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Wiener Gesundheitssystem hielt der Pandemie stand, soll aber weiter verbessert werden

Die Ärztekammer stellt dem Wiener Gesundheitssystem ein gutes Zeugnis aus.
Die Ärztekammer stellt dem Wiener Gesundheitssystem ein gutes Zeugnis aus. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Die Ärztekammer stellt dem Wiener Gesundheitssystem ein gutes Zeugnis aus - das System habe sich während Pandemie bewährt. Dennoch soll es einige Reformen geben: Die Zahl der Kassenärzte sei etwa zu niedrig und Teile des Systems zu ineffizient.

Ein Großteil der Ärzte und Patienten stellt dem Wiener Gesundheitssystem gute Noten aus, Nachholbedarf gebe es aber im Pflege- und Spitalsbereich und bei der Not-Infrastruktur für Pandemien. Das geht aus dem am Dienstag präsentierten Wiener Gesundheitsinfrastrukturreport 2020 der Ärztekammer Wien hervor. Reformen seien daher "unverzichtbar", meinte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Die Zahl der Ärzte müsse erhöht, Ineffizienzen im Gesundheitswesen beseitigt werden.

Mehrheit mit Wiener Gesundheitssystem zufrieden

Zwei Drittel der Befragten - insgesamt 500 Patienten und 200 Ärzte - meinten zwar, die Wiener Gesundheitsinfrastruktur sei der im Rest Europas überlegen. Drei Viertel gaben an, dass sie sich während der Pandemie sehr gut und eher gut bewährt hätte.

"Das Budget muss dennoch erhöht werden, um unser gutes Gesundheitssystem auf einem hohen Niveau zu belassen", sagte Kammerchef Szekeres. Die Krise hätte vor allem gezeigt, dass es beim "gut ausgebildeten Personal" einen Engpass gäbe - und auch bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung im Alltag. Hier fordert die Kammer 300 mehr Kassenordinationen für Wien.

Pflege als große Baustelle

Laut Gesundheitsinfrastrukturreport sehen darüber hinaus zwei Drittel der im Juli 2020 insgesamt 500 befragten Patienten Aufholbedarf im Pflegebereich, die Hälfte der Befragten im Spitalsbereich und beim Thema "Medizinische Digitalisierung". Letztere ist laut Szekeres während der Pandemie gut vorangeschritten und auch von den Patienten gut angenommen worden: "Das elektronische Rezept und auch die Krankschreibung über Telemedizin hat sich bewährt, die Technologien sollten weiterhin genützt werden", resümierte der Kammerchef.

Viele gehen in die Ambulanz statt zum Hausarzt

Die 200 befragten Ärzten sehen im Wiener Gesundheitssystem vor allem Verbesserungspotenzial bei der Not-Infrastruktur bei Pandemien, beim Thema Digitalisierung und im niedergelassenen Bereich. Die größte Sorge sei demnach, dass die Spitalsambulanzen von Patienten überlastet würden, die eigentlich von niedergelassenen Ärzten behandelt werden sollten. Somit bleibe zu wenig Zeit für jeden einzelnen Patienten in den Krankenhäusern. 44 Prozent warnten außerdem vor einem Ärztemangel. Die Abwanderung von Ärzten (39 Prozent) und zu wenig Mittel für die Ausbildung (37 Prozent) seien weitere negative Folgen von Ineffizienz im Gesundheitswesen, gaben die Ärzte an.

Trotz der vielen genannten Verbesserungsmöglichkeiten, sei das "Wiener Gesundheitssystem gut aufgestellt", meinte Szekeres, "das hat der Stresstest Corona-Pandemie gezeigt". Eine der größten Herausforderungen kommt laut dem Kammerpräsidenten aber noch auf Ärzte, Patienten und Politik zu: die zukünftige Finanzierung der Sozialversicherung. "Beiträge wurden gestundet und werden eventuell teilweise nicht zurückgezahlt werden können" - die Regierung müsse diese Ausfälle kompensieren.

(APA7red)

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