Seit Anfang Juni des Vorjahres war das kriminelle Duo, zwei 54- bzw. 38-jährige Kosovaren, aktiv. Jetzt legten ihnen Ermittler der Kriminaldirektion 1 (KD 1, Gruppe Borlak) das Handwerk.
Mindestens 14 Delikte sind den beiden Verdächtigen bisher nachgewiesen worden, sagte ein Ermittler am Freitag zur APA. “Aber die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.” Ihr Opfer spionierten die beiden in den Geldinstituten aus. Deshalb wussten die Ermittler auch, nach wem sie suchen mussten. Es gab Fotos aus den Überwachungskameras. Wenn eine bevorzugt ältere Dame Geld abhob, folgten die Verdächtigen ihrem Opfer nach Hause.
Einige Minuten später läuteten sie an der Wohnungstür und sagten der Frau, dass sie Geld im Stiegenhaus verloren habe. Während einer der Täter mit dem Opfer die Münzen aufhob, schlich sich sein Komplize in die Wohnung und holte sich die Beute. Opfer, die sich nicht beirren ließen, wurden mit einem Messer bedroht. Zum Teil befanden sich schwer gehbehinderte ältere Menschen unter den Bestohlenen bzw. Beraubten.
Streifen bei infrage kommenden Geldinstituten führten schließlich zur Festnahme der Verdächtigen. Dabei hatten sie gefälschte slowakische bzw. tschechische Reisepässe bei sich. Die Beute betrug mindestens 21.800 Euro.
Das Duo ist derzeit nur eine von mehreren Tätergruppen, die sich auf Bankanschlussdelikte in Wien spezialisiert haben. Vor allem Rumänen sind laut einem Ermittler in diesem Kriminalitätsfeld aktiv. Neben Trickdiebstählen werden auch klassische Raubüberfälle begangen. “Von Handtasche entreißen über Niederschlagen bis zur Drohung mit der Waffe ist alles dabei”, sagte der Beamte. Auch der Diebstahl des zuvor abgehobenen Geldes im Lebensmittelgeschäft ist eine Variante, genauso wie die mit einem Rasierblatt aufgeschlitzte Handtasche in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Eines der Hauptprobleme der Ermittler ist neben gar nicht erstatteten Anzeigen auch, die Tat überhaupt als Bankanschlussdelikt zu erkennen. “Viele der Opfer geben bei der Einvernahme eben nicht an, dass sie vor der Tat gerade Geld abgehoben haben”, so der Fahnder. Außerdem erstatten die meist älteren Opfer oft gar nicht Anzeige.
Die Polizei bittet allfällige weitere Opfer, sich unter der Telefonnummer (01) 31310 / 33653 DW oder 33654 DW mit der Kriminaldirektion, Gruppe Borlak, in Verbindung zu setzen.