Wiener Erntedankfest 2010

Während ÖVP-Spitzenkandidatin Christine Marek auf der Festbühne um Unterstützung am 10. Oktober bat, brach Parteikollege und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich eine Lanze für EU-Förderungen an heimische Bauern.
“Es gibt Stimmen in Österreich, die meinen, es werde zu viel für die Landwirtschaft ausgegeben”, beklagte Berlakovich. Diese Investitionen seien jedoch gerechtfertigt. Das Land habe als einziges in Europa nach wie vor eine bäuerlich strukturierte Landwirtschaft und sei nicht ausschließlich von Agrarindustrie geprägt, zeigte sich der Minister überzeugt. Um dies zu erhalten, brauche es Geld – denn: “Nur vom Milch- und Getreidepreis können die Bauern nicht leben.” Außerdem werde nur rund ein Prozent der EU-Gelder für die Landwirtschaft verwendet.
Für die Zukunft der Kinder
Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll (V) bemühte einschlägige Metaphern, um das Publikum sanft auf die – auf einen Zeitpunkt nach den Landtagswahlen verschobene – Budgetpräsentation vorzubereiten: “Wir müssen gemeinsam das Feld bestellen, damit unsere Kinder eine Zukunft haben.” Dafür werde jeder seinen Beitrag leisten müssen – und zwar “je nach seiner Leistungsfähigkeit”. In welcher Form, darüber werde man noch Debatten führen müssen.
Die nähere Zukunft nahm indes ÖVP-Wien-Chefin Christine Marek ins Visier: “Ich bitte am 10. Oktober um Ihre Unterstützung.” Vergleichbar mit dem Agrarbereich müsse man auch in der Politik mit Ressourcen etwa in der Verwaltung sorgsam umgehen. “Wir wollen Nachhaltigkeit ins Rathaus bringen”, hierfür trete man “mit der nötigen Erdung” an. Mehr frischer Wind statt heißer Luft, so ihr Motto am heutigen warmen, spätsommerlichen Sonntag.
Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch streute der Volkspartei und namentlich Pröll Rosen. Es brauche Politiker, die “nicht auseinanderdividieren, sondern zusammenführen” und zudem nicht ständig mit neuen Steuerideen aufwarteten: “Ich danke Sepp Pröll für diesen klaren Kurs.” Grillitsch wetterte gegen politische Diskussionen, in welchen große von kleinen Bauern unterschieden würden, und forderte “faire Preise” für seine Klientel. Er appellierte zudem an die Zuhörerschaft, heimische Produkte zu kaufen. Schließlich würden zehn Prozent mehr österreichischer Lebensmittel ein Plus von 10.000 Arbeitsplätzen bedeuten.
Vor den Festansprachen nahm Dompfarrer Toni Faber die Segnung der Erntefrüchte vor. Nach den Auftritten der Politprominenz setzte sich schließlich der traditionelle Umzug der insgesamt 25 Erntewägen in Bewegung.