Wiener Kardinal Schönborn bekam Ehrendoktorat in Tschechien

Das berichtete die tschechische Nachrichtenagentur CTK. Er erhielt die Auszeichnung demnach als "einer der namhaftesten Theologen des späten 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts" und für die Wiederbelebung der theologischen Lehre in Tschechien nach dem Kommunismus im Rahmen einer langen Kooperation mit der Palacký Universität.
Tschechische Universität: Kardinal Schönborn bekam Ehrendoktorat
Schönborn kommt aus dem tschechischen Zweig seiner ehemals adeligen Familie. Er wurde 1945 im nordböhmischen Vlastislav geboren. Sein Vater war in den Widerstand gegen die Nazis getreten. Nichtsdestotrotz musste die Familie Schönborn nach dem Krieg Tschechien Richtung Österreich auf Basis der sogenannten Beneš-Dekrete verlassen. Die Erlässe enteigneten und vertrieben die seit Jahrhunderten in Böhmen und Mähren lebenden, fast drei Millionen Deutschsprachigen als Vergeltung für die Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Hitler-Deutschland.
Schönborn geißelte "die Idee von Schaffung saatlicher Einheit durch gewaltsame Vereinheitlichung"
In seiner Promotionsrede geißelte Schönborn laut Redemanuskript "die Idee von der Schaffung staatlicher Einheit durch gewaltsame Vereinheitlichung" als "eine der größten Verursacher von Leid in der jüngeren Geschichte", berichtete Kathpress.Er nannte in diesem Zusammenhang die Bestrebungen der Hindunationalisten, Indien in einen Hindustaat zu verwanden, die Buddhisten in Myanmar, die alle Nichtbuddhisten zu Landfremden erklärten, oder "islamische Staaten, die jegliche Religionsfreiheit verweigern".
Schönborn nahm Bezug auf die "Entgermanisierung" Tschechiens
In der Folge nahm er auch Bezug auf die "Entgermanisierung" Tschechiens nach 1945. Diese Vereinheitlichung sei mit der kommunistischen Machtübernahme "bleierne Wirklichkeit" geworden, so der Erzbischof. "Eine Partei bestimmt alles. Eine gleichgeschaltete Wirtschaft, eine gleichgeschaltete Kultur, Medien, die nur die eine 'Wahrheit' kennen dürfen, die der Partei." Dazu sei die massive Religionsverfolgung durch den atheistischen Einheitsstaat gekommen.
Eleonore Schönborn: "Niemand verlässt freiwillig seine Heimat"
Zum Thema Flucht führte Schönborn aus: Seine 2022 verstorbene Mutter, Eleonore Schönborn, habe 2015, als die große Flüchtlingswelle nach Österreich und Deutschland kam, in einem Fernsehinterview mit dem Satz "niemand verlässt freiwillig seine Heimat" viele Menschen berührt, so der Kardinal. Damals, als die Familie Schönborn aus der Heimat fliehen musste, wie heute, sei das Flüchtlingsthema "weltweit von erschütternder Aktualität". Das zeige etwa das Los der Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine.
(APA/Red)