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Wiener Mafia-Pasta-Affäre: Don Panino-Designer verteidigt sich vor Kritik

Mafia-Gerichte aus Wien sorgen für Aufregung
Mafia-Gerichte aus Wien sorgen für Aufregung ©APA/EPA (Sujet)
Der Designer der umstrittenen Mafia-Brötchen hat sich geoutet - es ist ein in Süditalien lebender niederländischer Werbeexperte. Er entwarf die Namen und beschreibungen der Gerichte des in der Realität nicht existenten Wiener Lokals "Don Panino". Der Niederländer verteidigt sich vor dem Vorwurf, Italiens Anti-Mafia-Helden schwer beleidigt zu haben.
Politikum in Wien und Italien
Protest gegen Mafia-Gerichte

“Ich wollte niemanden beleidigen. Der Kunde hat mich gebeten, ein Produkt zu lancieren, das attraktiv sein könnte, und ich habe die Don Panino-Kampagne aufgrund dieser Anweisungen entworfen”, zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA den Mann, der Marketing- und Werbekampagnen entwirft und in der apulischen Ortschaft San Donaci lebt. Seinen Namen wollte er nicht veröffentlichen. Allerdings gibt es das Lokal gar nicht. Am ehesten war die Sache noch ein Lieferservice, dessen Homepage aber mittlerweile auch vom Netz genommen wurde.

Don Panino von Designer kontaktiert

“Es ist nicht meine Schuld, wenn man im Ausland denkt, dass Italien nur Mafia, Pasta, Pizza und Berlusconi ist. In Wien gibt es eine Kette von Friseuren, die Haarmafia heißt”, erklärte der Mann. Er habe nun die Inhaber von “Don Panino” kontaktiert und sie aufgerufen, die Namen der Anti-Mafia-Helden Giovanni Falcone und Peppino Impastato aus der Menüliste zu nehmen. “Wir wollen die italienischen Anti-Mafia-Helden keineswegs beleidigen”, sagte der Niederländer, der mit einer Italienerin verheiratet ist.

Kritik aus Italien

Die italienische Botschaft in Wien hatte am Samstag auf Anweisung von Außenministerin Emma Bonino in einem Schreiben an die österreichischen Behörden gegen die Beleidigung von im Kampf gegen die Mafia gefallenen Persönlichkeiten protestiert. Mehrere Personen, darunter der sizilianische Minister Giampiero D ́Alia und Maria Falcone, Schwester des 1992 bei einem Bombenanschlag der Mafia auf Sizilien ermordeten Staatsanwalts Giovanni Falcone, protestierten gegen die Mafia-Gerichte von “Don Panino”.

Aufregung um die Mafia-Pasta

“Mafia-Pasta”, Gebäck benannt nach Mafiosi wie Tommaso Buscetta und Toto Riina, sowie nach Paten der Cosa Nostra sollen auf der Speisekarte des Lokals gestanden sein, dessen Webseite inzwischen nicht mehr zugänglich ist. Für Aufregung sorgte in Italien das Brot “Don Falcone” mit Bratwurst, nach dem 1992 ermordeten Falcone benannt, weil der “gegrillt wurde, wie eine Wurst”. Angeboten wurde auch “Don Peppino”, ein Panino mit Huhn, nach dem 1978 getöteten Anti-Mafia-Helden Peppino Impastato benannt. “Der großschnäuzige Sizilianer wurde bei einem Bombenattentat gebacken wie ein Hähnchen”, ist auf dem Menü zu lesen.

Bruder will Entschädigung von einer Million

Der Bruder Impastatos, Giovanni, drohte den Inhabern von “Don Panino” mit einer Zivilklage und verlangt eine Entschädigung von einer Million Euro. “Diesmal ist jede Grenze überschritten worden. Mein Bruder ist schwer beleidigt worden. Die Entschädigung soll in die Kassen von Antimafia-Organisationen fließen”, betonte Giovanni Impastato.

Er forderte eine Kampagne in ganz Europa, damit Lokale mit Namen, die sich auf die Mafia beziehen, geschlossen werden. “Die Verherrlichung der Mafia ist verwerflich. Die europäische Justiz muss sich dagegen aktiv einsetzen. Europa muss Respekt für Personen haben, die im Kampf gegen die Mafia ihr Leben verloren haben”, sagte Impastato.

Mafia-Brote beschäftigen auch EU-Parlament

Das in der Realität nicht existente Lokal “Don Panino” in Wien-Neubau beschäftigt jetzt auch das EU-Parlament. Die italienische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano, hat in Straßburg an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, Initiativen gegen die Nutzung des Begriffes Mafia zu kommerziellen Zwecken aufgerufen.

Rom. “Niemand darf Geschäfte machen und dabei die Mafia-Opfer verhöhnen. Ich habe unzählige empörte Mitteilungen wegen des Wiener Lokals verhalten. Das ist eine skandalöse Initiative, die ich verwerfe”, betonte die sizilianische Parlamentarierin, die an der Spitze des italienischen Verbands der Mafia-Opfer steht.

(apa/red)

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