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Wienbibliothek zeigt rechtsextreme Graffiti-Kunst

Während in zahlreichen Bildern der Sprayer-Kultur zu Freiheit und Selbstbestimmung aufgerufen wird, zeigt die Ausstellung "graffiti.rechts.extrem." ab morgen, Freitag, in der Wienbibliothek weniger erfreuliche Dokumente aus der Graffiti-Szene.

Diese prägen mit rassistischen, fremdenfeindlichen oder neofaschistischen Parolen ebenso das Stadtbild. Die von Norbert Siegl und Dieter Schrage kuratierte Schau ist bei freiem Eintritt bis Ende November zu sehen.

„Hitlerbart“, „Neger raus“, „Kanaken“ oder „Wahlplakate“ sind nur einige der Themenkreise, die auf einzelnen Schautafeln behandelt werden. Anhand von rund 500 Fotografien, teils mit Kommentaren versehen, soll dabei ein umfassender Überblick über die verschiedenen Arten und Inhalte rechtsextremer Parolen und Zeichen gegeben werden. Bei der Auswahl wurden allerdings nicht nur Texte, Zeichnungen und Sticker berücksichtigt, die Hass, Unterdrückung oder Diskriminierung propagieren. Einbezogen wurden auch Gegenpositionen, die Stellung gegen derartige rechtsextreme Äußerungen beziehen oder diese entschärfen bzw. parodieren. Adressaten der jeweiligen despektierlichen Inhalte sind nicht nur bestimmte ethnische oder religiöse Gruppen, sondern etwa auch Politiker rechter und linker Couleurs.

Siegl, der als Mitglied des Instituts für Graffiti-Forschung seit Jahren Street-Art fotografiert und archiviert, sagte bei einer Presseführung am Donnerstag, dass Graffiti-Forschung immer auch mit Meinungsforschung zu tun habe: „Die Botschaften der Sprayer auf Bahnhöfen, Fassaden, an Öffi-Stationen oder wichtigen Sehenswürdigkeiten sind Ausdruck von aktuellen Konfliktfeldern in der öffentlichen Diskussion.“

„Graffiti ist eine Ausdrucksform von Menschen, die keine Öffentlichkeit in etablierten Medien haben“, ergänzte Schrage und bezeichnete die Ausstellung als „durchaus ambivalente Sache“: Er selbst habe sich während der Planung des Projekts immer wieder die Frage gestellt, inwiefern es zulässig sei, fremdenfeindliche Parolen ästhetisch aufbereitet zu präsentieren. Allerdings verstehe er die Schau als „wertvollen Beitrag im Sinne eines aufklärerischen Vorhabens“, so Schrage.

Mit Beginn der Ausstellung findet morgen, Freitag, ein Symposium zum Thema statt. Ab 17:30 Uhr halten etwa der Journalist Wolfgang Purtscheller, Rolf Schwendter (Präsident der Grazer Autorenversammlung) oder Philipp Sonderegger (Pressesprecher SOS Mitmensch) Referate zu Aspekten wie „Was heißt Kultur der extremen Rechten?“ oder „Rassistische Beschmierungen – Zur Verharmlosung von Links“.

„graffiti.rechts.extrem.“ in der Wienbibliothek, Rathaus; Ausstellungsdauer: 21. September bis 30. November 2007; Eintritt frei; Web: www.wienbibliothek.at

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