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Wiener Geschichte der Sauberkeit

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Touristen, aber nicht nur sie, schätzen an Wien bekanntermaßen nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern auch die verlässliche Sauberkeit der Stadt, die über die Jahre zu so etwas wie eine urbane Visitenkarte Wiens geworden ist.

Im Rahmen der Feierlichkeiten der MA 48, die heuer ihr 60jähriges Bestehen feiert, ist kürzlich auch ein entsprechendes Buch erschienen: “Sauberes Wien. Stadtreinigung und Abfallbeseitigung seit 1945” nennt sich das reich illustrierte Buch, welches sich auf seinen knapp 240 Seiten in erstaunlicher Ernsthaftigkeit und Vielfältigkeit dem alltäglichen Bestreben nach einer aufgeräumten Stadt annimmt. Was auch erstaunt, und zwar durchwegs positiv, ist der Umstand, dass die MA 48 hierfür einen anerkannten Stadthistoriker damit beauftragt hat, “ihre” Geschichte bzw. wie es in den Vorworten nicht zu unrecht heißt: “Erfolgsstory” niederzuschreiben.

Wie geglückt solch ein Unterfangen sein kann, zeigt besagtes Buch: Peter Payer, bekannt geworden durch seine Forschungen über Hygiene und urbane Sinneswahrnehmungen am Beispiel Wiens, hat es als Herausgeber und Verfasser einiger Artikel geschafft, zusammen mit MitarbeiterInnen der MA 48, wie auch weiteren zwei Wissenschaftlern sowohl die Innen- wie auch die Außenperspektive vorkommen zu lassen. Den Benefit davon hat freilich vor allem der Leser, dem damit keine unkritische “Jubelbroschüre” zugemutet wird, sondern vielmehr ein, auch gemessen an den Standards gegenwärtiger Stadtforschung, überzeugendes Buch, welches kommunales Handeln ernst nimmt, ohne den urbanen Kontext darüber zu vergessen.

Neben einer detaillierten, anderswo leider noch immer oft vergessenen Chronologie über die Entwicklungen der Dienststelle und einem witzigen Glossar über das Vokabular der Müllaufleger umreißt “Sauberes Wien” in zehn Kapiteln sämtliche Tätigkeitsfelder der MA 48, ohne dabei etwa die enge Verbindung zwischen Stadtreinigung und Stadtimage außer Acht zu lassen. Gut, weil nicht zu technisch-wissenschaftlich geschrieben, führen die Texte den Leser immer tiefer in die durchwegs ernsthaften Problemlagen der Abfallentsorgung hinein, ohne ihn irgendwann dabei zu vergessen: Der Schaulust wird mittels pointiert ausgesuchter Plakate und Fotos ebenso viel Raum gelassen, wie auch dem Detail des früher oftmals sehr beschwerlichen Arbeitsalltages genüge getan wird. Ein Beispiel für die Genauigkeit des Buches ist etwa die Geschichte des öffentlichen Papierkorbs, der wohl erstmals überhaupt in seinen sämtlichen Wiener Erscheinungsformen abgebildet ist.

Als ein anderes Beispiel wäre das Bemühen zu nennen, die seit den 80er Jahren immer prägnanter werdenden Werbekampagnen der MA 48 zu präsentieren. Kurzum: Durch die sinnvolle Entscheidung, das Buch von einem außenstehenden Betrachter und Wissenschaftler schreiben bzw. organisieren zu lassen, ist nicht nur der MA 48 ein solides Buch über ihre Tätigkeit zugewachsen, sondern auch jedem an kommunalen Tätigkeiten Interessierten.

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