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Wiener Beamten verhindern Ausschreitungen im heimischen Fußball

30 szenenkundige Beamte sorgen bei Fußballspiele für einen sauberen Ablauf.
30 szenenkundige Beamte sorgen bei Fußballspiele für einen sauberen Ablauf. ©pixabaym.com (Themenbild)
30 szenenkundige Beamte (SKB) der Wiener Polizei sorgen für einen reibungslosen Ablauf bei Fußspallspielen. Wichtig ist hier vor allem der respekvolle Umgang mit den Fans sowie der Kontakt auf Augenhöhe.

30 szenekundige Beamte (SKB) der Wiener Polizei kümmern sich um den möglichst reibungslosen Ablauf von Fußballspielen mit Vereinen aus der Bundeshauptstadt. “In Österreich sind wir noch gut bedient mit unseren Fans”, betonte SKB-Chef Oberst Wolfgang Lang am Montag bei einem Medientermin in Wien. Die Beamten bräuchten aber “hohe soziale Kompetenz” im Umgang mit dem harten Kern der Anhänger.

“Es ist ein Schauspiel”, erläuterte Lang den Kontakt zu den organisierten Fangruppen. Wichtig sei ein respektvoller Umgang miteinander. “Obwohl es vielleicht nicht so wahrgenommen wird, ist uns da schon viel gelungen”, sagte Christian Doneis, der seit 2002 SKB ist und hauptsächlich die Anhänger von Rapid Wien bei Heim- und Auswärtsspielen begleitet. Mögliche Auseinandersetzungen seien durch Beobachtungen der SKB verhindert und Empfehlungen der Polizisten von den Fans ernst genommen worden.

Doneis: “Durch´s Reden kommen die Leut´zam.”

“Nach außen hin gibt es keinen Kontakt zur Polizei”, sagte Doneis auf den Einwand, wonach Ultra-Gruppierungen die Exekutive als Feindbild betrachten. Bei den Spielen gibt es aber sehr wohl Gespräche mit der Fanszene. Laut Doneis gilt hier: “Durch’s Reden kommen die Leut’ zam.” Wichtig sei für ihn “Kontakt auf Augenhöhe” und, dass er sich die richtigen Ansprechpartner suche – nämlich die Fanclubleiter. “Sie haben natürlich auch begriffen, dass ihr Ultra-Dasein nicht mit Gewalt allein aufrecht zu erhalten ist.” Durch Videoüberwachung in den Stadien und die Personenkenntnis der SKB werden Täter oft ausgeforscht.

Aber auch Distanz ist angebracht. Einem “Capo” der Ultras Rapid habe er im ersten Gespräch gesagt: “Wir zwei werden nie Freunde. Das willst du nicht und das will ich nicht”, berichtete Doneis. Es ist auch nicht das Ziel, dass sich Polizisten, die Fußballfans sind, zu ihrem Lieblingsverein als SKB melden, erläuterte Lang. Die Beamtinnen und Beamten müssen zunächst eine Probezeit von einem halben Jahr bis zu einer Bundesliga-Saison absolvieren. Den Job im szenekundigen Dienst machen sie dann meist nebenberuflich zu ihrem normalen Polizeidienst.

“Unsere Aufgabe ist eine rein präventive”, sagte Lang zur Arbeit der SKB. Die Beamten sammeln Informationen zu den Fanszenen – etwa auch im Internet – und geben diese an andere Sicherheitsbehörden weiter. Innerhalb der Polizei wird österreichweit ebenso regelmäßig kommuniziert wie mit den Verantwortlichen der großen Vereine. Aus den Erhebungen wird etwa auch die Personalstärke am Matchtag abgeleitet.

SKB Wien bei Spielen mit Pistolen und Pfefferspray bewaffnet

Bei den Spielen selbst sind die SKB in ziviler Kleidung mit einer Weste unterwegs, auf der “Polizei – Szenekundiger Dienst” zu lesen ist. Wie ihre uniformierten Kollegen sind die oft als “Fan-Cops” bezeichneten Beamten mit Pistole und Pfefferspray bewaffnet. “Bei Gewaltsituationen sind die SKB aber die ersten, die dann gehen”, betonte Lang, nachdem seine Mitarbeiter keine Helme oder Protektoren tragen.

“Wir sind zu Beginn kritisch beäugt worden”, sagte Lang zu den Anfängen, als in Österreich Ende der 1990er-Jahre entschieden wurde, Fußballspiele zu begleiten. “Ihr seid keine richtigen Polizisten”, sei etwa von Kollegen zu hören gewesen. “Da hat sich die letzten Jahre viel geändert”, meinte Doneis. Den anderen Einheiten wurde die Tätigkeit der SKB nähergebracht und die Kollegen wurden auf Dinge hingewiesen, die sie im Umgang mit Fans besser machen können.

Bundesweit rund 120 Polizisten im szenenkundigen Dienst

Auch Eishockey-Fans und Großereignisse sowie einzelne Spiele anderer Sportarten in Österreich werden regelmäßig von den SKB beobachtet. Bei Konzerten von Bands, die Fußballpublikum anziehen, schauen die Fan-Cops ebenfalls präventiv vorbei. In der ersten und zweiten Fußball-Liga müssen alle Vereine von speziellen Beamten betreut werden. Laut Lang arbeiten damit bundesweit rund 120 Polizisten im szenekundigen Dienst – und “es wird immer mehr”.

Während sich Auseinandersetzungen im Stadion oder in dessen Umfeld oft abzeichnen und verhindern lassen, geht es bei “Drittort-Auseinandersetzungen” oft zu schnell für die Polizei, erläuterte Doneis. “Ich kann ja nicht in die Fans reinschauen”, sagte Lang. Außerdem sieht er auch die Gesellschaft “sehr gefordert”. Unter den organisierten Rapid-Anhängern finden sich intelligente Personen, betonte er, im Weg stehe ihnen ihr Fanatismus. Der Fußballplatz sei ein Spiegel der Gesellschaft. “Wir merken, dass die Fans immer jünger werden. Die Fanszene ist die Familie”, erklärte Lang.

(APA/Red)

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