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Wiener Austria trennt sich von Vorstand Kraetschmer

Markus Kraetschmer und dei Wiener Austria trennen sich.
Markus Kraetschmer und dei Wiener Austria trennen sich. ©APA/HANS PUNZ
Vorstandsvorsitzender Markus Kraetschmer verlässt die Wiener Austria mit 30. Juni. Gerhard Krisch übernimmt die Agenden des langjährigen Club-Lenkers.

Die Wiener Austria und Markus Kraetschmer gehen künftig getrennte Wege. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag mitteilte, wird die Zusammenarbeit mit dem Vorstandsvorsitzenden mit 30. Juni einvernehmlich beendet. Kraetschmer war für die Favoritner seit 1. November 1997 in verschiedensten Funktionen, zuletzt jahrelang als prägende Figur tätig. Er stand spätestens seit Ausbleiben der Lizenz in erster Instanz in diesem Frühjahr stark unter Druck.

Fast 80 Millionen Euro Schulden

Die Austria häufte unter Kraetschmers Leitung in den vergangenen Jahren - auch bedingt durch den Stadionausbau - Verbindlichkeiten in der Höhe von 78 Millionen Euro an. Alleine in der Saison 2019/20 schrieben die "Veilchen" ein Minus von 18,8 Mio. Euro. Die Lizenz für die kommende Spielzeit wurde dem Club erst in zweiter Instanz erteilt, spätestens seitdem stand Kraetschmer stark unter Druck.

Dass Kraetschmers mit 30. Juni auslaufender Vertrag als AG-Vorstand nicht verlängert werden würde, war bereits nach einer Aufsichtsratssitzung im Mai durchgesickert. Offen war zuletzt, ob Kraetschmer seine Position in der neugegründeten Marketing-GmbH behalten würde, in der die Wiener mit dem strategischen Partner Insignia Sponsorensuche betreiben.

Kraetschmer wollte noch im April "an Bord bleiben"

Noch im April hatte Kraetschmer gegenüber Medien davon gesprochen, "an Bord" zu bleiben. Stimmen im Verein, die gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem 49-Jährigen waren, haben sich nun offenbar durchgesetzt. Die Finanzmisere der Austria mündet damit auch in personellen Konsequenzen.

Mit Kraetschmers Abgang endet eine Ära am Verteilerkreis. Er war schon als Manager dabei, als Frank Stronach mit großen Visionen bei der Austria einstieg und Jahre später viel Aufzuarbeitendes hinterließ. In Kraetschmers Zeiten wurden die Favoritner drei Mal Meister, zuletzt 2013 mit anschließender Champions-League-Teilnahme.

Kraetschmer war auch Austrias höchster Repräsentant in den nationalen (ÖFB, Bundesliga) und internationalen Gremien (European Club Association). Bei der Bundesliga ging man am Montag davon aus, dass Kraetschmer seine Agenden zurücklegen wird. Ein Nachfolger muss bei einer Clubkonferenz der Oberhaus-Clubs bestimmt werden.

Kraetschmer bleibt Austrianer

Kraetschmer will sich laut dem Verein "neuen Aufgaben" widmen. "Ich bin ein Kind der Austria und seit mehr als 40 Jahren mit Leib und Seele Austrianer. Daran wird auch diese Entscheidung nichts ändern", teilte er via Aussendung mit. "Ich habe der Austria viel zu verdanken und werde meinem Herzensverein immer die Daumen drücken. Ich wünsche mir, dass alle zusammenhalten und wir bald wieder vorne mitspielen."

Präsident Frank Hensel dankte Kraetschmer für "große Verdienste für die Austria" und eine aufopfernde Arbeit. "Zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat Kraetschmer ausgezeichnete Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass der Klub trotz des aktuell schwierigen Umfelds für die Zukunft gut aufgestellt ist. Dafür möchte ich ihm im Namen unserer Austria danken."

Als nunmehr alleiniger Vorstand der FK Austria Wien AG fungiert Gerhard Krisch. Der 55-Jährige war über 30 Jahre für die Bank Austria - dem derzeitigen Kreditgeber der Austria - tätig. Im Frühjahr 2017 stieg er als Clubchef der Vienna ins Fußballgeschäft ein und führte die Döblinger durch die Insolvenz. Zwei Jahre später war Krisch beim Regionalligisten FC Mauerwerk tätig. Im Spätherbst 2019 übernahm er die Funktion des Generalsekretärs beim Wiener Eislaufverein.

Kraetschmer scheidet aus Bundesliga-Aufsichtsrat aus

Markus Kraetschmer wird künftig nicht mehr Aufsichtsratsmitglied der Österreichischen Fußball-Bundesliga sein. Wie die Liga am Donnerstag mitteilte, endet sein Mandat mit 30. Juni 2021, was mit dem Ende seiner Tätigkeit als AG-Vorstand bei der Austria zusammenfällt. Kraetschmer gehörte dem Bundesliga-Aufsichtsrat von 1. März 2006 bis 18. Juli 2018 sowie erneut seit dem 9. Juli 2020 an.

Während seiner Amtsperioden war Kraetschmer langjähriger Vorsitzender der höchsten Spielklasse, Vizepräsident der Bundesliga und des ÖFB sowie zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats. Über die Nachbesetzung der vakanten Position entscheiden die Bundesligisten in einer der nächsten Club-Konferenzen. Wer ihm als Vorsitzender-Stellvertreter nachfolgt, beschließt der Aufsichtsrat selbst.

(APA/red)

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