AA

Wiener Boxpromoter als mutmaßlicher „Drogenkönig“

Einem bekannten Wiener Boxpromoter, der in der Szene unter dem Spitznamen „Pedro“ geläufig ist, wurde am Mittwoch im Straflandesgericht der Prozess gemacht.

Staatsanwältin Petra Staribacher sieht in dem 49-Jährigen weniger den Veranstalter von Box-Events und Manager von verheißungsvollen Nachwuchstalenten, sondern den Kopf einer bestens strukturierten Suchtgift-Bande: „Pedro“ soll von November 2005 bis Februar 2006 mindestens 80 Kilogramm Haschisch aus Holland nach Wien gebracht haben.

Laut Anklage bestellte der Mann bei mehreren Lieferanten den benötigten Nachschub und organisierte Schmuggelfahrten. Zur Abwicklung seiner Geschäfte soll er gezählte 44 Mal nach Amsterdam geflogen sein, wobei er oft einen ungarischen Box-Präsidenten dabei hatte, der ebenfalls weniger am Faustkampf interessiert gewesen sein dürfte: Gegen ihn ist am Landesgericht Eisenstadt ein Suchtgift-Verfahren anhängig.

„Pedros“ Suchtgiftring verfügte in Wien über ein beachtliches Verteilernetz: Im Rahmen von 30 Hausdurchsuchungen konnten noch 14 Kilogramm Haschisch, 400 Gramm Kokain, mehrere Kilogramm Marihuana sowie Ecstasy und Speed sichergestellt werden. Die Polizei bezifferte den Verkaufswert der beschlagnahmten Drogen mit 280.000 Euro. Der Promoter selbst hatte der Anklageschrift zufolge ein acht Quadratmeter großes Magazin als „Bunker“ angemietet.

Der 49-Jährige dürfte vom Suchtgifthandel gelebt haben. Er behauptet zwar, als Angestellter 1.500 Euro im Monat verdient zu haben, doch zu seinem Pech hat sein vorgeblicher Chef mittlerweile zugegeben, ihn aus rein „versicherungstechnischen Gründen“ angemeldet zu haben. In Wahrheit habe „Pedro“, der zum Schein als Druckereihelfer angestellt wurde, keinen Lohn kassiert.

Berechnungen der Justiz ergaben, dass der 49-Jährige dessen ungeachtet auf recht großem Fuß lebte: Allein seine monatlichen Fixkosten machten 3.145 Euro aus. Eine noble Dachgeschosswohnung mit Blick über Wien und einer geräumigen, mit einem luxuriösen Whirlpool ausgestatteten Terrasse sowie ein sündteurer Geländewagen haben eben ihren Preis.

Dass „Pedros“ Bande auch mit anderen Suchtmitteln handelte, legten Telefonüberwachungen und Observationen der Drogenfahnder nahe. Demnach wurde neben Haschisch, das „Fleisch“ oder „Faschiertes“ genannt wurde, auch mit „Software“ (Marihuana) und „Real Madrid“ bzw. „Schneebällen“ (Kokain) gedealt. Die Kunden wurden unter Bezeichnungen wie „Honda“, „Neffe“ oder „Kuckuck“ geführt.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Boxpromoter als mutmaßlicher „Drogenkönig“
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen