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Wiener Krankenschwerster brutal ermordet: Prozess

Die von ihren Kollegen als resolut beschriebene Frau weigerte sich, dem unbekannten Räuber ihre Autoschlüssel zu übergeben. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen.
Wiener Krankenschwerster in Garage ermordet: Prozess

Ich werde das schon alles gemacht haben. Aber das bin nicht ich! Mir ist schon klar, das ist passiert. Ich muss gestört gewesen sein. Ich bin zwar ungeduldig, aufbrausend, aber nie gewalttätig“, hat am Mittwoch jener 51-jährige Mann dem Schwurgericht erklärt, der am 14. November 2009 in der Tiefgarage des Hanusch-Krankenhauses eine Krankenschwester erschossen haben soll.

Der Mann wollte den Pkw der 49-jährigen Helga L. rauben, die diesen unmittelbar vor Antritt eines dreiwöchigen Tauch-Urlaubs in der Garage abgestellt hatte. Die von ihren Kollegen als resolut beschriebene Frau weigerte sich allerdings, dem Unbekannten die Autoschlüssel zu übergeben. Selbst als dieser eine Pistole zückte und repetierte, gab sie nicht klein bei, sondern schrie lautstark um Hilfe. Der Angreifer versetzte ihr daraufhin einen angesetzten Bauchschuss.

Krankenschwester in den Kopf geschossen

Die Schwerverletzte lief schreiend davon und versuchte, das Freie zu erreichen. Der 51-Jährige verfolgte sie “reflexartig”, wie er nach seiner Festnahme der Polizei gegenüber angegeben hatte. Weil er “wollte, dass das Schreien aufhört”, schoss er aus einer Entfernung von eineinhalb bis zwei Meter der Frau in den Kopf. Helga L. hatte keine Überlebenschance.

Der Angeklagte hatte den Tag damit begonnen, dass er zum Frühstück Rotwein und Rum trank. Danach zündete er das Reihenhaus seines Sohnes an, bei dem der beschäftigungslose Koch untergekommen war. Er leide seit Jahren an Depressionen, habe vier Selbstmordversuche hinter sich und an diesem Tag “abschließen” wollen, so der 51-Jährige nun in seiner Verhandlung. Das Haus habe er in Brand gesteckt, “um nicht mehr zurück zu können”.

“Wollte mit allem Schluss machen”

Danach machte er sich auf den Weg zum nur drei Gehminuten entfernten Hanusch-Krankenhaus. Als er sah, wie die Krankenschwester ihren Pkw absperrte, habe er sich entschlossen, mit ihrem Renault in die Steiermark zu fahren, wo seine Ex-Frau lebt: “Ich hab’ beschlossen, wie jeder anständige Obdachlose an Unterkühlung zu sterben. Ich wollte mich in den Wald legen und erfrieren oder mich notfalls mit meiner Glock-Pistole erschießen.”

Er könne sich “an den Raub nicht erinnern”, gab der 51-Jährige weiter an: “Ich kann mich nur an ein beklemmendes Gefühl und an ein Flimmern erinnern. Ich weiß, dass ich in eine schwarze Silhouette geschossen habe. Aber ich habe die Frau nicht wahrgenommen.”

Nach dem tödlichen Kopfschuss fuhr der 51-Jährige mit einem Linienbus in die Steiermark und suchte das Haus seiner Ex-Frau auf. Diese war zu dem Zeitpunkt nicht anwesend. Der Mann schlug eine Scheibe ein, drang ins Innere ein und zündete auch dieses Haus an. Dabei kam er zu Sturz, zog sich einen Schädelbasisbruch zu, konnte von der Feuerwehr aber rechtzeitig aus den Flammen geborgen werden. 

Mordprozess wegen Krankheit vertagt

Im Zuge der ärztlichen Behandlungen stellte sich dann heraus, dass der 51-Jährige an einer ihm bis dahin nicht bekannten fortgeschrittenen Krebserkrankung leidet. Seit seiner Festnahme musste ihm ein Lungenflügel entfernt werden, insgesamt wurden bisher sechs Operationen durchgeführt. Auch eine teilweise Lähmung der Stimmbänder ist eingetreten. Eine Strahlentherapie, der sich der U-Häftling täglich im Wiener AKH zu unterziehen hatte, verlief insofern erfolgreich, als der Mann nun verhandlungsfähig ist. An sich hätte der Mordprozess schon im vergangenen Dezember stattfinden sollen.

Abschließend zum Geschehen befragt, erklärte der Angeklagte, er sei “ratlos, wie das gehen kann. Den Standardsatz ‘Wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, würde ich das tun’ erspare ich Ihnen. An dem Tag hätte meinem Wunschdenken nach auf der ganzen Welt niemand sterben sollen außer mir.”

Der Prozess wird voraussichtlich am 17. November fortgesetzt.

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