred Nowak sieht den Klimawandel als "größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts" - und spart auch nicht mit der Kritik an der Migrationspolitik.

Für den Wiener Menschenrechtsprofessor Manfred Nowak ist der Klimawandel "die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts". Bis zum Jahr 2050 würden viel mehr Menschen vor den Folgen der Klimakrise fliehen, sagte Nowak am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Wien. "Wir sind jetzt schon mit unserer Migrationspolitik völlig überfordert."

"Wir können nicht einfach die Grenzen dicht machen"

Die Europäische Union müsse eine Möglichkeit schaffen, damit Flüchtlinge legal um Asyl ansuchen können. "Es werden viele mehr kommen und wir können nicht einfach die Grenzen dicht machen", sagte der Gründer des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte. Die Bevölkerungszahlen in Europa seien rückläufig. Deshalb bräuchte Europa in Zukunft geregelte Zuwanderung. Andernfalls könnten bald die Pensionen und das Pflegesystem nicht mehr finanziert werden. Eine gemeinsame europäische Asyl- und Migrationspolitik scheitere daran, dass Länder wie Ungarn, Polen, Tschechien oder die Slowakei keine Befugnisse an die EU übertragen wollen, so der Menschenrechtsexperte.

Klimawandel steuert auf ausweglose Situation zu

In Anspielung auf Greta Thunbergs Rede vor den Vereinten Nationen im September sagte Nowak, es sei beschämend, dass "eine 16-Jährige, die nach New York fährt und dort den Staats- und Regierungschefs sagen muss, was sie falsch machen und was sie tun sollen". Der Menschenrechtsprofessor ist der Ansicht, dass man den Klimawandel nur bekämpfen kann, wenn das Problem an der Wurzel gepackt wird. "Wir müssen endlich aufhören, nur irgendwie Kosmetik zu machen", sagte er. Man müsse den Lebenswandel und das Weltwirtschaftssystem massiv verändern. "Wenn wir das nicht machen, manövrieren wir uns in eine ausweglose Situation."

Nowak leitete zuletzt die erste globale UN-Studie über Kinder in Haft. Die Ergebnisse werden am 19. November in Genf präsentiert. Derzeit leben weltweit sieben Millionen Kinder unter Freiheitsentzug.

(APA/red)

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