Behaupten müssen sie sich gegen marketinggewaltige Espressokapsel-Produzenten und Lifestyle-Röstungen aus Italien. Die Kunden könne man aber mit Qualität überzeugen, so Christian Schrödl von der Rösterei Alt Wien im Gespräch mit der APA.
Wenn man frisch gerösteten Kaffee zu schätzen gelernt hat, wird kaum jemand zu Industriekaffee zurückkehren, zeigte er sich überzeugt. Knapp 19 Tonnen Rohkaffee hat Schrödl 2006 verarbeitet, Tendenz steigend. Seit sieben Jahren betreibt er seine Rösterei unweit des Naschmarktes. Weil dieser immer mehr zur Fressmeile verkomme und die Kundenzahl stagniere, ist Alt-Wien seit kurzem auch in der Josefstadt vertreten.
Als sehr fragwürdig schätzt der Kaffeeröster die aggressiv vermarkteten Espressokapsel-Systeme ein. Es mangle an Qualität, dafür seien Preis pro Portion und Umweltbelastung hoch. Die Modeerscheinung punkte aber, weil die Maschinen billig verkauft würden: Jeder möchte etwas edles, das nicht weiß ich wie viel kostet. Auch vom italienischen Industriekaffee hält er nicht viel: Der Kaffee verliere seinen Charakter, weil er zum Kaschieren des Robusta-Anteils dunkel geröstet werde.
Marktchancen für weitere Röstereien seien vorhanden, so Schrödl: Kunden für gute Qualität gibt es ja. Ein Boom-Geschäft wie etwa bei den Schokolade-Shops in Wien sei es aber nicht: Man muss viel lernen, es geht ums Know-how. Da kann man nicht nur die Ware reinstellen. Ein Zugeständnis an die Convenience-Wünsche der Kunden kann sich Schrödl vorstellen: Er überlegt, seinen Kaffee künftig in Cialde anzubieten, also als gepresste, mit Filterpapier umhüllte Einzelportionen für die Espressomaschine.
Weniger optimistisch zeigte sich Winfried Weiß vom Wiener Kleinröster Hebein und Schüssler. Ich habe den Eindruck, dass die Leute nur noch auf Nespresso abfahren, meinte er. Der Grund: Die Leute sind zu faul, noch selber was zu machen. Deswegen seien Convenience- und Mikrowellenprodukte wohl auch so beliebt. Im Detailhandel habe seine Firma Stammkunden, mehr würden die aber nicht.
Der Wiener Kaffee-Experte und Volksbildner Josef Edelbauer glaubt dagegen fest daran, dass die kleinen Kaffeeröstereien wieder im Kommen sind. Früher war jeder bessere Greißler ein Röster. Diese Fachleute sind verloren gegangen, bedauerte er: Aber jetzt flackert es ein bisschen auf. Wichtig sei das Bemühen um Kunden und Qualität: Man darf die Hände nicht in den Schoß legen. Aus nichts wird nichts.