Die ungewöhnliche Tat von dem keineswegs alltäglichen Täter machte sogar den Staatsanwalt perplex: “Normalerweise sitzen hier Angeklagte ohne soziale Perspektive. Und normalerweise haben die Täter keinerlei Verhältnis zu ihren Opfern.” Nicht in diesem Fall. Der 37-Jährige kannte seine Opfer sogar sehr gut, war er doch ihr Arzt im Krankenhaus. Bei der Beschaffung der Wohnungsschlüssel sei der Beschuldigte “systematisch” vorgegangen. Und hatte er keinen passenden Schlüssel dabei, so verschaffte er sich mit einem Brecheisen Zutritt.
In 27 Wiener Wohnungen eingebrochen
In insgesamt 27 Wohnungen soll der zweifache Familienvater laut Staatsanwaltschaft eingebrochen sein. Die Verteidigung widersprach in lediglich drei Fällen – und auch da nur, was die Höhe der erbeuteten Wertgegenstände betraf. Die Tat sei “nicht zu entschuldigen, aber zu erklären”, verwies Anwalt Nikolaus Rast auf die Spielsucht seines Mandanten. Schmuck, Goldbarren, Bargeld, Bankomatkarten samt Codes, Münzensammlungen – der 37-Jährige, der bereits eine Therapieplatzzusage erhalten hat, langte ordentlich zu.
Einwohner nach wie vor fassungslos
Auf den Zuschauerplätzen in dem kleinen Gerichtssaal saßen einige seiner Opfer, die es selbst Monate nach der Verhaftung “ihres” Arztes immer noch nicht fassen konnten, dass ihre Ersparnisse nicht nur gestohlen, sondern danach auch noch gegen Bargeld eingetauscht und verspielt worden waren. Verteidiger Nikolaus Rast brachte es auf den Punkt: “Die genauen Werte sind nicht mehr feststellbar.”
“Ich habe schon während meiner Studienzeit gespielt
Der Dialog zwischen Richter Christian Böhm und dem Angeklagten verlief ruhig und besonnen. Auf die Frage, wie es überhaupt zu den Taten kommen konnte, antwortete der (ehemalige) Turnusarzt: “Ich habe schon in meiner Studienzeit gespielt, die Einsätze wurden dann immer höher.” Er habe eben so lange weitergemacht, bis die Sache schieflief: “Ich habe die Wohnung aufgebrochen und dann aber gemerkt, dass doch jemand zu Hause ist. Ich wollte nur weg, habe noch eine Person zur Seite gerempelt und bin davongelaufen. Auf der Straße bin ich dann festgehalten worden.” Die Festnahme verlief völlig widerstandslos.
Drei Jahre für gewerbsmäßig schweren Diebstahl und Urkundenunterdrückung lautete schließlich das Urteil. “Sie haben aber danach reinen Tisch gemacht”, ortete der Richter strafmildernde Gründe. Dennoch: “Sie haben sich ihr Leben ruiniert. Als Arzt werden sie nie wieder arbeiten können.” Der Schuldspruch begründe sich zwar auf das Geständnis des Ex-Mediziners, doch die Verletzung des Vertrauensverhältnisses zwischen ihm und seinen Patienten habe hingegen besonders erschwerend gewirkt. “Aber Gewalttäter sind sie keiner”, so der Vorsitzende.
Angeklagte nahm Urteil gefasst auf
Der Angeklagte nahm das Urteil gefasst auf. Rund fünf Monate Gefängnisstrafe hat der 37-Jährige bereits in der U-Haft abgesessen. Das Thema Schulden wird für ihn jedenfalls weiter verfolgen: Denn drei seiner Opfer muss er mit insgesamt knapp 75.000 Euro entschädigen.